Oberkirch-Ödsbach

Hotel »Grüner Baum« begann vor 150 Jahren zu wachsen

Katharina Reich
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
30. Januar 2016
Die Aufnahme einer Postkarte zeigt das Gasthaus »Grüner Baum« in Oberkirch-Ödsbach in den 30er-Jahren.

Die Aufnahme einer Postkarte zeigt das Gasthaus »Grüner Baum« in Oberkirch-Ödsbach in den 30er-Jahren. ©Katharina Reich

Das Waldhotel »Grüner Baum« in Ödsbach kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Heute vor 150 Jahren wurde aus der Bierwirtschaft ein Restaurationsbetrieb mit Speisen und Weinausschank. Zwei Jahrzehnte später beherbergte das Gasthaus die ersten Touristen. 

Ein Gasthaus war früher weit mehr als nur ein Ort, um zu essen und zu trinken. In Zeiten ohne  Fernseher und anderem Unterhaltungsprogramm war das Wirtshaus vor allem  auch ein sozialer Treffpunkt. Und da es noch keinen Supermarkt um die Ecke gab, war  die Wirtsstube auch die einzige Möglichkeit, ein Bier zu trinken. Die Bedeutung des  Wirtshauses in vormodernen Zeiten wird auch in der Argumentation des Johann Sester deutlich,  der im Jahr 1866 beim Oberkircher Bezirksrat eine Konzessionserweiterung für seine  Bierwirtschaft beantragte. 

Bierwirtschaft ab 1866 erweitert

Wie aus Unterlagen des Oberkircher Stadtarchivs hervorgeht, betonte Sester in einem Schreiben aus dem Jahr 1864, dass es in Ödsbach bisher mit der »Krone« nur eine  Wirtschaft gebe. Diese sei mindestens eine Viertelstunde von seinem Haus entfernt, »so dass  sowohl meine Nachbarn als auch die fremden, die mit ihnen zu thun haben, diese große  Wegstrecke machen müssen, wen sie ein Klaß Wein Trinken wollen«.  
Johann Sester, damals 29 Jahre alt, Vater zweier Kinder und gelernter Küfer, betrieb schon damals eine Bierwirtschaft. Mit seinem Antrag auf eine  Konzessionserweiterung zielte er auf die Erlaubnis, künftig auch Wein ausschenken und Speisen anbieten zu dürfen und kündigte an, bei einem positiven Bescheid, seine »Lokalideten« zu  erweitern. Diesen positiven Bescheid erhielt er schließlich auch: Am 30. Januar 1866 – also heute  vor 150 Jahren – entschied der Oberkircher Bezirksrat: »Es wird die in Oedsbach vacante  Restauration dem Johann Sester da verliehen.« 

- Anzeige -

Zahl im Balken zeugt von Geschichte

Aufmerksam auf dieses Jubiläum wurden das heutige Hotelierehepaar Doris und Ulrich Lechner durch die Zahl 1866 auf einem Balken in der Bauernstube, dem ältesten  Teil des Waldhotels. Sie beauftragten schließlich Irmgard Schwanke, die  Geschichte des Hauses rund um diese Jahreszahl zu recherchieren. Die Stadtarchivarin fand  heraus, dass bereits 20 Jahre nach der Konzessionserweiterung der Fremdenverkehr Einzug in den »Grünen Baum« gehalten hatte. 

In einem Schreiben aus dem Jahr 1888 erwähnte der damalige Wirt  Johann Sester, dass im Jahr 1886 in seinem Gasthaus zwölf Personen zum »Sommeraufenthalt  loschierten«. In diesem Zusammenhang fällt auch zum ersten Mal der Name des Gasthauses:  »Grüner Baum«. Genaue Informationen, wie groß das Gasthaus mit Fremdenzimmern zu dieser Zeit war, gibt es  nicht. 1935 wurden aber die einzelnen Gebäudeteile hinsichtlich ihres Alters geschätzt. Das Hauptgebäude mit Gastwirtschaft, Fremdenzimmer und Wohnanteil wurde dabei teils für 50, teils für 70 Jahre alt gehalten. Das angrenzende Ökonomiegebäude mit Schweinestall soll damals 50 Jahre alt gewesen sein und der Wagenschopf etwa 30 Jahre. 

Stichwort

Lange im Familienbesitz

Bis ins Jahr 2000 war das Waldhotel Grüner Baum im Besitz der Nachfahren Johann Sesters. Aus Unterlagen des Grundbuchamts gehen folgende Eigentümer hervor:
1866: Johann Sester, Küfer und Wirt
1900: Barbara Sester, ab 1903 verheiratete Springmann, ab 1910 nach Wiederverheiratung Barbara Spinner (Tochter Johann Sesters) 
1923: Franziska Springmann, verheiratete Müller (Tochter aus erster Ehe der 
Barbara Spinner
1961: Karl Müller (Sohn von Franziska und Karl Müller)
2000: Kauf des Waldhotels »Grüner Baum« durch Ulrich und Doris Lechner

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Der Personalbestand der Stadt Oberkirch, die auch Leistungen für die Verwaltungsgemeinschaft Oberkirch-Renchen-Lautenbach erbringt, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Gleiches gilt für die Personalkosten.
vor 5 Stunden
20 Millionen Euro jährlich
Der aktuelle Stellenplan der Stadt Oberkirch weist 325 Vollzeitstellen aus - 74 mehr als noch vor sechs Jahren. Dem Erziehungsbereich ist dabei nur ein Teil des Anstiegs geschuldet.
Die Büroräume in der Apothekergasse 7, besser bekannt als s' freche hus, will die Stadt künftig selbst nutzen´.
vor 5 Stunden
Ein echter "Kulturtempel" soll entstehen
Die Stadtverwaltung organisatorisch besser strukturieren und stadteigene Gebäude effizienter nutzen - diese Ziele verfolgt Oberkirch mit dem Umzug einiger Abteilungen in neue Räumlichkeiten. Entstehen soll dadurch unter anderem ein echter "Kulturtempel".
Die Kriminal- und Unfallstatistik für das Polizeirevier Achern/Oberkirch stellten vor Wolfram Kiefer (Leiter des Polizeipostens Oberkirch), Thomas Straub (kommissarischer Revierleiter) und Marco Knöpfler (kommissarischer stellvertretender Revierleiter). 
vor 8 Stunden
Achern
Der allgemeine Trend bei den Kriminalstatistiken ist auch im Polizeirevier Achern/Oberkirch spürbar. In Oberkirch ist die Zahl der Straftaten insgesamt spürbar zurückgegangen.
Das Foto zeigt die Einmündung und das erste Teilstück der Erschließungsstraße im Tiergartener Baugebiet Hubeneck.
vor 11 Stunden
Oberkirch - Tiergarten
Das Gerichtsurteil zu beschleunigten Bebauungsplänen betrifft auch das Tiergartener Baugebiet Hubeneck. Verzögerungen und Kostensteigerungen scheinen wahrscheinlich. Im Ortschaftsrat zeigt man sich teilweise verärgert.
Auf den ersten alkoholfreien Weißwein 2023 folgt der erste alkoholfreie Rotwein in der Region, den die Winzer des Alde Gott nun auf den Markt bringen.
vor 12 Stunden
Den Weißwein ohne Prozente gibt es schon
Die Alde Gott Winzer stellen ein Jahr nach dem alkoholfreien Weißwein nun auch einen Rotwein vor, den man trinken und danach trotzdem Autofahren kann. Damit erfülle man eine Nachfrage.
An der vielbefahrenen L75 auf Höhe von Helmlingen kontrollierte die Polizei am Sicherheitstag den Verkehr.
vor 14 Stunden
Am Sicherheitstag
Beim Sicherheitstag des Polizeipräsidiums Offenburg kontrollieren Beamte den Verkehr auf der L75 bei Helmlingen. Bei 70 Kontrollen in zwei Stunden gibt es mehrere Treffer.
Zur Kommunalwahl am 9. Juni sind die Wähler landauf, landab wieder zu den Urnen aufgerufen.
vor 17 Stunden
In Appenweier und Renchen
Welche bisherigen Gemeinde- und Ortschaftsräte treten in Appenweier und Renchen nicht mehr an? Diese und weitere interessante Antworten liefern die frisch bewilligten Wahllisten.
Wenn „es Katzen hagelt“ sind die Kinder im „Bauwagen“, ansonsten am liebsten draußen.
vor 20 Stunden
Naturgruppencheck
ARZ-Naturgruppencheck: Der Naturkindergarten Guckinsdorf in Oppenau bietet Platz für 20 Kinder über drei Jahren. Wiese und Wald machen die Natur im Jahreszeitenverlauf erlebbar.
Am Amtsgericht Achern schilderte ein Mann sein Leben in Sucht.
vor 22 Stunden
Amtsgericht Achern
Ein 41-Jähriger hatte morgens um acht schon 1,25 Promille, als ihn die Polizei auf einem E-Roller kontrollierte. Kein Wunder, der Mann hat eine lange Gewöhnung an starken Alkoholkonsum hinter sich. Jetzt schilderte er vor dem Amtsgericht seinen Weg aus der Sucht.
Keine leichte Arbeit hatte die Jury beim Auswerten des Rheinauer Mal- und Zeichenwettbewerbs.
vor 22 Stunden
Jury bestimmt die Sieger
Das Spiel und das Spielen stehen beim Mal- und Zeichenwettbewerb der Stadt Rheinau unter dem Motto „Rheinau – alles ein Spiel“ facettenreich im Vordergrund. Jetzt ist die Jury am Zug.
Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
18.04.2024
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
18.04.2024
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".