Kappelrodeck bekommt eine Großbaustelle
Das marode Kanalnetz im Kappelrodecker Gebiet Brandrain bedarf einer umfassenden Sanierung. Dabei soll auch eine noch nicht alltägliche Technik zum Einsatz kommen. Wegen der enormen Kosten geht der Gemeinderat zudem bei der Ausschreibung ungewöhnliche Wege.
»Die Kosten sind ein Thema, das Schmerzen bereitet.« Das stellte Markus Vogel klar, der bei diesem Tagesordnungspunkt von der Rolle als CDU-Gemeinderat in die des vortragenden Experten wechselte, da sein Büro Vogel Ingenieure mit der Planung der Sanierung beauftragt ist. Am Montag standen nun die technischen Details zur Debatte. So erläuterte Markus Vogel, dass er für eine optimale Bettung der Rohre gerne Flüssigboden einsetzen würde, mit dem er schon in anderen Gemeinden von Achern bis Stuttgart gute Erfahrungen gemacht habe.
Auf rund 2,2 Millionen Euro werden die Kosten für die Gesamtsanierung des Gebietes geschätzt. Ob diese eventuell nach unten korrigiert werden können, hängt vom noch ausstehenden Messergebnis punktueller Aufschlussbohrungen ab. Bereits nötig geworden war eine Georadaruntersuchung, die den Verlauf unterirdischer Felsaufkommen aufzeigte. Sicher ist inzwischen auch, dass für die Ausführung der Arbeiten im Bereich der Nordspange auf der Talseite teils zwischen den Häusern durchgegraben werden muss. Um dort aber Schäden an den Gebäuden auszuschließen, sollen die Arbeiten unterirdisch verlaufen.
»Nichts Normales«
Rund 1,4 Millionen Euro hat die Gemeinde für die Sanierungen im Brandrain im Haushalt 2016 eingestellt. Damit wären die Arbeiten im Nordbereich abgedeckt. Weitere rund 900 000 Euro kostet die Sanierung des Südteils, ein Betrag, der aber frühestens 2017 finanziert werden könnte.
Wird die Gesamtmaßnahme aber in zwei Teilen ausgeschrieben, würde sie sich aus mehreren Gründen um rund 80 000 Euro verteuern. Deshalb soll die Gesamtmaßnahme in einem Block ausgeschrieben werden, jedoch mit dem Zusatz, dass der Gemeinderat sein OK für den zweiten Bauabschnitt erst gibt, wenn das Geld im Haushalt auch bereit steht, was nicht schon 2017 sein muss. Dieser Vorschlag, der laut Markus Vogel »auch nichts Normales ist«, sorgte vor großer Zuschauerkulisse ebenso für Diskussionen wie das Verfahren des Flüssigbodens, wobei auch herkömmliche Verfahren noch zum Zuge kommen können. Schließlich einigte sich der Rat einstimmig darauf, die Baumaßnahme Kanalsanierung Brandrain als Gesamtpaket auszuschreiben, wobei ausdrücklich keine rechtliche Verpflichtung zur Vergabe des zweiten Bauabschnittes eingegangen wird.
Baubeginn könnte dann bereits im September sein.
Flüssigboden
Vorteil bei der Verlegung von Rohren in sogenannten Flüssigboden soll eine optimal Rohrbettung sein, da im Anschluss keine Setzungen des Erdreichs zu befürchten seien, die eine der Hauptursachen für Rohrschäden sind. Bei diesem noch relativ neuen Verfahren werde der Aushub in einer eigenen Anlage durchmengt, mit Wasser und Zusatzstoffen vermischt und wieder in den Graben eingebracht. Das Verfahren belaste die Umwelt nicht, so Markus Vogel, der auch betonte: »Flüssigboden ist kein Beton, sondern der Ursprungsboden, der aufbereitet wird.« Die dafür notwendige Anlage soll eventuell am Sportplatzgelände aufgestellt werden.nr