Fackellauf wird zum Abenteuer
Zum 100. Jubiläum der Schönstattbewegung pilgerten im Oktober 84 Jugendliche und junge Erwachsene in Form eines Fackellaufs von Pompeji nach Schönstatt. Einer der Fackelläufer war Matthias Neuwirth aus Oberkirch. Der 29-Jährige hat in den neun Tagen eine abenteuerliche Reise mit vielen wertvollen internationalen Begegnungen erlebt
Pompeji hat für die Schönstattbewegung eine besondere Bedeutung. Durch den Wiederaufbau einer kleinen Kirche schuf der Dominikaner Bartolo Longo dort Ende des 19. Jahrhunderts einen Wallfahrtsort. Für den Gründer der Schönstattbewegung, Pater Josef Kentenich, diente dieser Ort als Inspiration. Die jungen Pilger machten sich bei ihrem Fackellauf deshalb auf den Weg vom Ursprung der Schönstattbewegung hin zur Pilgerarena in Schönstatt, wo das Jubiläum gefeiert wurde.
Schon die Schilderungen der Anreise nach Pompeji lassen Matthias Neuwirth schmunzeln. Mit einem Reisebus fuhren die Pilger aus Deutschland zunächst nach Rom, um dort an einer Papstaudienz teilzunehmen und dann weiter nach Pompeji zu reisen. Nach einer dreitägigen Anreise im Bus sehnten sich die jungen Pilger nach einer Dusche – vergeblich. Denn in der Schule, in der die Gruppe übernachtete, waren die Duschen kaputt. Abenteuer eben.
Insgesamt 1800 Kilometer hatten die Fackelläufer innerhalb von neun Tagen zu bewältigen. Um dieses Pensum zu schaffen und pünktlich zur Vigilfeier in Schönstatt zu sein, war läuferisches Tempo und ein hohes Maß an Organisation gefragt. In Busgruppen eingeteilt waren kleine Gruppen von Läufern für Etappen von 50 Kilometern zuständig. Der Fackelläufer wurde jeweils von einem Radfahrer begleitet, der Bus fuhr voraus oder hinterher. »Jeder rannte so lange, wie er das Tempo halten konnte, dann wurde gewechselt«, erzählt Matthias Neuwirth. Die Pilgerreise war oft abenteuerlich: Die Strecke verlief nicht selten auf Bundesstraßen, hinter dem Läufer staute sich der Verkehr und einmal wollte das Auto der Gruppe nicht mehr anspringen. Um die Route in der vorgegebenen Zeit zu schaffen, waren die Gruppen auch nachts unterwegs. Und hin und wieder ging mal ein Läufer verloren, den man schnell finden musste, um die Fackel pünktlich an die nächste Gruppe weitergeben zu können.
An den einzelnen Etappenzielen wurden die Läufer mit sehr viel Gastfreundschaft empfangen. So legten die Pilger eine Strecke von 1800 Kilometer zurück, durch Italien über den Gotthard, durch die Schweiz über Freiburg, Speyer bis nach Schönstatt.
Wünsche und Bitten
Bei der Aktion ging es aber mehr als nur um den sportlichen Fackellauf. Vor dem Fackellauf hatte die Schönstattbewegung Anliegen von Menschen gesammelt. Diese Wünsche, Bitten oder Nöte nahmen die Läufer mit auf den Weg. »Vor jeder Teilstrecke hat man als Läufer ein Anliegen auf den Weg mitgenommen, um daran beim Laufen zu denken. Für eine bestimmte Sache zu laufen, war ein riesiger Ansporn«, erzählt der 29-Jährige.
Von seinem Engagement für den Fackellauf hat Matthias Neuwirth vor allem eines mitgenommen: viele Bekanntschaften verteilt über die Welt. Denn das Läuferteam war sehr international.
Neben den Europäern aus Italien, Spanien, Ungarn, Polen und der Schweiz, waren auch viele Südamerikaner aus Argentinien, Ecuador und Brasilien mit im Team. »Die Südamerikaner haben sehr viel gute Stimmung verbreitet«, berichtet Neuwirth.
Nach Hause gekommen ist der dann mit dem Gefühl, »dass man viel erreichen kann, wenn man nur zusammenhält«.