Honauer Familiennamen sind oft »katholischer« Abstammung
Honau hat ortsgeschichtlich schon immer eine besondere Rolle gespielt. Das spiegelt sich in den Nachnamen wider, zumal Familienchroniken früher eng mit der Orts- und Kirchengeschichte verbunden waren.
Siegfried Schneider ist Naturwissenschaftler und arbeitet beim Regierungspräsidium Freiburg – und weiß als Ortshistoriker Interessantes über die Honauer Historie zu berichten. Als er einst das Familienbuch seiner Großeltern in die Hand bekam, wurde für ihn Geschichte lebendig. Schon als Jugendlicher merkte der heute 50-jährige, dass sein Dorf auf eine besondere Orts- und Kirchengeschichte zurückblickt. Durch den guten Draht zu Pfarrer Reinholdt kam er zum Historischen Verein für Mittelbaden.
Honau war früher nicht nur geografisch eine Insel im Rhein, es hatte als katholisches Dorf auch eine konfessionelle Insellage im protestantischen Hanauerland. Honau geht auf eine Klostergründung durch iro-schottische Wandermönche um 720 nach Christus zurück. Um dieses Kloster siedelten sich Handwerker, Tagelöhner, Kleinbauern und Fischer an. Zum Klosterkonvent gehörten links- und rechtsrheinische Pfründe, deren Ortsbezeichnungen, wie »Herrengrund« oder »Herrenmatten« selbst heute noch auf einigen Karten zu finden sind. Honau und Wantzenau gehörten das Mittelalter hindurch zusammen und bildeten eine Pfarrei.
Insel im Hanauerland
Allerdings war der dazwischenliegende Rhein vor seiner Begradigung eine ständige Bedrohung. Nach einer verheerenden Überschwemmung wurde 1290 das Kloster rheinaufwärts nach Rhinau gegenüber Kappel-Grafenhausen verlegt. Honau gehörte in früheren Zeiten nie zum Hanauerland. Dieses war das Herrschaftsgebiet der Grafen von Hanau-Lichtenberg, deren Stammburg in den Vogesen stand. Erst mit dem Übergang an das Großherzogtum Baden wurde auch Honau 1803 dem Hanauerland verwaltungstechnisch zugeordnet.
Die Honauer Klosterkirche fungierte nach der Verlegung des Klosters wohl noch als Pfarrkirche von Honau und Wantzenau, bis sie 1480 durch ein weiteres großes Hochwasser komplett zerstört wurde. Danach mussten die Honauer über den oft wilden Rhein in die Wantzenau zur Kirche gehen. 1730 erlaubte Fürstbischof Kardinal de Rohan den Honauern, eine eigene Kirche zu bauen. So wurde 1730 die selbständige Pfarrei Honau gegründet und von der Wantzenau abgespaltet. Und so gibt es in Honau seit diesem Jahr Kirchenbücher. Darin sind nahezu alle alten Honauer Namen zu finden. Das Besondere daran ist, dass es typische »katholische« Namen gab, die nur in Honau und der Wantzenau zu finden waren. Die Erklärung hierfür ist, dass die konfessionelle Grenze früher ausgeprägter war als die natürliche oder geografische. Typische »katholische« Namen hierzulande sind Acker, Bordießer, Seiler, Kleinpeter und Rudloff. Andere geläufige Honauer Namen, die es auch heute noch gibt, sind Freimüller, Gast, Schäfer, Seiter, Wehrle, Fritsch und Knörle.
Der häufigste Name in Honau ist Schäfer; ihn tragen 33 Einwohner. Er ist – wie könnte es anders sein –auf den Beruf des Schäfers zurückzuführen. An zweiter Stelle steht Knörle, er könnte von dem alten alemannischen Vornamen Knöro abgeleitet sein oder nach dem Deutschen Namenslexikon von Hans Bahlow auch von Knorren, einem kurzen, dicken, knotigen, derben Menschen kommen. Schmidt liegt deutschlandweit auf Platz zwei der häufigsten Namen und belegt in Honau den dritten Platz. Schmidt ist auf den Beruf des Schmieds zurückzuführen.
Teils eingeheiratet
An vierter Stelle steht heute Hauß. Der Name kam erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Diersheim nach Honau. Jemand mit dem Namen Hauß oder Hauser war früher Verwalter eines Anwesens. Auch der Name Bach wurde erst gegen Mitte des 20. Jahrhunderts eingeheiratet; er deutete auf eine Wohnstätte an einem Bach hin. Ebenfalls 13 Personen heißen Merkel, der auf die Kurzform des Rufnamens Markwart zurückzuführen ist. Mit Ausnahme des Namens Knörle sind alle Bedeutungen der Familiennamen dem Buch »Von Abel bis Zirfas – Rheinauer Familiennamen – Herkunft und Bedeutung« von Helmut Mink entnommen.