Oberkirch

Hohes Risiko für Waldarbeiter beim Baumfällen

Simon Allgeier
Lesezeit 3 Minuten
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30. November 2015
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Mitte November wurde ein Waldarbeiter bei Oppenau lebensgefährlich verletzt. Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen ist das Unfallrisiko in diesem Beruf nach Ansicht von Forstleuten gerade im Renchtal hoch. ©Peter Heck

Steillagen, rutschiger Untergrund und schwere Stämme: trotz umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen bleibt die Waldarbeit im Renchtal ein gefährlicher Job. Damit sich ein Unfall wie Mitte November in Oppenau nicht wiederholt, setzen die Forstleute auf erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

Es war gegen Mittag des 12. November, einem Donnerstag, als unweit der Wahlholzstraße bei Oppenau ein Baumstamm ins Rutschen kam und einen Waldarbeiter am Kopf traf. Der 35-Jährige war zu dem Zeitpunkt gerade mit Entasten beschäftigt. Lebensgefährlich verletzt wurde der Mann mit dem Rettungshubschrauber ins Universitätsklinikum Freiburg geflogen.

»Einen Verstoß gegen die Sicherheitsauflagen gab es in diesem Fall nicht«, erklärt Forstbezirksleiter Bernhard Mettendorf gegenüber der ARZ. Der Baumstamm sei mit starker zeitlicher Verzögerung ins Rutschen geraten. Inzwischen befinde sich das Unfallopfer, ein Mitarbeiter eines privaten Forstunternehmens,  wieder auf dem Weg der Besserung. »Wir tun alles erdenkliche, um die Gefahren zu minimieren«, betont Mettendorf. Das ändere aber nichts daran, dass Baden-Württemberg das Bundesland mit den meisten Unfällen im Forst bleibe. Der Oberkircher Forstbezirksleiter führt diese Tatsache auf den verhältnismäßig hohen Starkholzanteil im Wald und die Steillagen zurück. »Hier kann man nur begrenzt schwere Maschinen einsetzen«, erklärt er.

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Schwere Unfälle seien trotz des anspruchsvollen Arbeitsumfelds die Ausnahme, die nicht in jedem Jahr passierten, meint Matthias Fischer. Der Ausbildungsmeister beim Forstlichen Stützpunkt Allerheiligen weiß aber um die Gefährlichkeit des Handwerks, das er den Auszubildenden des Landesbetriebs Forst BW vermittelt. »Der Beruf des Waldarbeiters ist unter den gefährlichsten drei in Deutschland«, betont Fischer, das Unfallrisiko vergleichbar mit dem des Gerüstbauers. »Sicherheit ist deshalb das Thema Nummer eins für uns«, betont er. Bei der Organisation von Arbeiten im Wald werde immer darauf geachtet, »dass die Rettungskette funktioniert«. Bei dem schweren Unfall am 12. November sei das der Fall gewesen. Die zwei Kollegen des Verletzten hätten Hilfe geholt und den Verunglückten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte versorgt.

Die sogenannte »Hilfsvereinbarung« werde in den Arbeitsaufträgen für jeden Hieb festgehalten, erklärt Mettendorf. Zudem versuche man, durch die Verwendung hydraulischer Fällhilfen anstelle von Keilen die Gefahren zu reduzieren. »Holz ist aber nur begrenzt berechenbar«, unterstreicht Mettendorf. Das sei auch der Grund, warum er vorgezogene Hiebe im belaubten Wald ablehne – zu unübersichtlich sei dort die Lage, wenn sich Äste im Laubdach verkeilen und dann verzögert herunterfallen. Bei den ein bis zwei schweren Unfällen, die im Forstbezirk pro Jahr passierten, sei nicht selten auch der Privatwald beteiligt, da die Arbeiter dort nicht so geschult seien wie die Forstleute, die im öffentlichen Wald tätig sind.

Für Lukas Ruf, seit März dieses Jahres Revierförster im Oppenauer Stadtwald, war es der erste schwere Unfall, der sich in seinem neuen Arbeitsumfeld ereignete. Die Dunkelziffer sei jedoch extrem hoch, betont er. Ein Arbeitsunfall tauche als solcher erst dann in der Statistik auf, wenn der Geschädigte länger als drei Tage am Arbeitsort fehle. »Die Topographie hier verlangt von den Arbeitskräften alles ab«, weiß er um die Schwierigkeiten im hiesigen Wald Bescheid.
Die größte Gefahr für die Waldarbeiter, darin sind sich die drei Forstleute einig, ist die Routine: »Man gewöhnt sich einfach an die ständige Gefahrensituation und unterschätzt sie dadurch mitunter auch«, meint Mettendorf.

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