Oberkirch

Gemeinden kommen für Verlust der Renchtal Tourismus GmbH auf

Simon Allgeier
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08. März 2017
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Bei der Renchtal Tourismus GmbH ging es 2015 nicht immer idyllisch zu: Zu Buche steht ein Fehlbetrag von 116 000 Euro.

Bei der Renchtal Tourismus GmbH ging es 2015 nicht immer idyllisch zu: Zu Buche steht ein Fehlbetrag von 116 000 Euro. © Renchtal Tourismus GmbH

In den Finanzen der Renchtal Tourismus GmbH klafft eine Lücke: Die Gemeinderäte von Oberkirch und Oppenau haben deshalb am Montag zusätzliche Zuschüsse im sechsstelligen Bereich genehmigt. Nun wollen sie die Finanzierung der Tourismusorganisation neu überdenken.
 

Auf dem Papier hatte es im November 2014 noch ganz einfach ausgesehen. Bei einem Etat von 604 000 Euro sollte die Renchtal Tourismus GmbH (RTG) eine schwarze Null erwirtschaften, bei kommunalen Zuschüssen von 450 000 Euro. Dieses Ziel hat die Tourismusorganisation, wie am Montag in einer Sonderstitzung der Gemeinderäte öffentlich wurde, klar verfehlt: Um den Fehlbetrag auszugleichen, müssen die drei Eignergemeinden weitere 116 000 Euro zuschießen. Auf Oberkirch entfallen 80 000 Euro, auf Oppenau 28 000 Euro, auf Lautenbach 8000 Euro  Zusatzkosten. Der eigentliche Jahresfehlbetrag beträgt 93 000 Euro; hinzu kommen 23 000 Euro für Dinge, welche die neuen Wirtschaftsprüfer beanstandet hatten.

Budget überzogen

Der endgültige Jahresabschluss, den Steuerberater Christian Hoferer und Interimsgeschäftsführerin Gunia Wassmer vorstellten, weist Ausgaben von 675 000 Euro aus. Wie sie zustande kamen, deutete Hoferer in Oberkirch nur an:  Zum einen hätten die Gemeinden der RTG höhere Posten in Rechnung gestellt als geplant. Die Beträge, die  aus den Vorjahren stammten, summierten sich auf 20 000 Euro. Es habe zum anderen »die eine oder andere Planüberschreitung gegeben, die so nicht absehbar oder zu erkennen war.« Vorgänger Matthias Greilach, der sein Amt im Oktober 2016 niedergelegt hatte, hatte Gunia Wassmer – so klang es in Oberkirch durch – eine Menge Hausaufgaben hinterlassen.

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Konkreter benannte Hoferer die Versäumnisse Greilachs auf Nachfrage in Oppenau: Rechnungen hätten die Buchhaltung gar nicht erst erreicht, auch Mahnungen habe der ehemalige Geschäftsführer unter Verschluss gehalten. Erst »ultimative Forderungen« seien zu einem späteren Zeitpunkt sporadisch zu ihm durchgedrungen. Daraufhin habe er das Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Matthias Braun, gesucht. Den in der Sitzung laut gewordenen Vorwurf, das Verhalten von Ex-Geschäftsführer Matthias Greilach grenze fast schon an Betrug, wies Bürgermeister Thomas Grieser nach der Sitzung gegenüber der ARZ zurück. Greilach habe sich nicht persönlich bereichert.

OB: GmbH neu aufstellen

Der Steuerberater legte den Stadträten zugleich einen vorläufigen Abschluss fürs Jahr 2016 vor. Auch hier bleibt ein Defizit von 44 000 Euro, für das die Kommunen aufkommen sollen. »Wir müssen erkennen, dass die Gesellschaft chronisch unterfinanziert ist«, sagte OB Matthias Braun. Die Gemeinden hatten ihren Anteil – 450 000 Euro pro Jahr – seit der Gründung der GmbH im Jahr 2011 nicht erhöht. Angesichts von allgemeinen Kostensteigerungen und Tarifabschlüssen bleibe so immer weniger Geld für das eigentliche touristische Geschäft. »Wir müssen uns neu aufstellen«, sagte Braun im Hinblick auf eine Sitzung im April. 

Der Oberkircher Gemeinderat, der zuvor nicht öffentlich beraten hatte, stellte sich einstimmig hinter diesen Kurs. Auch in Oppenau gab es keine Gegenstimmen oder Enthaltungen. 
 

Kommentar

Altlastensanierung

Von Patric König

Ein Loch von 116 000 Euro müssen die drei Gemeinden Oberkirch, Oppenau und Lautenbach im 2015er Budget der Renchtal Tourismus GmbH stopfen. Das sind alles andere als Peanuts. Klar war die GmbH chronisch klamm, es blieb kaum Geld für das Marketing, ihre eigentliche Aufgabe, übrig . Hier müssen und werden die Gemeinden künftig großzügiger sein. Doch wenn Rechnungen zunächst in der Schublade verschwinden, dann spricht das auch Bände über die Zustände in der GmbH. 

Dass der Gemeinderat gleich noch für 2016 reinen Tisch gemacht hat, fällt deshalb unter den Begriff »Altlastensanierung.« Die (Interims-)Geschäftsführerin soll durchstarten können, ohne dass Schatten der Greilach-Ära auf ihre Bilanz fallen. Der Befreiungsschlag hätte aber noch glaubwürdiger ausfallen können, wenn am Montag auch in Oberkirch die Hintergründe des Defizits klarer benannt worden wären. Doch der Aufsichtsratsvorsitzende der RTG, OB Matthias Braun, übt sich in öffentlicher Zurückhaltung. Dabei muss sich gerade der Aufsichtsrat als Kontrollorgan die entscheidende Frage gefallen lassen: Warum hat er nicht früher eingegriffen?  
@ Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an patric.koenig@reiff.de  

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