Hochwasser setzte den Wegen zu
Auf ein großes Interesse stieß die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe über die Geschichte der Önsbacher Straßen am Montagabend im Pfarrheim. Nachdem Gerhard Bär als Vorsitzender des Vereins für Ortsgeschichte im April die Ergebnisse der Forschungen zu Offenburger Straße und Bahnhofstraße vorgestellt hatte, stand diesmal die Schwarzwaldstraße im Mittelpunkt.
Im Rückblick auf die Geschichte dieser Straße machte Bär deutlich, dass die Schwarzwaldstraße schon immer eine wichtige Verbindung von der Rheinebene ins Achertal war. Das geht auch aus einem Plan des Sankt Andreas-Hospitals Offenburg aus dem Jahr 1784 hervor, in dem die zehntpflichtigen Grundstücke zwischen Ziehlt und Oberdorf sowie bis hinauf in die »Hohlgass« beschrieben sind. Die Straße wird in diesem Plan als »Straße vom Rhein« benannt, die Hohlgass als »Cappeler Weg«, der weiter Richtung Waldulm und Kappelrodeck führt und früher ein wichtiger Weg für den Transport von Steinen und Holz war, bevor die Eisenbahn als Transportmittel aufkam.
Nur ein Feldweg
Die direkte Verbindung nach Mösbach wurde erst um 1892 als Kreisstraße ausgebaut. Bis dahin verlief ab der Brücke am Ortsausgang Richtung Mösbach lediglich ein Feldweg entlang dem Pelzbach, der für die Gemeinde eine Belastung darstellte, weil er wegen seiner tiefen Lage bei jedem Hochwasser zerstört wurde. Im Anschluss ging Bär auf die Häuser entlang der Schwarzwaldstraße ein und erinnerte an die frühere Pelzbachbrücke an der Hauptstraße und den Bach, der zugleich Fließgewässer und Abwasserkanal war. Da stand das »Ghef« oder Spritzenhaus, das auch als Ortsarrest diente. Erinnerungen galten der Bachverdolung und der Brückenwaage.
Helmut Ell ergänzte die Darstellung von Gerhard Bär mit Bildern und der Geschichte markanter Gebäude in diesem Bereich. Interessante Ausführungen galten abschließend dem Anwesen von »Melchers«, das zu den vier ältesten Häusern im Ort zählt, dem »Fluchtstollen« Richtung Ulmer Gass und der Pelzbachbrücke am Ortsausgang Richtung Mösbach, mit der Jahreszahl 1629 im Schlussstein das älteste öffentliche Bauwerk im Ort.
Erlebnisse aus Jugend
Sehr angeregt verlief die anschließende Diskussion, in der vor allem Robert Weber die Ausführungen durch Anekdoten und Jugenderlebnisse ergänzte. Originale wie der »Posthörnel« (Schuhmacher Franz Santo) kamen dabei ebenso zur Sprache wie der Zustand des Pelzbachs als »Kloake« bis anfangs der 60er Jahre, die großen Kreisfeste des Jahres 1952, die Bedeutung der Önsbacher Zimmereien beispielsweise beim Bau des Hornisgrindeturms und Traditionen wie das Tabak-Anfassen. Der sehr unterhaltsame Abend wurde von der Familie Feißt mit Senior Hermann sowie Ursula, Ute und Martin am Akkordeon umrahmt.