Freistetterin Katharina Hergeth wird 100
Als sie geboren wurde, gab es in Deutschland noch einen Kaiser und Autos hatten einen gewissen Seltenheitswert: Katharina Hergeth feiert heute im Freistetter Seniorenheim den 100. Geburtstag.
»Alles Gute zum Geburtstag« klang es am Mittwoch im Seniorenheim in Freistett, denn Katharina Hergeth feierte ihren 100. Geburtstag. Schon seit Wochen fieberte sie diesem großen Ereignis entgegen. Ihre zwei größten Wünsche sind, dass sie am Festtag richtig fit ist und bald wieder alleine laufen kann. Katharina Hergeth beeindruckt durch ihre geistige Fitness.
Sie häkelt und strickt gerne. Ihr Zimmer im Seniorenzentrum, in dem sie seit dem Tod ihrer Töchter lebt, ist mit ihren zahlreichen schönen Handarbeiten geschmückt. Die Seniorin ist stolz, dass sie noch ohne Brille häkeln und lesen kann. Wegen eines Oberschenkelhalsbruchs sitzt sie zurzeit im Rollstuhl und musste mit 99 Jahren noch einmal laufen lernen. Niemand aus ihrem Umfeld hatte nach dem Unfall geglaubt, dass sie jemals wieder laufen könne. Aber Katharina Hergeth hat alle mit ihrem eisernen Willen überrascht und kann schon mithilfe ihres Rollators kurze Wege wieder alleine gehen.
Fit im hohen Alter
Ansonsten trifft sie sich gerne mittags mit anderen Senioren im Park, um sich zu unterhalten. Im Fernsehen interessiert sie sich am meisten für Sport, die Nachrichten und ihre Lieblingsserie »Sturm der Liebe«. Katharina Hergeth ist für ihr hohes Alter noch sehr fit, sie macht noch selbst ihr Bett, wechselt am Hörgerät die Batterien und auch sonst macht sie noch alles, was geht.
Katharina Hergeth wurde am 16. April 1914 in Neu-Siwatz im ehemaligen Jugoslawien geboren. Ihre Urahnen waren 200 Jahre zuvor aus der Pfalz dorthin ausgewandert. 1944, im Alter von 30 Jahren, musste sie während des Zweiten Weltkrieges mit ihrer Familie Jugoslawien verlassen. Als Heimatvertriebene kam sie mit ihrem Mann und drei Kindern, der dreijährigen Herta, der sechsjährigen Erika und dem elfjährigen Manfred, nach Bayern.
Die Familie wohnte dort zehn Jahre. Doch es zog sie ins Badische, weil dort Verwandte lebten. In Memprechtshofen fand sie damals einen Bauplatz. 1967 hat sie mit ihrer jüngsten Tochter noch einmal in Freistett gebaut. Nachdem 1976 ihr Mann verstorben war, wohnte Katharina Hergeth bei ihrer Tochter. 2011 verlor die Jubilarin kurz hintereinander beide Töchter, ihr Sohn war bereits 1982 verstorben. Seither lebt sie im Seniorenzentrum. Die Familie fehlt ihr sehr.
Katharina Hergeth hat neun Enkel und elf Urenkel, die sich regelmäßig um ihre Oma beziehungsweise Uroma kümmern. Bereits im vorigen Jahr wurde in der Familie ausgemacht, dass Katharina Hergeths 100. Geburtstag an zwei Tagen gefeiert wird.
»Dafür reicht ein Tag nicht aus«, bestätigte ihre Enkelin schmunzelnd. Die Enkel hatten die gesamte Planung in die Hand genommen: »Oma muss nur lächeln und Hände schütteln.« Auch das Seniorenheim beteiligt sich an dem außergewöhnlichen Fest.