Experiment glückte zauberhaft
Es ist nicht einfach für einen Kapellmeister, am Ende der Kurkonzert-Saison noch einmal einen musikalischen Höhepunkt als Abschlusskonzert zu zelebrieren. Oppenaus Stadtkapellmeister Stefan Börsig hat sich für ein interessantes Experiment entschieden, das zauberhaft glückte.
Ein musikalischer Ausflug nach Amerika und Afrika machte den Musikern vernehmlich Freude. Freude, die sich auf das zahlreiche und treue Publikum in der Günter-Bimmerle-Halle übertrug. Zunächst stand Amerika auf dem Tourneeplan: Mit bewährter Präzision und viel Elan wurde das Potpourri »Tropicana« als Ouvertüre gespielt, eine Abfolge vieler, als Ohrwürmer bekannter, Unterhaltungsmusikstücke entführte in die Karibik.
Um die Bedeutung des Tangos für die Argentinier zu erläutern, zitierte Moderatorin Lena Braun einen Altmeister der Musikkritik über den Tango: »Vergessen sind Schritte und Figuren, Mühen und Plagen, die Umwelt existiert nicht mehr.« Dieser Theorie folgte die praktische Umsetzung von Piazollas »Oblivion« durch das von Stefan Börsig mit präzisem Taktstock geführte große Ensemble.
Mit dem Stück »Matrimony« brillierte die junge Solistin Amelie Panter, gekonnt spielte sie dieses sehr anspruchsvolle Liebeslied. Insbesondere die getragenen Passagen vom Liebesleid meisterte sie mit voller Konzentration. Ein anerkennender Händedruck des Kapellmeisters war, neben dem Applaus, ihr verdienter Lohn.
Deutlich flotter und unbeschwerter ging es zu, als die vier Saxofonisten Markus Schmiederer, Jochen Müller, Jan Bruder und Simon Huber an die Rampe vorrückten und »Saxophone Date« mitreißend ins Publikum schmetterten. Perfekt war das wechselnde Zusammenspiel mit der Kapelle.
Vorsitzender Christian Steger erläuterte kurz, warum die nun folgenden Stücke gleichsam als Multimedia-Schau dargeboten werden. Die aktive Musikerin Sarah Harter war längere Zeit in Südafrika und hat viele Bilder mitgebracht. Zunächst erzählte sie mit einer Bildfolge von ihrer Arbeit an einer Schule, danach dienten weitere ihrer Bilder als Blickfang für die folgenden Musikstücke.
»African Symphony« ist wohl keine original-afrikanische Volksmusik, sondern ein sehr gelungenes Arrangement. Aber wenn die Kapelle die Tierlaute intoniert und passend dazu der Elefant auf der Leinwand erscheint, ist die Illusion dennoch gelungen.
Großartige Aufnahmen
Mit Passagen aus dem Musical »König der Löwen« verfuhr die Kapelle gleichermaßen, die eigentlich eher westlichen Weisen wurden durch die großartigen Tier- und Landschaftsbilder von Sarah Harter afrikanisiert. Die Zugabe brachte das Publikum wieder zurück in das Renchtal: Mit einem flotten Marsch schloss die Stadt- und Kirchspielskapelle die Sommersaison ab.