»Den Dienst Jesu an uns annehmen«
Der Abendgottesdienst am Gründonnerstag erhält in der Pfarrgemeinde St. Stefan Oberachern alljährlich durch einen seit über 300 Jahren gepflegten liturgischen Brauch eine besondere Note.
Achern-Oberachern (hu). Dem Brauch zufolge, der durch die »Gründonnerstagsstiftung« vom 7. Mai 1740 in Oberachern fest verankert ist, vollzieht der jeweilige Zelebrant – in diesem Jahr Stadtpfarrer Joachim Giesler – dem Beispiel Jesu folgend an zwölf Männern aus der Gemeinde den Ritus der Fußwaschung. Mit Joachim Giesler und Pfarrer Ehrenfried Still als Konzelebrant war unter festlichem Orgelspiel von Olaf Fütterer eine große Ministrantenschar in die Pfarrkirche eingezogen.
Besonderer Augenblick
Joachim Giesler skizzierte in seiner Einführung eine Reihe von Augenblicken, die unvergesslich bleiben, so auch das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Abschied von ihnen. In seiner Ansprache setzte der Geistliche bei aktuellen Erfahrungen mit Einsparungen und Reduzierungen durch Rationalisierungsmaßnahmen an und übertrug dies auf das Glaubensleben mit der Frage: »Wie viel Religion, wie viel Gottesdienst brauche ich?« Verstehe sich die Kirche heute als »spirituelle Dienstleistungsorganisation«, so leistete Jesus seinen Jüngern einen Dienst, den sonst nur Sklaven verrichteten. Die Fußwaschung sei nur im Zusammenhang mit Leiden und Tod Jesu zu verstehen. Es gehe darum, den Dienst Jesu an uns anzunehmen.
Begleitender Chorgesang
Zwölf Männer aus der Gemeinde – die »Jüngergemeinschaft«, wie sie in der Gemeinde offiziell genannt wird – trat gemessenen Schritts in den Chorraum, um an sich durch Joachim Giesler die Fußwaschung vollziehen zu lassen. Als Nachfolger von Franz- Karl Vogt, der 32 Jahre lang dazugehörte, war unter ihnen erstmals Harald Schilling, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats.
Der Kirchenchor begleitete die Fußwaschung mit den »Gesängen zum Gründonnerstag« von Wolfram Menschick. Zur Kommunion erklang das Werk von Anton Bruckner »In monte oliveti«. In die anschließende Anbetung stimmte der Chor schließlich ein mit verhaltener Gestaltung der Weise »Bleibet hier und wachtet mit mir«.