Klosterruine musste als Steinbruch herhalten
Für die Rench- und Achertäler Bevölkerung verbindet sich mit dem Fest Allerheiligen, das am morgigen Samstag gefeiert wird, auch das ehemalige Kloster am Grindenbach. 1814 kam auch das endgültige Ende der Klosterkirche.
Noch immer hält sich in der Bevölkerung die Legende, das Kloster Allerheiligen sei dreimal durch einen Blitzschlag abgebrannt. Richtig ist, dass der erste Großbrand 1470 in der Klosterküche und der zweite 1555 im Gästehaus ausbrach und 1804 tatsächlich der Blitz einschlug. Das bedeutete jedoch nicht das Ende des Klosters selbst. Vielmehr hatte Markgraf Karl Friedrich von Baden bereits am 29. November 1802 die »Civil Besitzergreifung« des »Gotteshauses Allerheiligen« vornehmen lassen und es damit aufgelöst. Und auch die Aussage, dass die Anlage durch diesen Blitzschlag zur Ruine geworden sei, stimmt so nicht.
Das Ende des Klosters Allerheiligen war nicht nur von Tragik, sondern auch von einer gewissen Dramatik begleitet. Fast zeichenhaft zu nennen ist der Blitz, der am 6. Juni 1804 abends während eines Gewitters in den Turm der Klosterkirche einschlug. Zeichenhaft deshalb, weil der 6. Juni der Namenstag des Ordensgründers Norbert von Xanten ist, für den ein Blitzstrahl einst die Wende seiner Lebensbahn gebracht haben soll. Dieser Blitz vor 210 Jahren leitete aber symbolhaft das Ende und den Zerfall der ganzen Anlage ein. Das schindelgedeckte Kirchendach und das obere Stockwerk des Klausurgebäudes brannten ab.
Dennoch konnte Baudirektor Friedrich Weinbrenner, der im Auftrag der Karlsruher Regierung Allerheiligen besuchte, mitteilen, dass die Mauern und auch das Gewölbe der Kirche weitgehend unbeschädigt geblieben waren. Im Rahmen der Ausbesserungsarbeiten erhielt sie ein neues mit Schindeln gedecktes Dach. Zu den Eigentümlichkeiten Allerheiligens gehört, dass nach der Vertreibung der Prämonstratenser zwei Kapuzinermönche aus dem ebenfalls aufgelösten Oppenauer Kapuzinerklösterle mit der Seelsorge betraut wurden. Bis 1814 wurden in der vorübergehend zur Pfarrkirche erklärten Klosterkirche noch Gottesdienste gehalten. Danach kam jedoch das religiöse Leben vollkommen zum Erliegen.
1814 fiel die Entscheidung
Nach der Säkularisation hatte es Pläne gegeben, in Allerheiligen eine Korrektionsanstalt (Besserungsanstalt) für Geistliche einzurichten. Dies kam jedoch nicht zur Ausführung. Endgültig scheiterte 1806 auch der von der Regierung geförderte Versuch des Fabrikanten Brenneisen aus Iffezheim, in den Gebäuden eine Wollspinnerei einzurichten. 1814 wurde die endgültige Entscheidung getroffen, in Allerheiligen keine Pfarrei (für das hintere Achertal und das hintere Lierbachtal) zu gründen, sondern stattdessen in Ottenhöfen eine Kirche für das hintere Achertal zu bauen. Die Steine sollte die Klosterkirche liefern. Damit war der Abbruch des einstigen Münsters von Allerheiligen besiegelt. Die anderen Gebäude waren schon 1811 auf Abbruch versteigert worden. Bis auf das im Westflügel gelegene Försterhaus und eine Scheune wurden sie in den folgenden Jahren abgetragen. Eine Menge Holz, 26 000 noch brauchbare Ziegel sowie ein großes Quantum Quadersteine wurden 1821 nach Ottenhöfen geschafft. 1824 gestattete die badische Regierung auch, dass Allerheiligen zum Bau der Pfarrkirche in Achern als Steinbruch genutzt wurde.
Spuren des Klosters sind im gesamten Rench- und Achertal zu finden
Nach der Auflösung des Klosters Allerheiligen wurde dessen beweglicher Besitz in alle Winde zerstreut. Neben den wertvolleren Gemälden und dem Silbergeschirr kamen das Klosterarchiv und ein Teil der Bibliothek nach Karlsruhe. Ein weiterer Teil der Bibliothek ging an die Universität in Heidelberg. Wie die Meier- und Rebhöfe wurde im Jahr 1805 auch der Haushalt versteigert. Viele Gegenstände kamen dadurch in Privatbesitz. Obwohl in der Kirche zunächst noch Gottesdienste stattfanden, wurden die Altäre größtenteils schon vorher entfernt.
Drei Altäre aus Allerheiligen befinden sich seit 1807 in Bad Peterstal und zieren als barocke Schmuckstücke die Pfarrkirche. Das sind der Hochaltar, ursprünglich Kreuzaltar des Klosters, mit dem Hochaltarbild, der Magdalenen- sowie der Apostelfürsten-Altar. Außerdem erhielt Bad Peterstal vier Heiligen-Statuen, darunter die des Ordensgründers Norbert von Xanten. Die Pfarrei Oppenau erhielt den Katharinen-Altar und die Orgel. Von beiden findet sich in der 1826 neu erbauten Kirche keine Spur mehr. Den Marienaltar schmückt seit 1969 jedoch eine 165 Zentimeter hohe spätbarocke Madonnenfigur. Sie war nach der Auflösung des Klosters in Privatbesitz übergegangen und wurde von den Eigentümern der Pfarrgemeinde als Stiftung übergeben. Auch über den Verblieb von zwei Altären, die nach Kappelrodeck kamen, ist nichts mehr bekannt.
Die meisten Spuren hat das Prämonstratenserkloster Allerheiligen in Lautenbach hinterlassen. Die im 15. Jahrhundert erbaute Wallfahrtskirche lässt die einstige Schönheit des ebenfalls gotischen »Münsters« im abgeschiedenen Lierbachtal erahnen. An die Chorherren, die nach der Säkularisation ihren Lebensabend im heute als Pfarrhaus dienenden Rektoratshaus verbrachten, erinnern noch wertvolle Kelche, Monstranzen und Messgewänder. In Oberkirch hält der ehemalige Klosterhof das Bewusstsein an die Prämonstratenser wach und in Oppenau die 1464 erbaute Friedhofskapelle, Chor der einstigen Tal- und Pfarrkirche. h