Rheinau-Freistett

Cevat Albayrak kam als Gastarbeiter nach Freistett

Ellen Matzat
Lesezeit 4 Minuten
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24. Mai 2016
Vor 50 Jahren kam Cevat Albayrak als türkischer Gastarbeiter nach Deutschland. Heute hat er auch die deutsche Staatsangehörigkeit und mit seiner Frau Huriye in Baden eine Heimat gefunden.

Vor 50 Jahren kam Cevat Albayrak als türkischer Gastarbeiter nach Deutschland. Heute hat er auch die deutsche Staatsangehörigkeit und mit seiner Frau Huriye in Baden eine Heimat gefunden. ©Ellen Matzat

Wie schnell die Zeit vergeht«, sagt Cevat Albayrak und kann sich noch genau daran erinnern, wie er vor 50 Jahren, nach 48-stündiger Zugfahrt, am 31. März 1966 als türkischer Gastarbeiter am Bahnhof in Bühl ankam, wo er schon von der Firma Baumann erwartet wurde. 

In dieser Zeit wurden in Deutschland viele Arbeitskräfte gesucht. Diese Chance auf einen besseren Verdienst nutzte Cevat Albayrak und setzte sich am 29. März 1966 in Karabük an der Schwarzmeerküste in den Zug. Nach einem Gesundheitscheck hatte er am 6. April bereits seinen ersten Arbeitstag im Sägewerk Baumann in Bühl. »Das war nicht einfach«, erinnerte er sich, da er damals noch kein einziges Wort Deutsch sprach. Kurze Zeit darauf durfte er in einer Zweigstelle in Hundsbach/Forbach im Schwarzwald arbeiten. Sein »Capo« stellte ihm ein Zimmer in seinem Haus zur Verfügung. Dessen Familie mit drei Kindern nahm ihn herzlich auf. In den 13 Monaten, die er in der Familie verbrachte, lernte er Deutsch. Dieser Familie ist er heute noch sehr, sehr dankbar. Danach folgten sechs Monate in einer TV-Fabrik in Esslingen. Da er dort keine Wohnung fand, kehrte er nach Freistett zurück und arbeitete bei der Hermann Peter KG.

Dort wohnte er erst in der Firma, bis fünf Jahre später seine Frau Huriye mit zwei Kindern nachkam. Die Familie bezog eine Wohnung in der Freiburger Straße. 1979 wurde Sohn Levent geboren. In der Zeit, als die Kinder klein waren, arbeitete seine Frau insgesamt 27 Jahre im Schichtbetrieb bei der Firma Bosch, und er in der Gegenschicht in den Stahlwerken.

Schwerer Arbeitsunfall

1983 kehrte er zur Hermann Peter KG zurück und arbeitete dort 33 Jahre ohne Fehltage, bis er 1997 im Alter von 61 Jahren einen schweren Arbeitsunfall hatte. Er geriet mit seinem rechten Bein in die Presse. Es folgten drei Jahre in Krankenhäusern und Rehakliniken. Eine Arbeitsunfallversicherung übernahm die Umbauten in seinem Haus, das er 1990 gekauft hatte, sodass er auch heute noch selbstständig leben kann. Autofahren kann er dank einer Spezialvorrichtung.

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Eigentlich hatte er vor, 1985 mit seiner Familie in die Türkei zurückzukehren. Aber nachdem die Kinder in der Schule gut integriert waren und sich wohlfühlten und auch er sowie seine Frau gute Arbeitsplätze und Freunde hatten, wollte keiner mehr zurück. Ein Stück Heimweh begleitete ihn aber immer, denn der Rest der Familie und seine alten Freunde waren eben in der alten Heimat geblieben. In Sinop-Türkeli an der Schwarzmeerküste hat er mit seinem Bruder ein Ferienhaus, in dem er vor seinem Unfall seinen Jahresurlaub und jetzt drei Monate im Jahr verbringt.

1996 hat er zur türkischen Staatsangehörigkeit auch die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Das war bis 2000 möglich, seither muss man sich für eine entscheiden. 2013 feierte er Goldene Hochzeit und am 1. März diesen Jahres 80. Geburtstag. Zu beiden Anlässen sei auch Bürgermeister Michael Welsche gekommen und er zeigte nicht ohne Stolz die jeweiligen Urkunden. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor dem heimischen Garten. 

Mensch sei Mensch

»Wenn Du selbst gut bist, sind auch die anderen gut«, erklärt er. Und Mensch sei Mensch, egal welcher Mentalität und welcher Religion er angehöre, betonte er. Seine Schwiegertochter, Arzu Albayrak, ist vom Typ her etwas dunkler und berichtet, dass sie schon merke, dass einige Leute wieder komisch reagieren und die Blicke teilweise schon extrem seien. Wenn sie dann auch noch gefragt werden würde, wie sie so schnell Deutsch gelernt hätte, könne sie das Lachen nicht mehr zurückhalten. Sie ist Deutsche, in Deutschland geboren und spricht genauso Deutsch und Dialekt wie jeder andere auch. 

Ihr tun die Flüchtlinge viel eher leid. Sie versucht ebenfalls zu helfen. »Wenn jeder von dem was er hat etwas abgeben würde, wäre die Welt in Ordnung«, sagt sie.

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