Gesetzliche Grauzone: Private Sperrmüllsammler
Steht der Sperrmüll auf der Straße, sind die Kleintransporter nicht weit. Am Dienstag und Mittwoch bot sich in der Kernstadt das gewohnte Bild. Das frühzeitige Einsammeln des Sperrmülls ist unerwünscht, aber nicht verboten.
Nur einmal im Jahr darf jeder seine alten Matratzen und kaputten Sessel einfach vor die Haustür stellen. Nur einmal im Jahr lässt der Ortenaukreis in jeder Gemeinde den Sperrmüll abholen. An den Straßenrändern türmten sich gestern und vorgestern in der Acherner Kernstadt wieder die Müllberge. Genauso bekannt wie dieses Bild sind seit Jahren auch die Scharen von Kleintransportern. In den Stunden vor der offiziellen Abfuhr sammeln deren Fahrer so einiges des Weggeworfenen ein. Was manche nur für Gerümpel halten, ist für Sperrmüllsammler selbst zu verwerten oder zu Geld zu machen.
Genau diese Sperrmüllsammler sind laut Landratsamt aber ein nicht unbedeutendes Problem. Unerwünscht ist nicht einmal so sehr die Tatsache, dass der Müll gesammelt wird, sondern die Begleiterscheinungen. Die Kleintransporter, mit denen die Sammler meist unterwegs sind, verursachen beispielsweise zusätzlichen Verkehrslärm, sagt Michael Lehmann vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft in Offenburg auf Anfrage der ARZ. Aber nicht nur die Ruhestörungen sind ein Problem – oft sind die Gefährte viel zu schnell unterwegs und halten sich generell nur begrenzt an Verkehrsregeln, hat Lehmann beobachtet. Das Suchen und Durchwühlen des Mülls hinterlasse zudem manchmal große Unordnung.
Nur halb so oft Ärger
Das Landratsamt versucht schon einige Zeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Seit dem 1. Januar 2007 gibt es die offizielle Sperrmüllabfuhr im Ortenaukreis zum Beispiel nur noch einmal statt zweimal pro Jahr. Dadurch entstehen die erwähnten Unannehmlichkeiten nur noch halb so oft. Allerdings mussten die Wertstoffhöfe im Kreis ausgebaut werden, sodass die Bürger genügend Möglichkeiten haben, ihren Sperrmüll auch außerhalb dieses Termins anzuliefern. Die Müllentsorgung kann man weitgehend kostenlos das ganze Jahr über nutzen – sofern man über die notwendigen Transportmittel verfügt. Damit die eine verbliebene Sperrmüllabfuhr im Jahr so wenig wie möglich als störend empfunden wird, findet sie auch nur noch dienstags, mittwochs oder donnerstags statt und liegt nie direkt vor oder nach gesetzlichen Feiertagen. So ist den Einwohnern zumindest ein ruhiges Wochenende garantiert.
Laut Einschätzung von Michael Lehmann wäre es rechtlich möglich, gegen das organisierte Sperrmüllsammeln vorzugehen. »Allerdings wäre das für die Ortenau als flächengrößter Kreis Baden-Württembergs ein viel zu großer Aufwand«, meint er. Es müssten regelmäßig Kontrollen im gesamten Kreis mit Unterstützung der Polizei stattfinden, was aus logistischen Gründen einfach nicht möglich sei.
Nicht online
Die Termine für die Sperrmüllsammlungen werden seit dem 1. Januar 2013 nicht mehr online gestellt, um nicht zu viele Sperrmüllsammler anzulocken. Die Bürger erfahren die Termine über die Abfallkalender, die das Landratsamt jährlich zustellt. Außerdem veröffentlichen die Gemeinden die Daten kurz vor dem Termin in Mitteilungsblättern und in der Lokalpresse.