Oppenau-Ramsbach

Hof birgt leidvolle Familiengeschichte

Horst Hoferer
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28. August 2014

(Bild 1/3) Der Brutonihof in Hinterramsbach verfügt über ein altes und ein neues Bauernhaus. Zwar dient er nicht mehr dem Vollerwerb, Tierhaltung gibt es aber immer noch. ©Horst Hoferer

Hof- und Flurnamen geben ein lebendiges Bild und einen interessanten Einblick in die Vergangenheit. In einer Serie stellt die ARZ in diesem Jahr zum dritten Mal Renchtäler Hof- und Flurnamen vor.  Heute der Brutonihof der Familie Büchele im Hinterramsbach.

Leider ist der alte Hofname nicht bekannt, aber Landwirtschaft wurde auf dem Areal des Brutonihofes schon im Mittelalter betrieben. Aus der Gründungurkunde von Allerheiligen geht hervor, dass unter den fünf Höfen, die Uta von Schauenburg dem Kloster bei dessen Gründung 1196 gestiftet hat, auch einer in ­Waltramesbach, wie das kleine Tal früher hieß, war. Spannend, aber auch leidvoll ist die Familiengeschichte des Brutonihofes, wie aus den seit 1629 geführten Oppenauer Pfarrbüchern zu entnehmen ist. Eine Urkunde vom 7.11.1631 besagt, dass Georg Eckenfels Witwe M. Kleopha († 1636) »ihr Hofgut in Ramsbach« an Georg Steffen in Sulzbach für 1100 fl. (Gulden) verkauft. Die hohe Summe legt die Vermutung nahe, dass das Hofgut früher größer als heute war. Hofbesitzer sind dann Jakob Roth, der vom Hutteneck stammt, und Anna Birk, die im Jahr 1640 heirateten.
Dann aber kommt viel Leid über den Hof, denn Tochter Maria Roth, die 1669 Hans Nock aus Peterstal heiratet, stirbt im Januar 1676, und schon drei Monate später heiratet der Witwer eine Barbara Braun vom Kuhbach. Diese Ehe dauert acht Jahre. Die dritte Frau, Eva Serrer aus den Wälden, die er am 22. April 1684 ehelichte, stirbt wohl im Kindbett am 2.2.1685.
Schon zwei Monate später heiratet Hans Nock zum vierten Mal. Er überlebt auch diese Verbindung mit Margarete Zefferer († 1708), doch war er mit ihr 23 Jahre verheiratet. Bei deren gemeinsamen Tochter Anna Katharina Nock (1686-1760) nimmt das Schicksal genau einen umgekehrten Verlauf. Denn sie verliert ihre beiden ersten Männer Hans Feger (Heirat 1708) und Michael Bürg (1714) jeweils früh durch den Tod, und erst mit Andreas Huber von der Hohbruck in Ibach (1728) kann sie dann länger, 28 Jahre, zusammensein.
Die Namen Andreas Huber und A. Katharina Huoberin stehen auch auf dem Sandstein-Bildstock von 1745, dem ältesten in der Ortschaft Ramsbach. Danach war fast 200 Jahre lang der Name Huber auf dem Hof heimisch, zuletzt im Jahr 1920 vertreten durch Franz Huber und Karoline, geborene  Mayer, vom Hutteneckhof. Als der Hofbesitzer schon fünf Jahre später verstarb, heiratete die Witwe 1926 Jakob Büchele aus Ödsbach. Auf diese folgten 1956 Josef Büchele und Maria Huber.
Josef Büchele junior, der seit 1999 mit Andrea, geborene Treyer, verheiratet ist, übernahm den Hof 1988. Hilfe bei der Arbeit erhält er an den Wochenenden durch seinen Bruder Konrad. Namensgeber für den »Brutonihof« dürfte Josef Braun (1769) gewesen sein. Er ist der Einzige mit dem Nachnamen Braun, mundartlich Bru, und möglicherweise war sein zweiter Vorname, der manchmal der eigentliche Rufname ist, Anton.
Der Brutonihof liegt einen halben Kilometer von der B 28 entfernt im Hinterramsbach, dem nach  Osten abzweigenden Seitental der Rench. Die Hofgebäude liegen in der Sohle des kleinen Tales in 250 Metern Höhe. Ein Problem bereitete früher in heißen, trockenen Sommern die Wasserversorgung wegen des zu geringen Drucks. Nachdem aber vor einigen Jahren eine Quelle neu gefasst worden ist, gibt es keine Probleme mehr.
Die Eltern des Besitzers sorgten weitgehend selbst für die eigene Ernährung und für das Futter für ihre Tiere. Sie bauten noch Roggen, Gerste, Weizen, Hafer und Kartoffeln an sowie als Zwischenfrucht Weißrüben und Kohlrabi, die dem Vieh und den Schweinen als Futter dienten. Sie hielten acht bis neun Milchkühe und betrieben eine Schweinezucht, und hielten bis in die 1980er-Jahre auch den Gemeindeeber von Ramsbach.
Die neun Hektar große offene Flur, auf deren Erhaltung die Familie Büchele großen Wert legt, besteht jetzt aus Grünland, das vor allem Gras und Heu für die 2001 begonnene Mastviehhaltung liefert. Das Streuobst wird in der traditionellen Hausbrennerei zu Schnäpsen veredelt. 33 Hektar groß ist die Waldfläche. Noch bis 1949 herrschte Niederwald vor, dessen Eichen geschält wurden, um Rinde für die Gerbereien zu gewinnen. Heute sind vom Niederwald noch 1,5 Hektar vorhanden. Die Steilhänge, die auf der Sommerseite bis zum Sulzbacher Grat (500 Meter) und auf der Winterseite, wo vorher schon Buchen wuchsen, bis zum Ehrenbächle-Eck reichen, forstete Josef Büchele senior ab 1950 auf mit Douglasie, Tanne und Fichte. Nur eine kleine Fläche ist mit »Christbäumen« (Nordmanntannen) bepflanzt.

Herr über die Milchleistung von 3000 Kühen

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Seit 2010 ist Josef Büchele Zuchtwart / Qualitätsprüfung soll bei der Ermittlung geeigneter Vatertiere helfen / Spezieller Lehrgang

Auch wenn Josef Büchele den Brutonihof in Ramsbach seit 20 Jahren als Nebenerwerb betreibt, ist er der Landwirtschaft seit fast vier Jahren eher noch enger verbunden. Er ist Zuchtwart.
Wer ist Ihr Arbeitgeber?
Josef Büchele: Angestellt bin ich beim Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfung in der Tierzucht, der eng mit dem Zuchtverband Baden-Württemberg zusammenarbeitet.
Was ist die Aufgabe eines Zuchtwarts?
Büchele: Ich muss Milchleistungsprüfungen (MLP) durchführen.
Was heißt das?
Büchele: Bei jeder Kuh des Zuchtverbandes wird monatlich die Menge der Milch gemessen und diese auf ihre Qualität bezüglich Fett-, Eiweiß und Harnstoff- und Zellgehalt untersucht.
In welchem Gebiet sind Sie tätig?
Büchele: Mein Bereich umfasst das Rench- und Achertal, Oberharmersbach sowie in der Rheinebene das Gebiet von Offenburg bis Sinzheim.
Das ist aber eine große Fläche. Wie viele Kühe haben Sie jeden Monat auf ihre Milchleistung zu überprüfen?
Büchele: Das Gebiet eines Zuchtwarts umfasst zirka 3000 Kühe.
Das schaffen Sie doch nicht alleine?
Büchele: Nein, das wäre zuviel.
Wer hilft Ihnen?
Büchele: Mich unterstützen zwölf Probenehmer. Außerdem nimmt ein Teil der Tierhalter die MLV selbst vor. In diesen Betrieben werden unangekündigte Stichproben vorgenommen.
Wie setzt sich Ihre Arbeit zusammen?
Büchele: Zunächst prüfe ich selbst einen Teil der Milchkühe und berate die Besitzer. Sodann obliegen mir die Schulung der Probenehmer sowie die Kontrolle und Organisation des Kistentransports. Eine weitere Aufgabe von mir ist die Melkbarkeitsprüfung.
Was ist darunter zu verstehen?
Büchele: Es ist die Feststellung, welche Milchmenge eine Kuh in der Minute gibt.
Was ist der Sinn all dieser Prüfungen?
Büchele: Das Ziel ist die Ermittlung der Vatertiere, die zur Zucht geeignet sind.
Welche Befähigungen haben Sie dafür?
Büchele: Ich bin von Haus aus ausgebildeter Landwirt und ich habe für mein  Amt als Zuchtwart einen speziellen Lehrgang absolviert.
Wie kamen Sie zu dieser Tätigkeit?
Büchele: Ich las ich in der Bauernzeitung eine Anzeige und diese Tätigkeit interessierte mich. Denn ich kannte sie von früher, als wir noch selbst Milchkühe hatten und mein Vorgänger auf unseren Hof kam. Horst Hoferer

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