Stadt Oberkirch erlässt Foto-Verbot im Freibad-Kabinentrakt
Die Vorkommnisse der Kölner Silvesternacht haben in den Renchtäler Freibädern offenbar keine Nachahmer gefunden: Es gab dort keine sexuellen Belästigungen, wohl aber ein neues Verbot – für Fotografen.
Ein großes Schild zeigt es an: Im Kabinenbereich des Oberkircher Freibades gilt seit einigen Tagen ein striktes Fotografierverbot. »Aufgrund eines Vorfalls im Sommer dieses Jahre haben wir uns veranlasst gesehen, ein Hinweisschild im Bereich der Umkleidekabinen aufzuhängen, das mit Piktogrammen auf ein Fotografierverbot mit Foto/Video oder Handy hinweist«, begründet Stabsstellenleiter Hermann Brüstle diese Maßnahme. Die Polizei habe den Vorfall überprüft, dabei hätten sich aber keine strafrechtlich relevanten Verdachtsmomente für eine Belästigung oder Nötigung ergeben.
Oberkirch baut dennoch vor: »Ein sicheres und ungestörtes Badevergnügen der Badegäste hat für uns oberste Priorität«, sagt Brüstle. Die überwiegende Zahl der über 100 000 Freibadbesucher in Oberkirch haben sich aber ordentlich verhalten haben.
Oberkirch: 100 000 Besucher und drei Hausverbote
Die Stadt musste in diesem Jahr lediglich in drei Fällen ein Hausverbot aussprechen – sie spielten sich laut Brüstle nicht im Umkleidebereich ab, sondern auf der Liegewiese. Es habe sich um versuchten Diebstahl oder Beleidigungen gehandelt.
Das sagen Polizei und Staatsanwaltschaft
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch die Ortenauer Ermittler: Weder Staatsanwaltschafs-Sprecherin Miriam Kümmerle noch Polizeisprecher Patrick Bergmann können sich an einen Fall von sexueller Belästigung in einem Ortenauer Freibad vom Sommer 2016 erinnern. Die Polizei- und Kriminalitätsstatistik als Gedankenstütze wird erst 2017 veröffentlicht.
Schlagzeilen gemacht hatte ein Fall vor der Freibadsaison: Im April wurde einem Flüchtling vorgeworfen, Kinder im Offenburger Hallenbad unsittlich berührt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den Mann mittlerweile eingestellt: Sein Verhalten könne nicht eindeutig als sexuelle Handlung eingestuft werden, sondern Teil des Herumalberns gewesen sein. Die Mutter der Kinder hat laut Kümmerle Beschwerde eingelegt, über die aber noch nicht entschieden ist.
Oppenau: »So wie es sein sollte«
Die Eindrücke der Polizei bestätigen auch die Renchtäler Bäderverantwortlichen: »Wir hatten eine richtig tolle Saison: keine nennenswerten Unfälle, keine Ausschreitungen, keine Belästigung. Es war so wie es sein sollte«, ergänzt Ulli Belhiouani, der Betriebsleiter des Oppenauer Freizeitbades. Der Peterstaler Freibadpächter Klaus Schwarze hatte sich schon zuvor per Facebook bei seinen Gästen für ein »harmonisches Miteinander« bedankt.
In Bad Peterstal verlief die Saison »absolut ärgerfrei«
Gegenüber der ARZ ergänzt er: »Die Saison war absolut ärgerfrei, so wie man sich das wünscht.« Einen Grund, ein Fotoverbot im Schwimmbad zu erlassen, erkennt Schwarze nicht. »Wenn die Oma kein Erinnerungsfoto vom Enkel mehr machen darf, hört es auf.«
Auf der Liegewiese ist Fotografieren weiter erlaubt
So weit ist man allerdings auch in Oberkirch nicht: Das Verbot gilt nur für den Kabinenbereich, der dem Standard anderer Bäder entspreche. Sollte ein Badegast dagegen verstoßen, wird laut Brüstle die Polizei hingezogen
Wenig Übergriffe
»Weniger Übergriffe im Freibad als befürchtet« - unter dieser Schlagzeile hatte die »Stuttgarter Nachrichten« ihre Recherchen auf ihrer Facebook-Seite zusammengefasst. Das Ergebnis: In den acht Stuttgarter Freibädern habe es bis Ende August gerade einmal drei Anzeigen wegen sexueller Belästigung gegeben. In den Hallenbädern kamen sechs Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung dazu. Landesweit sollen sich die Zahlen auf Vorjahresniveau bewegen. Damals waren nach Angaben des Innenministeriums in den Bädern des Landes 89 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gezählt worden.
Die Freibad-Bilanz: Rekordsaison in Bad Peterstal
Anders als in Oberkirch, wo das Freibad noch bis einschließlich 3. Oktober geöffnet hat, ist die Badesaison unter freiem Himmel im oberen Renchtal seit gut einer Woche beendet.
In Oppenau zählte das Personal 48001 Badegäste - das ist laut Betriebsleiter Ulli Belhiouani (Foto) »guter Durchschnitt«, aber weit entfernt vom Allzeitrekord. Der liegt bei 90 347 Gästen, gezählt im Jahrhundertsommer 2003. Auch die Zahlen des Vorjahres (51000) wurden nicht ganz erreicht. »Bis Mitte des Sommers gab es kaum zusammenhängende Schönwettertage. Die letzten drei, vier Wochen haben es rausgerissen«, begründet Belhiouani.
Am besten lief es am Sonntag, 10. Juli: Mit 1957 Besuchern war es der bestbesuchte Tag des Jahres im Freizeitbad. Von einer Verlängerung der Badesaison sah Bellhiouani nach mäßigen Wetteraussichten für die vorletzte September-Woche ab: »Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den Kosten.«
Auf 22 745 Besucher kommt das Freibad Bad Peterstal - laut Pächter Klaus Schwarze ein Rekordergebnis. Im Vorjahr hatte er 14 000 Gäste. 2014 wurden unter seinem Vorgänger gar nur 6000 Besucher gezählt. Der Sommer habe rechtzeitig Fahrt aufgenommen, ergänzt der Schwimmeister, der in diesem Jahr in zwei Kursen 16 Kindern das Schwimmen beibrachte . »Ich bin sehr zufrieden und hoffe, dass die nächste Saison genauso wird.«
Unfälle, Streit oder Belästigungen habe es nicht gegeben. Dennoch musste einmal der Rettungshubschrauber gerufen werden: Ein Gast hatte allergisch auf den Stich einer Biene reagiert.