»Ich habe den Jugendtreff noch nicht aufgegeben«
Jugendtreffs auf dem Dorf scheinen auszusterben. Leere Gebäude bleiben zurück – die Jugend zieht es weg. Ob nun aus Gründen des demografischen Wandels oder weil man aus dem Alter »rauswächst«. Auch in Memprechtshofen wird es den Jugendtreff, so wie er einst war, nicht mehr geben. Ortsvorsteher Andreas Pollok (Foto) erklärt der ARZ, warum das so ist.
Herr Pollok, wo trifft sich die Jugend in Memprechtshofen?
Andreas Pollok: Momentan ist es schwierig, denn der Jugendtreff, der 1996 entstand, musste vor knapp zwei Jahren seine Türen schließen. Ich nehme an, dass die Jugendlichen nach Freistett in den Treff gehen, sich bei Freunden treffen oder innerhalb der Vereine etwas unternehmen.
Wie kam es dazu, dass ein Treff nach fast 20 Jahren schließen musste?
Pollok: Dafür gibt es mehr als einen Grund. Die Jugendlichen, die den Treff bis zum Schluss verwaltet haben, sind aus dem Alter rausgewachsen, in dem sie einen Treff besuchen. Manche haben eine Familie gegründet und hatten irgendwann keine Zeit mehr.
Doch was ist mit den Nachfolgegenerationen? Darunter waren doch sicher auch zahlreiche Jugendtreff-Besucher. Wollte keiner mit der Zeit nachrücken?
Pollok: Leider wollte niemand Verantwortung im Verein übernehmen. Es reicht nicht, nur einen Treff anzubieten, die Jugend muss sich auch darum bemühen. Die ganz jungen Besucher blieben jedoch im Großen und Ganzen aus. Im Treff haben sich in den letzten Jahren nur noch die Älteren getroffen und hatten ihren eigenen Kreis.
Was sind die anderen Gründe für die Auflösung?
Pollok: Obwohl der Treff alles bot, was man so braucht, wie beispielsweise Tischfußball, Billard, Filmvorführungen, zeigte sich das Gebäude besonders in der kalten Jahreszeit in einem ungenügenden Zustand, abgesehen von den sanitären Anlagen und dem Thekenbereich. Dies haben unsere Jugendlichen in Eigenleistung lobenswert wieder hergestellt. Außerdem ist der Jugendtreff alles andere als gut gedämmt, sodass die Heizkosten im Winter sehr hoch ausfielen und die Vereinsmitglieder diese Kosten nicht mehr länger aufbringen konnten.
Eine Sanierung kam also nicht in Frage?
Pollok: Eine Komplettsanierung wäre ein enormer Aufwand und zu teuer gewesen. Die Überlegung gab es, aber im Gespräch mit unserer Bauverwaltung und dem Jugendreferenten Sven Weber-Sieb mussten wir erkennen, dass das wenig Sinn macht. Zudem spielen auch der demografische Wandel und die neuen Medien eine wichtige Rolle. Die Jugendlichen sind heutzutage mobil, sie zieht es nun mal irgendwann raus aus dem Dorf in die Nachbardörfer und in die Stadt, sodass die Besucher ausblieben.
Lärmbelästigungen oder andere nächtlichen Eskapaden haben sich bei den Besuchern im Treff nie bestätigt?
Pollok: Nein, damit hatten wir keine Probleme. Verärgerte Nachbarn gab es keine, aber unmittelbar neben dem Treff befindet sich auch kein Wohngebiet.
Was hat der damals aktive Treff der Jugend geboten?
Pollok: Von Bastelnachmittagen über Kinderfasching bis hin zu Filmvorführungen,
Beachpartys im Treff und Halloweenpartys in der Halle – dort wurde viel veranstaltet. Es war ein eingetragener Verein, bei dem sich auch die Eltern der Jugendlichen engagierten. Ich denke, dass es gerade deswegen so gut funktionierte und sich auch die Vorsitzende des Schüler- und Jugendtreffs sehr engagierten.
Nun sind knapp zwei Jahre vergangen und es tut sich hinsichtlich eines neuen Treffs nichts. Ist es nicht wichtig, der Jugend einen Raum auch außerhalb der Vereinswelt zu bieten?
Pollok: Ich habe den Jugendtreff noch nicht aufgegeben. Und mit dem Neubaugebiet steigt die Hoffnung, dass Familien mit Kindern nach Memprechtshofen ziehen. 20 von 23 Bauplätzen sind bereits reserviert oder verkauft, sodass ich optimistisch bin. Wir müssen der Jugend mehr bieten, das steht außer Frage. Wo und wann das genau sein wird, kann ich allerdings noch nicht sagen, das besprechen wir nämlich noch im Ortschaftsrat. Beginnen würde ich gerne im kommenden Jahr mit einem Angebot von zwei bis drei Veranstaltungen für Jugendliche eventuell im Foyer der Mehrzweckhalle Memprechtshofen.