Harmonie auf dem roten Sofa
Oberbürgermeister Klaus Muttach und Patrik Schneider, Sprecher der DGB-Ortsgruppe Achern, konnten im Festsaal der Illenau zahlreiche neu gewählte Betriebs- und Personalräte sowie Vertreter der Kirchen und der Fraktionen des Gemeinderats zum Arbeitnehmerempfang begrüßen.
Mit Schneiders rückenstärkender Botschaft »Wir sind das Land mit den geringsten Streiktagen in Europa und guten Löhnen« wurden die beiden Protagonisten der Diskussion auf die Bühne gebeten.
Bernhard E. Kallup lenkte 17 Jahre als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der Sedus Stoll AG und ist seit Anfang des Jahres als Unternehmensberater tätig. Udo Roth ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des Mercedes-Benz Werkes Gaggenau und bekleidet das Ehrenamt eines Bevollmächtigten der IG Metall seiner Heimatstadt.
Umweltpreis erhalten
Kallup präsentierte über Jahrzehnte ein Vorzeigeunternehmen der Büromöbelbranche. Die seit den 1950ern ökologisch ausgerichtete Firma wurde 2012 mit dem Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. »Mein Herz schlägt für beide Seiten, für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer«, erklärte der erfolgreiche Manager.
Am Gewinn beteiligt
Die Firma arbeite ohne Tarifbindung, da seit 1952 alle Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens beteiligt sind. Das aus Finanznot entstandene System habe sich bewährt, viele »einfache Arbeiter und Angestellte sind dadurch im Laufe der Jahre wohlhabend geworden«, erklärte Kallup: »Das Miteinander ist ein Muss, es hat die Firma stark gemacht.«
Udo Roth, der sich als »Benzler« bezeichnete, stieß in das gleiche Horn. Dass 2008/09, die größte Wirtschaftskrise der BRD im »breit aufgestellten Werk Gaggenau« ohne Entlassungen überstanden wurde, sei nur dem »Miteinander von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Politik« zu verdanken. Kallup konterte, dass seine Firma, ohne die Hilfe der Politik, in den letzten Jahrzehnten drei große Krisen mit Umsatzrückgängen von 30 bis 50 Prozent ohne Entlassungen bewältigt habe. Da der Betriebsratsvorsitzende, »ein Hardliner mit einer Che-Guevera-Fahne hinter dem Schreibtisch, das Unternehmen an die Wand zu fahren drohte«, sei es in der Kooperation mit der Gewerkschaft zu einem »vernünftigen Miteinander« gekommen.
Bei der Beantwortung der von OB Muttach und Schneider gestellten Fragen blieb kaum ein Zweifel, dass Kallup und Roth fast identische Ansichten vertraten. Allein beim Thema Fortbildung kam ein Disput in Gang. Roth forderte die baldige Verabschiedung eines Bildungsfreistellungsgesetzes, dass in Baden-Württemberg überfällig sei. Kallup setzt dagegen strikt auf Freiwilligkeit. Bei der Stoll AG sei das großzügig ausgestattete Bildungsbudget »regelmäßig bei Weitem nicht ausgeschöpft« worden.
Mit dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt und lebhaften Gesprächen bei kühlen Getränken endete der Arbeitnehmerempfang.