»Kliniken haben Berechtigung«
Oberkirchs Oberbürgermeister Matthias Braun will vor einer umfassenden Kommentierung des Strategiepapiers zur Zukunft der Kreiskliniken die zweite Klausurtagung am 23. Mai abwarten. Dort geht es um die Planvarianten, die zur Debatte stehen. Auch die Schließung des Oberkircher Krankenhauses droht bekanntlich.
Das Strategiepapier des Ortenaukreises zur Zukunft der Kreiskliniken sorgt in den Städten und Gemeinden für Unmut noch bevor es ausgiebig im Kreistag diskutiert wurde (wir berichteten). In den von Klinikschließungen betroffenen Städten formiert sich erster Widerstand. In Ettenheim kämpft etwa der Förderverein des Kreiskrankenhauses um den Erhalt des ebenfalls von Schließung bedrohten Hauses: »Die medizinische Versorgung sehe ich als kommunale Daseinsvorsorge«, sagt unter anderem der stellvertretende Vorsitzende, Kai-Achim Klare. Da dürften nicht nur wirtschaftliche Faktoren über Sein oder Nichtsein entscheiden.
Wohnortnahe Versorgung
Im Grunde sieht das Oberkirchs Oberbürgermeister Matthias Braun genau so: »Man darf Klinikschließungen nicht allein am Diktat der Ökonomie festmachen.« Die wohnortnahe medizinische Grundversorgung im ländlichen Raum sei eine Aufgabe, der sich auch Bund und Land stellen müssten. »Ich habe immer betont, wie wichtig mir das ist«, sagt Braun: »Dafür werde ich auch weiter eintreten.«
Selbstverständlich müsse sich der Kreis angesichts finanzieller Defizite Gedanken machen, wo »wir in 20 Jahren stehen«. Gleichzeitig brauche es eine flächendeckende medizinische Versorgung. »Deshalb haben die Krankenhäuser und speziell das Oberkircher Haus mit seiner Geburtshilfe ihre Berechtigung«, unterstreicht der OB. Dass die verschiedenen Lösungsvorschläge der vom Kreis beauftragten Beratungsfirma trotz nichtöffentlicher Sitzung bereits durchgesickert sind, bedauert Braun: Das schade dem Thema und trage nur zu großer Verunsicherung von Bevölkerung und insbesondere der Belegschaften der Krankenhäuser bei.
Kritische Kommentare
Und sorgt auch für Debatten in den sozialen Medien. Auf Facebook werden die Vorschläge überwiegend kritisch kommentiert (siehe Infokasten). Eine Nutzerin meinte gestern etwa: »Leider ist eine Schließung nicht die schönste, sondern die einfachste Lösung. Schuld sehe ich dabei aber nicht bei der Belegschaft, sondern bei den Leitungen welche zunehmend an Sparmaßnahmen festhalten, um aus einer notwendigen sozialgerichteten Einrichtung ein wirtschaftlich profitables Produkt zu machen.«
»Die Leute die so was auf dem Strategiepapier entwickeln, sollten selber mal auf Hilfe angewiesen sein...«
»Da kann man dann nur hoffen, dass man nicht schnell per Krankenwagen in ein Krankenhaus muss. Stell dir vor, du hast einen Schlaganfall oder Herzinfarkt und das nächste Krankenhaus ist 40 km entfernt.«