Appenweier

Die Stimme der badischen Imker

Steffi Rohn
Lesezeit 4 Minuten
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28. November 2014

(Bild 1/2) »Stiche gehören dazu«, weiß Appenweiers leidenschaftlicher Imker Ekkehard Hülsmann

Wenn es um die kleinen schwarz-gelben Honigsammler geht, denken viele an »Biene Maja«. Nicht aber in Appenweier. Hier drängt sich beim Stichwort Biene ein Name auf: Ekkehard Hülsmann. Der Präsident des Badischen Imkerverbandes ist seit Jahrzehnten ein Kämpfer für die Immen und gilt als »Stimme der badischen Imker«.

Ein großer holzgeschnitzter Bär hält Wache am Hauseingang des Bienenvaters. Das passt. Auch Bären lieben Honig. Hier in Appenweier ist der Präsident des Badischen Imkerverbandes zu Hause. Ekkehard Hülsmann liebt die Natur. Und diese Liebe strahlt er aus. »Bienen sind die Schöpfung. Die Natur ist für mich Erfüllung!« Den Bienen sei es noch nie besser gegangen, als unter der derzeitigen Landesregierung, meint er und sei glücklich darüber, dass mit Winfried Kretschmann ein Biologe und Bienenkenner  in der Villa  Reitzenstein residiert. »Er hat ein Faible für Bienen und ließ gleich zu Amtsbeginn vier Bienenvölker im anliegenden Park aufstellen.«

Die sind nicht nur für den berühmten Regierungshonig verantwortlich, sondern haben auch eine symbolische Bedeutung. Da passt es auch, dass Ekkehard Hülsmann als Ehrung für seine Arbeit mit der höchsten Auszeichnung des Landes von genau diesem Mann ausgezeichnet wurde. Am 28. April 2012 überreichte ihm Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden in Gold. »Das war ohne Frage ein Höhepunkt in meinem Leben«, freut sich der Appenweierer.

Seit vier Jahrzehnten macht sich der heute 69-Jährige ehrenamtlich um die Bienen und die Imker im Land verdient. Der Experte und Lobbyist der Bienen ist in unzähligen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern sowie auf verschiedenen Kanälen immer wieder zu Wort gekommen. Seine Aussagen haben Gewicht. »Man muss machen, was man gut kann und das mit Leidenschaft, dann knallt‘s!«, heißt sein Credo. Das Ganze gepaart mit großem Hintergrundwissen und stets guter Vorbereitung, so geht er auch in schwierigen Situationen ohne Berührungsängste mit zuweilen hohen politischen Persönlichkeiten um.    

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Aber wie fing alles an? Es war sozusagen Familien-
erbe. »Schon mein Vater hatte Bienenvölker. Ich bin damit aufgewachsen.« Stundenlang saß er als Kind vor den Waben und beobachtete das Treiben. »An einem Samstag kam ein Bienchen heraus und begrüßte mich, indem es mich ins Ohr stach«, erzählt er ohne Groll. Weniger der Schmerz im dick angeschwollenen Ohr machte den Eltern Sorge, als vielmehr das damit verbundene Erscheinungsbild des Sohnemanns, der doch am nächsten Tag zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen sollte. So verbrachte der kleine Ekkehard eine schlaflose Nacht mit wechselnden kühlen Umschlägen. Das Ohr auf den Fotos am nächsten Tag sah passabel aus, aber aus dem Gesicht des Buben sprach die Übernächtigung Bände. »Stiche gehören dazu. Das ist ganz normal«, sagt er.

Als der Vater starb, übernahm der Sohn dessen Posten bei den Kehler Imkern, später auch den Vorsitz. Seit 1987 ist er Präsident des Badischen Imkerverbands. Diese Verantwortung bringt nicht nur Freude ein, denn Hülsmann ist ein Kämpfer für die Umwelt. 2008 war das dunkelste Jahr seiner Amtszeit. Damals ereignete sich die größte Vergiftungskatastrophe Europas unter den Bienenvölkern in der Rhein-
ebene. Ein von der Regierung zugelassenes Pestizid, mit dem vor allem das Mais-Saatgut gebeizt wurde, war verantwortlich für das qualvolle Sterben unzähliger Bienen. »Ich betete damals, dass das Ministerium auf mich zukommen werde. Aber es passierte nichts.«

Als nichts geschah, machte Hülsmann das Thema öffentlich, und das mit Erfolg. Inzwischen ist das Mittel verboten. »Damals stand ich unter großem Druck. Das Land, die Landwirte und die großen Konzerne waren gegen mich. Die Imker dagegen setzten alle Hoffnungen auf mich. Gleichzeitig stand ich noch voll im Berufsleben, da gab mir mein Körper einen Warnschuss«, erinnert sich Hülsmann.

In Zukunft will Ekkehard Hülsmann bewusst kürzer treten. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres wird er nicht mehr als Präsident des Landesverbandes kandidieren. »Ich lebe schon jetzt bewusst. Und wenn er sich dann aus der politischen Arbeit zurückgezogen haben wird, wird es vielleicht etwas ruhiger um den Bienenflüsterer werden. Aber langweilig, da ist er sich sicher, wird es ihm nicht werden.

Zur Person

Ekkehard Hülsmann

1945 in Bad Peterstal geboren, aufgewachsen und Volksschule in Appenweier
1966 bis 1971 Universität Mannheim, Studiengang Wirtschaftspädagogik, anschließend Anstellung
1975 Wechsel an die Universität Freiburg, um Lehrer zum zweiten Staatsexamen auszubilden
1988 bis 2009 Leitung der Beruflichen Schulen Achern
1972 Heirat mit Claudia Hülsmann, geb. Grimm; zwei Kinder, drei Enkelkinder
seit 2009 in Pension

Ehrenamtliche Funktionen: 
seit 2009 Mitglied im Pfarrgemeinderat Appenweier und Dekanat Offenburg-Kinzigtal
seit 1973 Vorsitz im Imkerverein Kehl
seit 1983 Kreisvorsitzender
seit 1987 Präsident des Landesverbandes Badischer Imker
2004 bis 2005 Präsident des Deutschen Imkerverbandes
2012 Träger des Verdienstordens des Landes BW
Mitglied im bayerischen Krippenverband

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