Gerteis-Figuren prägen Achern
Achern. Mit unerschöpflicher Ideenvielfalt und Fleiß habe Walter Gerteis eine Vielzahl an Werken geschaffen, sagte Clemens Fritz, Vorstandssitzender der Volksbank Achern, am Mittwoch in seiner Begrüßung: »Wo man auch hinschaut in Achern, findet man Skulpturen, Plastiken und Medaillons von ihm.« Die dreiwöchige Ausstellung in dem Acherner Bankhaus am Rathausplatz solle dazu dienen, dies ins Bewusstsein zurückzurufen.
Zahlreich folgten seine Freunde und Weggefährten der Einladung zur Vernissage. Gekommen war auch die Witwe des 1999 verstorbenen Walter Gerteis. Es sei bewegend für sie, dass auch die ganze Familie versammelt sei, wie es sonst nur an Weihnachten und Ostern passiere. »Denken Sie an meinen Mann und schauen Sie sich in Ruhe seine Werke an. Ich glaube, er schaut uns zu«, sagte Irmgard Gerteis. Am Mittwoch wäre ihr Mann 90 Jahre alt geworden. Er ist auf dem Oberacherner Waldfriedhof beerdigt.
Idee und Umsetzung der Ausstellung kamen von Wolfgang Schultze, für die musikalische Umrahmung sorgten Marianne Schultze und Anna Hartig.
»Walter Gerteis verstand Kunst im klassischen Sinn, realistisch und naturgetreu«, erläuterte Wolfgang Schultze in seiner Laudatio. Sein Talent habe sich bereits im Kindesalter offenbart. Als er fünf Jahre alt war, wurden seine selbst geformten afrikanische Tierfiguren in einem Freiburger Spielwarengeschäft ausgestellt. 1941, im Alter von 20 Jahren, besuchte Gerteis an der Kunsthochschule in Karlsruhe die Meisterklasse von Otto Schließler. 1950 erhielt Walter Gerteis die ersten öffentlichen Aufträge.
Jede freie Minute
Er hatte zunächst ein kleine Werkstatt in einem alten Bauernhaus in der Obersasbacher Straße in Sasbach, später arbeitete er im Keller seines Wohnhauses im Malzenbühnd und 1989 zog er nach Oberachern. 1962 bis 1966 war er Standortkommandant der Acherner Kaserne. Mit seinem Beruf bei der Armee sicherte er das Einkommen für seine Frau, einen Sohn und zwei Töchter, doch jede freie Minute verbrachte er in seiner Werkstatt.
Zu Walter Gerteis’ bekanntesten Werken gehört die lebensgroße Skulptur des Bahndienstmanns Bolian vor dem Acherner Bahnhofsgebäude. An und in den Unterführungen der Bahn gestaltete er eine Vielzahl von Reliefs. Dazu modellierte er über 500 Klinkersteine aus Ton und baute sie zusammen mit den Bauarbeiten in den Wänden der Unterführungen ein. Fotos dieser Werke bereichern die aktuelle Ausstellung. Wer am Hotel Sonne Eintracht in Achern vorbeigeht, findet Schnitzarbeiten des Bildhauers. Wandverzierungen aus seiner Hand finden sich dort in den Innenräumen ebenso wie beispielsweise am Haus »Leder Götz«.
Die lebensgroße Figur des Künstlers Toni Merz vor dem Museum in Obersasbach schuf Gerteis ebenso wie den Simplicissimus in Renchen. Viele seiner Arbeiten sind in anderen Städten der Republik präsent, darunter der lebensgroße Wolfgang Amadeus Mozart in Bad Bentheim. »Walter Gerteis war eine bedeutende Person für Achern. Ich hielte es für angebracht, wenn die Stadt eine Straße nach ihm benennen würde«, regte Wolfgang Schultze als Freund des verstorbenen Künstlers an. Er erinnerte daran, dass Gerteis den Kiwanis-Club gegründet, für die Narrhalla Masken und Dekorationen geschaffen, die Freundschaft mit den französischen Streitkräften in Achern begründet und den Neujahrsempfang eingeführt hat.
STICHWORT
Ausstellung
Die Ausstellung »Walter Gerteis – ein anerkannter Künstler gerät in Vergessenheit« läuft noch bis zum 29. April. Sie ist von Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr (donnerstags bis 18 Uhr) geöffnet.