Mountainbiker bestürzt über Falle im Oberkircher Wald
Sabotagakte sind im Oberkircher Wald die absolute Ausnahme: Fahrradfallen, wie sie am Montag und Donnerstag an einem Weg bei der Schauenburg entdeckt wurden, waren passionierten Mountainbikern zuvor noch nicht unter die Reifen gekommen.
Als Akt der Selbstjustiz wertet die Polizei die Schraubenfallen, die ein Unbekannter auf einem 50 Zentimeter schmalen Weg im Privatwald bei der Schauenburg installiert hatte. Die erste ihrer Art hatte am Montag ein Wanderer gemeinsam mit der Polizei entschärft, die zweite, nur 30 Meter entfernt, hatte am Donnerstag die Reifen von drei Mountainbikern aufgeschlitzt (die ARZ berichtete).
Die Jugendlichen waren durch den Fund vom Montag gewarnt, der nicht nur bei Radsportlern im Renchtal Kopfschütteln auslöst. Die dürfen den für Fußgänger öffentlich freigegebenen Weg eigentlich nicht nutzen: Radfahren ist im baden-württembergischen Wald nur auf mindestens zwei Meter breiten Wegen erlaubt.
58 000 Stimmen gegen diese Zwei-Meter-Regelung und für eine Freigabe schmaler Wege hat der Oppenauer Heiko Mittelstädt mit der Deutschen Initiative Mountainbike gesammelt. Die Petition wurde abgelehnt. Fälle wie der in Oberkirch sind dem Mountainbikefunktionär im Schwarzwald nur selten untergekommen. Dass das gerade im Renchtal vorkomme, »wundert mich wirklich«. Mittelstädt berichtet von einem entspannten Verhältnis zwischen Bikern, Waldbesitzern und Förstern. »Fallen sind das falsche Signal. Ich bin froh, dass das angezeigt worden ist. Das ist eine Straftat.« Die Polizei ermittelt wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung (Hinweise unter • 0 78 02/ 70 26 0).
Dass mal ein Stock oder ein Ast auf einer von Mountainbikern genutzten Strecke liegt, ist Axel Hauser schon vorgekommen. »Den machen wir dann einfach beiseite.« Schrauben oder Drähte hat der Lehrer und Mountainbiketrainer des Skiclubs Oppenau zum Glück noch nicht entdeckt. Die Konflikte mit Wandereren, die auf die Gesetzeslage pochen, haben seiner Meinung nach aber zugenommen, seit die Zwei-Meter-Regelung in der Diskussion ist. »Da wurden vielleicht schlafende Hunde geweckt.«
»... so schallt es heraus«
Auf das Training auf schmalen Wegen können gerade die Wettkampfsportler nach Hausers Meinung nicht verzichten: »Wir wollen und müssen diese Strecke fahren, um den jungen Sportlern die Attraktivität der Sportart näherzubringen und in Wettbewerben mithalten zu können.« Hauser empfiehlt seinen Radlern, zu bremsen und freundlich und im Einvernehmen mit den anderen Waldnutzern um Durchfahrt zu bitten. »Wie man in den Wald reinruft, so schallt es wieder heraus.«
Eine Annäherung zwischen Wanderern und Radlern hat Erwin Huschle im Verlauf der vergangenen Jahre ausgemacht. Der Vorsitzende des Haslacher Radsportvereins Staubwolke erkennt kein Konfliktpotenzial im Wald. Das Verhältnis sowohl zu den Waldbesitzern als auch den Behörden sei gut. Das zeigt sich auch bei der problemlosen Genehmigung von Veranstaltungen und an der Mountainbikestrecke, die der Verein im Haslacher Wald betreibt. Huschle warnt davor, den Gaisbacher Fall zu verallgemeinern. Schließlich sei das Renchtal »ein Eldorado für Radfahrer«.
Mountainbiker sind dort laut dem Chef der Renchtal Tourismus GmbH, Matthias Greilach, ausdrücklich willkommen. Sie finden 500 Kilometer ausgewiesene Strecke vor. Der Fallenfund hat Greilach »schockiert. Ich kann das nur in aller Form verurteilen. Das ist eine Riesensauerei.«
»Wir haben nichts gegen Biker«
Für den Bezirksvorsitzenden des Schwarzwaldvereins, Gerd Schwarz, ist Rücksichtnahme das entscheidende Kriterium. Mutwillige Sabotage an Wald- oder Wanderwegen ist auch ihm noch nicht vorgekommen. Auch wenn die Wegewarte über die Rillen klagen, welche die Mountainbikern bei ihren Bremsmanövern in die Wege fahren, stellt Schwarz klar: »Wir haben nichts gegen Mountainbiker.« Es gebe sogar Biker-Gruppen innerhalb des Schwarzwaldvereins.
Zwei schwere Unfälle im Vorjahr
»99 Prozent der Radfahrer sind vernünftig und nehmen Rücksicht, wenn sie schmale Wege befahren«, weiß der Oberkircher Revierförster Michael Sauter. Die Ausnahmen verursachten 2014 zwei Unfälle am Renchtalsteig im Bereich der Schauenburg, als sie mit vollem Tempo einen engen Weg hinunterfuhren. Zweimal mussten sich Wanderer per Sprung retten, wobei sie sich schwere Beinverletzungen zuzogen.
Konflikte zwischen Mountainbikern und Waldbesitzern bzw. Wanderen gibt es vor allem dann, wenn sich die Radfahrer nicht an die Zwei-Meter-Regelung halten, weiß Bernhard Mettendorf. Wortgefechte bleiben in Einzelfällen nicht aus: »Es gibt auf beiden Seiten solche und solche. Funktionieren tut das Zusammenleben dann, wenn beide Seiten wollen und guten Willens sind.«
Erwischen die Förster einen Mountainbiker auf einem schmalen Pfad, sprechen sie ihn an. Von ihrem Recht, Bußgelder zu verhängen, machen sie in der Regel keinen Gebrauch.