Oppenau

Gewaltlosigkeit setzt Zeichen

Katharina Reich
Lesezeit 5 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
24. Juli 2015
Sri Sri Ravi Shankar (2. v. links) bei der Pressekonferenz mit der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC mit Iván Márquez, FARC-Chefunterhändler (2. v. rechts), als der Waffenstillstand bekanntgegeben wurde.

(Bild 1/3) Sri Sri Ravi Shankar (2. v. links) bei der Pressekonferenz mit der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC mit Iván Márquez, FARC-Chefunterhändler (2. v. rechts), als der Waffenstillstand bekanntgegeben wurde. ©Archiv: Sri Sri Ravi Shankar

Im europäischen Zentrum der Art of Living Foundation in Bad Antogast war vergangene Woche Sri Sri Ravi Shankar zu Gast, der Gründer der Art of Living Foundation und weltweit anerkannter Friedensbotschafter. Im Juni hatte sich der spirituelle Lehrer mit der kolumbianischen Guerillagruppe FARC (siehe Stichwort) getroffen und die Kämpfer davon überzeugt, zur Gewaltlosigkeit überzugehen. Über sein Engagement beim Friedensprozess in Kolumbien, seine Begeisterung für den Schwarzwald und die Vorzüge des Yoga hat er mit der Acher-Rench-Zeitung gesprochen.

Sri Sri Ravi Shankar, Sie reisen viel um die Welt. Auf ihrem Tourplan finden Sich Metropolen wie Montreal, Hongkong oder Neu Delhi – und dazwischen immer wieder Bad Antogast. Was schätzen Sie an diesem kleinen Ort in Oppenau?

Sri Sri Ravi Shankar: Es ist so schön hier, die Natur ist wunderbar, es gibt gute Luft und nette Menschen. Ich komme hier auf dem Weg nach Amerika oder nach Indien gerne vorbei, denn es liegt auch so schön in der Mitte meiner Reisen. Daher verbringe ich hier immer wieder ein paar Tage. Außerdem ist es einfach für Menschen aus Europa, Russland und sogar aus Afrika hierherzukommen und mich hier zu treffen, denn ich kann nicht in alle Länder reisen. In Indien wird es immer schwieriger, mich zu treffen, denn es sind dort einfach zu viele Menschen. Daher kommen auch Inder hierher nach Bad Antogast, wo ich Zeit für sie habe.

Was machen Sie hier in Bad Antogast während Ihres Aufenthalts?

Ravi Shankar: Nachmittags gebe ich Meditations- und Yogakurse und an den Abenden halte ich Vorträge über Themen wie den Umgang mit Stress oder die »Life-Work-Balance«.

Vor kurzem waren Sie in Kolumbien und haben mit den Guerillas der FARC gesprochen, die daraufhin beschlossen haben, zur Gewaltlosigkeit überzugehen. Was genau war ihre Rolle in den Friedensgesprächen?

Ravi Shankar: Vergangenen Monat war der kolumbianische Präsident in Norwegen und zeigte sich sehr pessimistisch, was den Frieden in seinem Land anging. Als ich in Kolumbien war, war auch niemand optimistisch, weder die Regierung noch die FARC. Dann traf ich für drei Tage die Anführer der FARC und wir sprachen immer wieder miteinander. Ich erhielt ein Versprechen von den Guerillas, die soziale Gerechtigkeit im Land nur noch gewaltfrei zu verfolgen. Erst erklärten mir die Kämpfer, das sei nicht möglich. Dann hörten sie mir zu und stimmten schließlich auch zu. Anschließend gaben wir eine gemeinsame Pressekonferenz, in der die FARC erklärte, dass sie von nun an auf Gewalt verzichten wolle. Ein paar Tage später erklärten sie unilateral den Waffenstillstand. Das war ein großer Durchbruch in diesem Konflikt.

Wie haben Sie im Gespräch mit den FARC-Guerillas argumentiert?

- Anzeige -

Ravi Shankar: Ich bin kein Teil der Regierung und habe keine politische Agenda. Daher haben mir die Menschen zugehört. Sie haben gemerkt, dass das, was ich sage, aufrichtig ist und dass ich mich um sie sorge. Ich habe ihnen gesagt: Die Welt sieht euch als Täter, ich sehe euch auch als Opfer. Meine Bedingung für meine Unterstützung im Kampf um mehr soziale Gerechtigkeit ist die Gewaltlosigkeit: keine Bomben und keine Zerstörung öffentlicher Einrichtungen.

Wie haben Sie überhaupt den Kontakt zur Guerilla aufnehmen können?

Ravi Shankar: Das war eine große Aufgabe, denn normalerweise treffen sie niemanden aus religiösen oder spirituellen Kreisen. Im Oktober 2014 habe ich Leute nach Kolumbien geschickt, die herausfanden, wo die FARC sich aufhält und den Kontakt herstellten.

In der Welt gibt es viele Konflikte. Was können wir aus den Friedensgesprächen in Kolumbien für andere Auseinandersetzungen lernen?

Ravi Shankar: Ich würde sagen, es geht immer darum, Vertrauen aufzubauen. Das kann nur durch Fairness funktionieren. Die Kommunikation muss so sein, dass man auch die Perspektive des anderen einnehmen kann. Und es gibt nur dann Erfolge, wenn man mit einem offenen Herzen und einer großen Aufrichtigkeit an die Annäherung herangeht. Mehr als das, was wir sprechen, ist das, was wir sind. Das macht den Unterschied.

Zum Schluss möchte ich mit Ihnen noch über Yoga sprechen. Wie kann Yoga das Leben eines Menschen verändern?

Ravi Shankar: Yoga hilft unserem Immunsystem, dem Kreislaufsystem, dem Lymph- und dem Nervensystem. Yoga hält uns gesund. Außerdem bringt Yoga einen frischen Geist und kann helfen, Depressionen zu überwinden sowie Unruhe und Angst zu bewältigen. Schlussendlich lässt Yoga die Menschen glücklicher werden.

Was ist das besondere an Sri Sri Yoga?

Ravi Shankar: Unser Yoga ist sehr säkular und kann daher von jedem praktiziert werden. Unser Yoga ist sehr gut strukturiert, damit es auch viel beschäftigte Menschen ausüben können. Wir haben Übungen, die Menschen am Schreibtisch machen können sowie Übungen für alte Menschen genauso wie für Kinder oder für Schwangere.

Stichwort

FARC

Die Abkürzung FARC steht für »Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia« – Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens. Die Volksarmee ist eine marxistisch ausgerichtete Guerillabewegung. Seit den 1960er Jahren führt die FARC einen bewaffneten Kampf gegen den kolumbianischen Staat und die Großgrundbesitzer.
In dem längsten Konflikt Südamerikas wurden insgesamt 220 000 Menschen getötet.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Mit Walter Scholz verfolgten auch seine Frau Silvia und sein Sohn Alexander den Festakt im Bürgersaal.
vor 3 Stunden
Achern
Der Acherner Startrompeter Walter Scholz erhielt die Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. Musikmanager Herbert Nold überreichte eine Doppel-Platin-Schallplatte.
Beim ehemaligen Gasthaus Krone in Rheinbischofsheim geht es oft eng zu. Das beklagen Anwohner und Ortschaftsräte. Abgemeldete Autos aus Frankreich seien die Ursache.
28.03.2024
Viele Autos bei der "Krone"
Ortschaftsrat und Bürger sammeln in Rheinbischofsheim kritische Stellen für die Verkehrsschau im April. Ärger bereitet vor allem wildes Parken.
Saisonstart beim Golfclub (von links): Clubmanagerin Tanja Taxis, Vizepräsident Klaus Sturn, Vizepräsidentin Ingrid Volkenand und Präsident Thomas Kohler im Geräteraum.
28.03.2024
Der Golfclub setzt auf Naturnähe
Der Golfclub Urloffen mit seinen 900 Mitgliedern ist auch als Kaderstützpunkt des Golfverbands vorbereitet auf die neue Saison. Interessierte können jederzeit reinschnuppern.
Am 29. Januar brannte die „Neue Hütte“ ab. Da die Ermittlungen laufen, darf der Brandschutt noch nicht beseitigt werden.
28.03.2024
Untersuchungen laufen noch
In Rheinbischofsheim liegen Wochen nach dem Brand im Wald weiterhin Schuttreste einer Hütte.
Die Hesselhurster Kinder freuen sich schon jetzt auf die immer schönen Basteltage unter der Anleitung von Jugendleiterin Bianca Krieg beim Förderverein Dorfgemeinschaft Hesselhurst. ⇒Foto: Richard Lux
28.03.2024
Hauptversammlung
Hauptversammlung: Die Dorfgemeinschaft Hesselhurst zählt bereits 204 Mitglieder. Auch dieses Jahr sind wieder eine Menge Aktionen geplant.
Der Hegering Hinteres Renchtal hat die Wiederansiedlung des Luchses im Schwarzwald kontrovers diskutiert.
28.03.2024
Oppenau
Der Hegering Hinteres Renchtal diskutierte bei seiner Versammlung über den Luchs. Dessen Wiederansiedlung könnte vor allem mit den Schutzmaßnahmen für ein anderes Tier kollidieren.
Die ABL tritt bei der Gemeinderatswahl mit voller Liste an. 
28.03.2024
Achern
Die Acherner Bürger Liste tritt mit Personen aus allen Acherner Teilorten bei der Gemeinderatswahl an. Alle aktuellen Stadträte bewerben sich wieder.
Ehrungen beim SC Önsbach, von links Werner Huschka, Angelika Weber, Beate Hund, Ursula Schemel, Reiner Steurer, Roland Gutenkunst, Hermann Haungs, Bruno Tabor, Werner Ell, Gregor Harter und Monika Kast. 
28.03.2024
Achern - Önsbach
Der 886 Mitglieder starke SC Önsbach geht optimistisch in die Zukunft. Für die neue Saison wird wieder eine Fußball-Herrenmannschaft gemeldet.
Sie kandidieren auf der CDU-Liste für den Ortschaftsrat Zusenhofen (von links): Christian Ell, Johannes Danen, Markus Grimmig, Marcel Zerrer, Daniela Serrer, Peter Müller, Selina Wurth, Alfons Braun, Felix Armbruster und Jens Junker. 
28.03.2024
Oberkirch - Zusenhofen
Jüngere Kandidaten treten für die CDU Zusenhofen bei der Ortschaftsratswahl an. Vorsitzender Dieter Blaeß lobt deren Engagement. Die vier CDU-Ortschaftsräte sollen mit Erfahrung punkten.
Sie kandidieren für den Stadelhofener Ortschaftsrat: von links Klaus Müller, Lena Blümle, Diana Vogt-Bruder, Sebastian Hund, Rainer Huber, Thomas Schadt, Frank Grimmig, Katja Hund, Marius Meier, Markus Plail, Fabian Knapp, Annika Spraul, Bastian Springmann und Dominic Ell (von links).
28.03.2024
Ortschaftsratswahl
14 Kandidaten für zehn Plätze – so lautet die Formel bei der Ortschaftsratswahl in Stadelhofen. Mit dabei ist erstmals auch eine 17-Jährige.
Ein Teil der Geehrten der Kolpingsfamilie Lautenbach mit den Vorsitzenden und geistiger Leitung (von links): Vorsitzende Eva Breuer, Josef Müller, geistige Leitung Sabina Breidung, Bernhard Müller und stellvertretende Vorsitzende Stefanie Fischer.
28.03.2024
Lautenbach
Im zurückliegenden Kalenderjahr feierte die Lautenbacher Kolpingsfamilie ihr 75-jähriges Jubiläum. Darauf blickte man in der Jahreshauptversammlung zufrieden zurück. Außerdem wurden langjährige Mitglieder geehrt.
Die musikalischen Nachwuchstalente des Hans-Furler-Gymnasiums bekamen bei der 21. Soiree reichlich Beifall vom Publikum.
28.03.2024
Oberkirch
Die Soiree am Oberkircher Hans-Furler-Gymnasium ließ keine Wünsche offen. Die talentierten Nachwuchs-Musiker der Schule offenbarten dem Publikum ihre musikalische Begabung und ernteten dafür viel Applaus.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.