Eva hob nur beim Maibaumstellen ab
Wie im Paradies kam sich Eva Harter als Oberkircher Weinprinzessin des Öfteren vor. Für die ARZ erinnert sich die 23-Jährige an ein Geburtstagsständchen von Guido Wolf, verpasste Neujahrsempfänge und die Bürde der Krone.
Wenn Eva Harter beim Oberkircher Weinfest die Krone abgeben muss, wird schon ein bisschen Wehmut aufkommen. Zu schön war das Prinzessinen-Jahr der 23-jährigen Nesselriederin. Als Symbol wird sie das Schmuckstück vermissen, als Teil der Frisur sicher nicht: 15 Minuten dauerte es, bis das Diadem ins Haar eingeflochten war – wenn es gut lief. Wenn es nicht so gut lief, waren schon mal 40 Minuten weg. Und die Krone ist schwerer, als man denkt: Bisweilen hinterließ sie nach langen Terminen eine kleine Delle auf Evas gekröntem Haupt. Unwohl gefühlt hat sie sich dennoch nie als Prinzessin – im Gegenteil. Das Staunen von Kindern, die sie bewunderten, war ebenso unvergesslich wie viele Ausschanktermine: »In kleinem Kreis konnte ich das, wofür ich stehe, am besten vermitteln.«
Einmal hob die bodenständige Nesselriederin, die lieber positiv denkt statt zu jammern, richtig ab: Beim Maienstellen beförderte sie die Feuerwehr für ihre Rede mit einem Steiger in 18 Meter Höhe. Die Aussicht, vor so vielen Bekannten und Freunden zu reden, machte sie fast so nervös wie die Kutschfahrt zum Weinfest.
Der Anblick des Maiens auf dem Hof ihrer Eltern empfand sie auch Wochen und Monate nach dem Weinfest als besondere Ehre in einer Zeit, die viele Höhepunkte bereithielt: In ihren 23. Geburtstag konnte sie am Weinfest hineinfeiern, gemeinsam mit zwei Freundinnen auf dem Riesenrad. »Das war unbeschreiblich.« Und wenige Stunden später sang sogar CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf ein Geburtstagsständchen für sie, als Eva bei einer Wanderung von Parlamentariern Wein reichte.
Einmal wurde der Rebensaft sogar knapp: Bei einem Ausschank beim Weinfest im Europa-Park lief es so gut, dass die für zwei Tage bereitgestellte Menge schon am ersten Abend nahezu ausverkauft war. »Wir mussten nochmals in die WG zurück und Wein ausschenken.« Den Weg in die Räume der Oberkircher Winzer hat Eva Harter in diesem Jahr schon ziemlich oft zurückgelegt, was auch daran liegen mag, dass sie dort seit Februar arbeitet. Im kaufmännischen Bereich. »Da fühle ich mich wie daheim«, sagt die gelernte Hotelfachfrau, die sich sicher ist, ihren Arbeitsplatz für die kommenden Jahre und Jahrzehnte gefunden zu haben.
Heimelige Gefühle kamen auch bei einem Termin in Achern auf, der einer der schönsten und anstrengendsten zugleich war: Bei einem Kochwettbewerb fühlte sie sich an ihre eigene Zeit in der Gastronomiebranche erinnert. Die Veranstaltung dauerte zehn Stunden. Und da die Weinprinzessin beim Ausschenken grundsätzlich nicht hinsitzt und schon einen Termin vom Vortag in den Knochen hatte, taten ihr am Ende des Abends die Beine ziemlich weh.
Hoheit steht lieber
Ob »Verstehen Sie Spaß?« oder Termine in Ettlingen und Bad Säckingen – Evas Einflussbereich erstreckte sich weit über das Renchtal hinaus. Bei den Neujahrsempfänge in Oberkirch und Appenweier fehlte sie hingegen: Sie hatte schon lange vor ihrer Krönung eine Reise auf die Philippinen, die Heimat ihrer Mutter, gebucht. Dirndl und Krone blieben daheim. »Wenn sie verloren gegangen wären, hätte ich mir das nie verzeihen können.« Auf den Anblick von Eva I. mussten die Verwandten aus Südostasien dennoch nicht verzichten: Die Weinprinzessin hatte ausreichend Autogrammkarten eingepackt.