Dollenberg-Hotelier fordert Kursänderung in Gemeinde
Dollenberg-Chef Meinrad Schmiederer hat in der touristischen Arbeit der Gemeinde und der Kur und Tourismus GmbH strukturelle Defizite ausgemacht, trotz der Erfolge im Bereich Premiumwandern mit inzwischen drei zertifizierten Wegen.
Am 29. April wird der Himmelssteig in Bad Peterstal als dritter Premium-Wanderweg der Gemeinde eingeweiht. Die wird zeitgleich als Premium-Wandergemeinde ausgezeichnet. Das Engagement von Axel Singer (Geschäftsführer der Kur und Tourismus GmbH) im Wandersegment findet Meinrad Schmiederer, der mit dem »Dollenberg« das größte Hotel im Ort betreibt, allenfalls »löblich«. »Auch wenn der Himmelssteig landschaftlich noch so schön ist, außer dem Freibadkiosk hängt da keine Wirtschaft dran, die den Gast versorgt.«
Und wo Umsatz generiert werden könnte. In Bad Peterstal setze sich das Problem fort, weil es kaum noch Hotelbetriebe gebe. In Bad Griesbach sei das Angebot an Hotels inzwischen deutlich größer. Das sei früher umgekehrt gewesen.
Er könne nicht verstehen, warum der Haberer-Turm nicht aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werde. Wenn da ein Wanderweg entstünde, könnte der von einigen Betrieben bedient werden. Eine weitere Baustelle: »Wir müssten die Wanderer mit dem Bus auf die Höhen bringen, auf den Freiersberg, den Löcherberg oder den Kniebis, damit die älteren Gäste von dort ins Tal spazieren können.« Doch dafür fehle das Geld.
»Deshalb ärgert es mich, dass nicht ernsthaft über einen Zusammenschluss mit den anderen Renchtalgemeinden gesprochen wird.« Das eingesparte Geld könnte für solche Projekte verwendet werden. »Eine Kursänderung ist dringend notwendig.«
Zu wenig Langzeitgäste
Trotz steigender Übernachtungszahlen sinke die Verweildauer der Gäste im Schwarzwald und im Renchtal. »Mehr Langzeitgäste könnten für weniger Lücken in der Belegung und einen besseren Umsatz sorgen.« Doch dafür müsse man Angebote kreieren.
Im »Dollenberg« sind rund 180 Mitarbeiter beschäftigt. Bei der Fremdenverkehrsabgabe trage sein Haus den Hauptteil, sagt Schmiederer. Hinzukomme die Kurtaxe als zweckgebundene, touristische Abgabe. »Dafür erhalte ich kaum einen Gegenwert. Es gibt in Baden-Württemberg Betriebe, die von diesen Abgaben befreit sind.«
Termine im Fokus
Der Aufsichtsrat der Renchtal Tourismus GmbH trifft sich morgen, Mittwoch, zu seiner nächsten, nichtöffentlichen Sitzung.
Am kommenden Montag, 18.30 Uhr, befasst sich der Gemeinderat Bad Peterstal-Griesbach in öffentlicher Sitzung mit den Handlungsempfehlungen der Gesellschafterversammlung der Kur und Tourismus GmbH über die Ausrichtung des Unternehmens.rüd
Hätten Sie es gewusst?
Deutschland bei Europäern als Reiseziel beliebter als Italien und Frankreich
Deutschland als Reiseziel beliebt: Seit 2010 steht Deutschland als Reiseziel der Europäer auf Platz 2 hinter Spanien. Knapp 57 Millionen Europäer reisten 2015 nach Spanien, 52 Millionen nach Deutschland, 39 Millionen nach Frankreich. Auf den Plätzen Italien und Österreich.
Übernachtungsrekord: Über 447 Millionen Übernachtungen gab es 2016 in Deutschland, davon knapp 81 Millionen (18 Prozent) durch ausländische Gäste. Nach Bayern (88 Millionen) belegt Baden-Württemberg (51 Millionen) den zweiten Platz im Bundesländer-Ranking. Berücksichtigt sind Betriebe ab zehn Betten/Stellplätzen.
Für Kurzurlaube bevorzugt: Bayern ist bei Urlaubsreisen ab fünf Tagen 2015 das Maß der Dinge bei den Deutschen, die im Inland Urlaub machen (Anteil 18,3 Prozent). Baden-Württemberg kommt auf 8,7 Prozent und liegt damit hinter Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf Platz fünf. Für die Anbieter im Südwesten bedeutet das mehr Kurzurlauber und pro Person und Reise geringere Umsätze.
Günstige Hotelzimmerpreise: 2015 lagen die durchschnittlichen Netto-Hotelzimmerpreise in Deutschland bei 100 Euro (Europa 113,40). Der Vergleich der Metropolen: Paris (256 Euro), London (199 Euro), Rom (150 Euro), München (130 Euro), Hamburg (109 Euro) und Berlin (94 Euro). rüd
Quellen: Statistisches Bundesamt/Statista/STR London/Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen