Koehler weiht neues Logistikzentrum ein
Die Papierfabrik Koehler schließt heute ihr »Projekt Oberkirch« mit der Einweihung des Logistikzentrums ab. Insgesamt 40 Millionen Euro kostete die Umstrukturierung des Standortes. Die nächste Baustelle läuft bereits: das Verwaltungsgebäude wird erweitert.
Die größte Einzelinvestition am Standort Oberkirch seit über 35 Jahren ist abgeschlossen. Innerhalb von knapp drei Jahren wurde die Struktur des Werkes Oberkirch generalüberholt.
Vor 35 Jahren ging es um den Bau der Papiermaschine PM 5, diesmal um die Verwirklichung eines neuen Logistikkonzeptes. Wesentliche Bestandteile sind zwei Verpackungsanlagen für die fertige Ware, zwei neue Querschneider, ein computergesteuertes Hochregallager mit fünf automatischen Lagergeräten und Palettenfördertechnik, die die Papierrollen am passenden Standort einlagern. Infrastruktur und Versand wurden entsprechend angepasst. Für Forschung und Entwicklung gibt es jetzt eine neue Versuchsstreichanlage.
Die letztgenannte Investition ist für die Zukunftssicherung des Unternehmens von besonderer Bedeutung. Auch wenn Koehler mit seinen Hauptsparten Thermo- und Selbstdurchschreibepapier (SD-Papier) noch sehr gut im Geschäft ist (Pressesprecher Stephan Schwietzke: »Wir könnten im Moment mehr verkaufen als wir produzieren.«), denkt man bei Koehler über Nachfolgeprodukte nach, falls der weltweite Absatz in den beiden Sparten sinkt: Durch die SD-Papiere »haben wir seit 40 Jahren Erfahrung im Bereich Mikrokapseln. Mit anderen Firmen forschen wir an neuen Produkten«, berichtet der Technische Vorstand Werner Ruckenbrod. Marktreif sollen die in den nächsten fünf Jahren werden.
Großer Markt
Wohin es neben anderen Ideen gehen könnte, lässt Schwietzke durchblicken: In die Kapseln ließen sich beispielsweise Duftstoffe einbauen. Laut Ruckenbrod hat der gesamte Mikrokapselmarkt ein Volumen von 4,5 Milliarden Euro. Mit dem Oberkircher Knowhow will Koehler sich davon ein ordentliches Stück abschneiden.
Dass das Unternehmen (Wirtschaftsdaten siehe Hintergrund) weiter auf Expansionskurs ist, zeigt der Blick neben das Verwaltungsgebäude. Dort gibt es eine Baugrube. Die Verwaltungsfläche wird um 400 Quadratmeter erweitert. Die Kapazitätsgrenze des 2006/07 gebauten Gebäudes ist erreicht. Die neuen Räume dienen aber größtenteils der Vorratshaltung zur Ansiedlung neuer Vertriebs- und Entwicklungsmitarbeiter. Der dreigeschossige Anbau soll sich optisch nahtlos an die Bausubstanz anpassen. Werks- und Spartenleiter Hartmut Felsch erklärt, wo Koehler sich mit Spezialpapieren auf einem schwieriger werdenden Markt behaupten will: Feintech-Papiere für technische Anwendungen und für Digitaltechnologie (beispielsweise Posterdruck). »Um hier 20 000 Tonnen Papier zu verkaufen, braucht man in diesen Nischenmärkten sieben bis acht Produkte.«
Zunächst steht heute eine Einweihungsfeier mit rund 160 geladenen Geschäftspartnern und kommunalen Vertretern an. Rund 150 Firmen waren am Bau beteiligt, davon 70 aus dem Ortenaukreis.
Projekt Oberkirch
- Oktober 2010: Beginn einer Analyse zur Standortsicherung und Profitabilität.
- Anfang 2012: Rückbau altes Heizkraftwerk und Neubau für Werksfeuerwehr und Koehler Renewable Energy.
- März 2013 bis Herbst 2014: Bau vollautomatisches Hochregallager (1 x 34 Meter und 2 x 30 Meter sichtbare Höhe; jeweils zwei Meter unter Bodenhöhe); 16 - 19 000 Rollenstellplätze; Gebäudevolumen des Logistikzentrums entspricht der Größe von 200 Einfamilienhäusern; zwei neue Querschneider und zwei neue Rollenverpackungsanlagen sowie eine Pilotstreichanlage.
- Investition: insgesamt rund 40 Millionen Euro; Budget und Zeitplan wurden nach Koehler-Angaben eingehalten.