Christen besuchen Yunus-Emre-Moschee in Achern
Das Bildungswerk der Seelsorgeeinheit hatte zu einer Führung in der Yunus-Emre-Moschee in Achern eingeladen. Im Mittelpunkt stand der Austausch zwischen Muslimen und Christen.
Wie Dialog beginnt und wie mit schwierigen Themen umgegangen wird, bleibt auch nach dem Besichtigungstag in der Moschee in der Fautenbacher Straße eine der offenen Fragen. Die Führung hatte das Bildungswerk der Seelsorgeeinheit mit Bildungswerkleiterin Magdalena Seiser organisiert. »25 Interessierte konnten wir annehmen. Es gibt eine Warteliste von noch einmal 20 Personen«, sagte die Bildungswerkleiterin, die ein großes Interesse am Kennenlernen erkannte. Viele hätten sich bislang nicht in eine Moschee getraut. Zum Abbau solcher Hürden solle der Besuch gerade dienen. Als Unterstützer der Begegnung war Adalbert Kuhn, Theologe und langjähriger Leiter eines Bildungswerks in Esslingen, ebenfalls vor Ort.
Lale will Deutsch lernen
Grußworte sprach Metin Lale von der Yunus Emre-Moschee an der Fautenbacher Straße. Er ist seit September 2016 Imam in Achern. Übersetzt von Muhammed Altunhaya, Islamwissenschaftler und Mitglied der Moschee in Achern, kündigte Metin Lale an, im Lauf seiner Fünfjahresfrist, die deutsche Sprache lernen zu wollen. Der Imam und Yakop Keskin, seit 2016 Vorsitzender der Moschee, luden in den Gebetsraum ein. Das Interesse der Gäste fanden die Kanzeln ebenso wie der Platz des Vorbeters, die Teppiche und die aufgrund des Bilderverbots aushängenden Schönschrift-tafeln. Inwiefern der Ditib-Verband, dem die Moschee an der Fautenbacher Straße angehört, unter Einfluss des türkischen Staats liege, gehörte ebenso zu den Fragen, wie die Ausbildungshintergründe der Imame und die Stellung der Frauen in der Moschee.
Nachdem Unterschiede der Acherner Moscheen angesprochen wurden, hob der Imam die gute Freundschaft zwischen den Mitgliedern und Besuchern an der Fautenbacher Straße und der Moschee am Stadion hervor. Er verdeutlichte auch, dass der Islam die Religion des friedlichen Miteinanders sei und dass die politische Neutralität der Moschee dazu beitrüge, Extremismus und Radikalisierung eher nicht entstehen zu lassen. »Wenn es für Muslime in der Fremde keine Moschee mehr gäbe, wäre die Gefahr von Radikalisierung sicher größer«, erläuterte der Imam.
Brauch des Schenkens
Adalbert Kuhn erinnerte an den guten Brauch, dass christliche Gemeinden einer Stadt den Moscheen mit Gastgeschenken beistünden: »In Pforzheim etwa haben die Christen der Moschee einen Leuchter gestiftet.«
Naciye Celik, Erzieherin in einer Acherner Kindertagesstätte, lud im Aufenthaltsraum dazu ein, Bilder zum Thema Krieg und Frieden zu betrachten, die türkische und Flüchtlingskinder an Schulen in Renchen, Önsbach, Achern und Bühl gemalt haben.
Diese zeigen vielfach reale und zugleich höchst bedrückende Erfahrungen. »Die Ausstellung wird kommende Woche in der Grundschule in Achern zu sehen sein«, kündigte Celik an.
Dem Besuch der Moschee vorausgegangenen waren zwei Gespräche im vergangenen Jahr, in denen christliche Gemeinden und Moscheen dabei verblieben waren, den Dialog auch kritisch und offen aufzunehmen (wir berichteten).
Wie über aktuelle politische Fragen wie etwa Denis Yücel oder Demokratie und Grundrechte gesprochen werden kann, dürfte noch längeren Atem erfordern. Der abschließende Eindruck der Führungsteilnehmer war, dass der Dialog auch auf örtlicher Ebene notwendig sei.