Kammermusikensemble bestreitet fünften Auftritt in Freistett
Ein Hörgenuss, und das nicht nur für Freunde der klassischen Musik, war am Samstag das Konzert des Kammer-
ensembles Kehl-Strasbourg. Es gastierte zum fünften Mal in Freistett und begeistert immer mehr Zuhörer.
Die 45 Musiker starke Formation in symphonischer Besetzung spielte das anspruchsvolle Konzert mit einer bestechenden Leichtigkeit. Die hervorragende Dynamik und das Zusammenspiel der warmen, filigranen Klänge der Streicher sowie der harmonischen Bläser zogen die Zuhörer in ihren Bann. Bei den besonders für die Bläser schwierigen Stücken stachen die Flötistinnen Heike Thoma und Nadja Scharfheutle hervor.
Schon die ersten Töne der Ouverture zum Bühnendrama »Preciosa« von Carl Maria Weber, die im selben Jahr wie die bekannte Oper »Freischütz« geschrieben wurde, versprachen einen großartigen Abend. In das dynamisch sehr abwechslungsreiche Stück, das teils an ein Ballett erinnerte, wurden musikalische Elemente Spaniens eingebracht, einem Land das Weber nie besucht hatte. Ebenfalls sehr dynamisch von fröhlich verspielten Flöten- und Streicherklängen bis zum gewaltigen Orchester zeigte sich die Ouverture D-Dur im »italienischen Stil« D 590 von Franz Schubert, die er wahrscheinlich unter dem Einfluss der Erfolge des großen italienischen Komponisten Gioachino Rossini schrieb. In einigen Passagen lässt sich dessen Handschrift erkennen.
Virtuose Pianistin
Im Klavierkonzert Nr. 3 – Allegro con brio von Ludwig van Beetoven, bestach die sehbehinderte virtuose Pianistin Caroline Sablayrolles, die vier Jahre Schülerin der weltberühmten Pianistin Maria J. Pires am Haus der Künste von Belgais in Portugal war. In unglaublicher Geschwindigkeit flogen ihre Finger mal leise und zart, mal laut und bestimmend über die Tasten. Die Kompositionen von Beethovens dritten von fünf Klavierkonzerten entstanden nach der Verfassung seines Testaments von Heiligenstadt unter der Spannung seiner fortschreitenden Taubheit und der Sehnsucht sowie dem festen Glauben an die vom Menschen bestimmte Freiheit. Beethoven setzte auch hier ein heldenhaftes kraftvolles Zeichen der modernen Kunst. Die Zuhörer waren so aus dem Häuschen, dass Caroline Sablayrolles gar nicht anders konnte, als noch eine Zugabe zu spielen.
Alle Register wurden nochmal in der 35-minütigen 6. Sinfonie D 589 in C-Dur von Franz Schubert gezogen. Dieses weniger bekannte Werk ist deutlich vom Einfluss Beethovens geprägt und wird auch als »die kleine C-Dur« bezeichnet. Sie wurde nach fünf Monaten im Februar 1818 fertig und lässt bereits die Ansätze zur großen 9. Sinfonie erkennen.