Der Teufel war im Renchtal sehr aktiv
Ein großes Publikum ließ sich am Sonntagnachmittag in der Ringelbacher Kastelberghalle in die geheimnisvollen Geschichten der Renchtäler Sagenwelt entführen. Unter dem Titel »Rosa von Ringelstein« erzählten der SWR-Redakteur und Autor mehrer Sagensammlungen Willi Keller und die Musiker Peter Erdrich und Klaus Leopold von guten und bösen Mächten, von Schuld und Wiedergutmachung und von Treue und Verrat.
In Sagen haben die Menschen von einst ihre Urängste verarbeitet. Neben dem Unterhaltungswert waren sie den Zuhörern zugleich eine Warnung, sich nicht mit dem Bösen einzulassen und sich vor Habgier, Untreue und Verrat vorzusehen. Im Gegensatz zum Märchen finden Sagen in vielen Fällen ein böses Ende – entsprechend gruselig ging es am späten Sonntagnachmittag in der Ringelbacher Kastelberghalle zu, als Willi Keller von den Schicksalen der Bauern, Hirten, Handwerkern, Rittern und Burgfräuleins des Mittelalters erzählte. Tod und Teufel spielten dabei immer wieder eine große Rolle und nur wenige der Protagonisten überlebten das Ende der Geschichte.
Willi Keller gelang es mit seiner Erzählweise immer wieder, Spannung aufzubauen. Unterstützt wurde die Dramaturgie durch die Gitarrentöne Klaus Leopolds, der neben seiner Musik auch Schritt- und Klopfgeräusche sowie knarrende Türen simulierte. Ein lauter Schrei Peter Erdrichs während einer Sage um eine Totenmesse in der Klosterruine Allerheiligen machte die Gruselstunde perfekt. Im Publikum wechselten sich daher gespannte Stille und Gemurmel ab – schließlich ging es in den Sagen um Orte, welche die Zuhörer gut kannten. So erfuhr das Publikum beispielsweise, woher das »Rennbäumle« an der Landstraße Richtung Renchen seinen Namen hat. Dort habe einst der älteste Baum im Tal gestanden und sei im Jahr 1381 Schauplatz eines Gottesurteils geworden. Der Richter ließ die beiden Angeklagten vom Galgenplatz zum ältesten Baum rennen – der Verlierer wurde als Schuldiger interpretiert und schließlich gehängt. Seither heiße der Ort »Rennbäumle«.
Gruselunterhaltung
Vierteilungen am Ringelbacher Kreuz, der in Form eines »Schlappens« umhergehende Geist in Wolfhag und Gaisbach, ein den Tod bringender Mann ohne Kopf und die wohl bekannteste Oberkircher Sage um die weiße Frau sorgten für beste Gruselunterhaltung. Gitarrist Klaus Leopold und Tenor Peter Erdrich nahmen die Stimmung aus den Sagen in ihrer Musik auf, erzählten aber auch eigene Geschichten. So passten die Vertonungen von Goethes Ballade »Erlkönig« und von Mörikes »Feuerreiter« bestens zu den Renchtäler Sagen. Das Trio aus den beiden Musikern und dem Sagenexperten Willi Keller hat bewiesen, dass Sagen auch die Zuhörer des 21. Jahrhunderts noch in ihren Bann ziehen können. Das Publikum hatte nach eineinhalb Stunden Schauergeschichten noch nicht genug und forderte eine Zugabe, in der Willi Keller den Bogen zur Gegenwart schlug, denn die holde Maid der Sage »war so schön wie Claudia Schiffer«.