Bad Peterstal-Griesbach

Gedenkstein erinnert an Barockschriftsteller Grimmelshausen

Jutta Schmiederer
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08. Mai 2017
Bürgermeister Meinrad Baumann (von links), Professor Peter Heßelmann, Thomas Zipfel, Pfarrer Bruno Herrmann und Bernhard Huber weihten den zwischen Bad Peterstal und Bad Griesbach gelegenen Gedenkstein für Grimmelshausen ein.

Bürgermeister Meinrad Baumann (von links), Professor Peter Heßelmann, Thomas Zipfel, Pfarrer Bruno Herrmann und Bernhard Huber weihten den zwischen Bad Peterstal und Bad Griesbach gelegenen Gedenkstein für Grimmelshausen ein. ©Jutta Schmiederer

In den Heilbädern Bad Peterstal-Griesbach fand der Barock-Schriftsteller Grimmelshausen seine Wahlheimat. Mit einem neuen Gedenkstein erinnert die Gemeinde an den Verfasser des Simplicissimus.

Auf dem Verbindungsweg zwischen Bad Peterstal und Bad Griesbach, dem »staubfreien Weg«, wurde am Sonntag ein Gedenkstein für Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen offiziell »in die Obhut der Gesamtgemeinde Bad Peterstal-Griesbach übergeben«, so Bernhard Huber. Auf Initiative des Historischen Stammtischs erinnert der Stein an eine Episode aus dem Hauptwerk des Barock-Dichters, die auf dem Weg zwischen den beiden Ortsteilen spielt. Diese Szene aus dem Simplicissimus ist auf einem Bronzerelief bildlich und in Textform auf dem Gedenkstein dargestellt. Die Zeichnung für die szenische Darstellung ist ein Werk von Thomas Zipfel aus Kirchzarten. 

Bernhard Huber konnte zahlreiche Gäste im Saal des Hauses »Das Bad Peterstal« begrüßen, wohin die Feierstunde wegen des Regens verlegt werden musste. Seiner Aussage nach solle der Gedenkstein die »Kenntnis von Grimmelshausen und seinem Werk in der Öffentlichkeit bekannter  machen«. Er zeigte sich sehr erfreut und zufrieden, dass die lange gehegte Idee »zu einem guten Ende« geführt werden konnte. Musikalisch wurde die feierliche Einweihung von Musikern aus Bad Peterstal und Bad Griesbach gemeinsam begleitet.

Viele Informationen gab Professor Peter Heßelmann in einem Festvortrag über »Die Bäder im Renchtal in der Dichtung von Grimmelshausen«. Der Präsident der Grimmelshausen-Gesellschaft aus Münster zeigte anhand mehrerer Beispiele auf, wie häufig Bad Peterstal und Bad Griesbach bei Grimmelshausen auftauchen. Der Dichter berichte dabei vom »abwechslungsreichen Dolce Vita im Sauerbrunn«. Für Grimmelshausen waren die Bäder eine Art »große Welt en miniature«. Da verwundere es nicht, dass er Bad Griesbach als Wahlheimat erwählte und in diesen Ort heiratete. Durch die ständig wechselnden Gäste habe er »alle sechs Wochen eine neue Welt gesehen«, so Professor Heßelmann. Seine hochtrabenden Pläne, selbst mit einer Heilquelle Geschäfte zu machen, musste Grimmelshausen bald aufgeben. Er habe aber »manchen Impuls für sein literarisches Schaffen gefunden«, betonte Heßelmann.

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Bürgermeister Meinrad Baumann zeigte sich »sehr beeindruckt, wie unsere beiden Ortsteile Einzug in das Werk Grimmelshausens gefunden haben«. Seine Schriften seien ein Beleg, »dass unsere Vorfahren sehr munter gelebt haben«. Bewunderung und etwas Neid klang mit in seiner Aussage, »Grimmelshausen hat sich Dinge auszusprechen getraut, wo man heute denkt: Alle Achtung«. Ihm sei das nicht immer so möglich. Baumann dankte dem Historischen Stammtisch, dessen Mitgieder »mit Konsequenz und Hartnäckigkeit auch gegenüber der Gemeinde ihre Vorstellungen vorbringen« und immerhin 11 000 Euro Spenden für diesen Gedenkstein sammeln konnten.

»Weltbuch und Zeitbild«

Pfarrer Bruno Herrmann bezeichnete den Simplicissimus als »Weltbuch und Zeitbild, das nichts auslässt«. Nachdem der Regen nachgelassen hatte, konnte die Gesellschaft noch zum Gedenkstein zwischen Bad Peterstal und Mülben wandern. Pfarrer Herrmann sprach dort Segensgebete und nahm die Weihe des Steins vor.

Hintergrund

Die Warze verrät den Stiefvater

Der Text auf dem Grimmelshausen-Gedenkstein entstammt dem »Simplicissimus« und lautet wie folgt:

»Simplicissimus traf zusammen mit etlichen Stutzern auf dem Weg von Bad Griesbach in das Untere Bad, das Bad Peterstal, einen alten Bauern. Dieser führte eine Geiß an einem Strick, die er aus dem Städtchen unten im Tal (Gaisbach) herbrachte und in das Bad Griesbach bringen sollte. An der großen Warze, die der Bauer gleichsam wie ein Einhorn mitten auf der Stirm hatte, erkannte Simplicissimus seinen ehemaligen Knan (Stiefvater) aus dem Spessart. Von diesem erfuhr er bisher Unbekanntes über seine Herkunft und Kindheit. Auch seinen Namen Melchior Sternfels von Suchhaim, den der Knan einst in das Taufbuch hatte eintragen lassen, vernahm Simplicissimus erstmals. Ebenso wurde er gewahr, wer seine verstorbenen Eltern gewesen waren. 

Aus dem Abenteuerlichen Simplicissimus Teutsch von Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen (1669, Buch V, Kapitel VIII). juf

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