Kreuz auf dem Turm der Oberkircher Kirche montiert
Der Kirchturm von St. Cyriak ist seit Dienstagmorgen wieder komplett: Mit Hilfe von zwei Kranwagen ist das Turmkreuz nach neunmonatiger Renovierungspause zurückgekehrt – und mit ihm ein weiteres Symbol, das an Weihnachten 1999 »verweht worden war«.
Auch für einen richtig starken Mann wäre das keine leichte Übung: das Turmkreuz der katholischen Stadtkirche St. Cyriak auf seinen Schultern zu tragen. Es ist knapp zweieinhalb Meter groß und über 200 Kilogramm schwer. Dennoch ist es am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr in Windeseile in der Luft – ein Kranwagen macht es möglich und zieht das Eisenkunstwerk nach oben, wo es mehrere Meter über dem Kirchturm schwebt. Eine Hebebühne befördert unterdessen die beiden Schlosser Konrad Huber und Michael Pletz Richtung Turmspitze – sie sollen das neue Kreuz an seinem alten Standort befestigen und mit acht Schrauben fixieren.
1873 noch mit dem "Galgen" nach oben gehievt
Es folgt ein Rangiermanöver, Millimeterarbeit in 45 Metern Höhe: Das Christussymbol, das innen hohl ist, passt nicht genau auf den Schaft am Kirchturm. Architekt Lorenz Kimmig und Schlosserei-Chef Rudi Lienhard nehmen per Funk Kontakt zu den Schlossern auf. »Es fehlen ein paar Millimeter«, erklärt Kimmig. Was daran liegt, dass nicht das Original auf den Kirchturm zurückkehrt, sondern eine Nachbildung.
Als bei einer Inspektion im Dezember 2015 Risse im Kreuz entdeckt worden waren, war zunächst noch von einer Restaurierung die Rede gewesen. Doch die Schäden am Kunstwerk, das 1873 noch mit einem Flaschenzug ("Galgen") am Gerüst in die Höhe gehievt worden war, sind zu groß.
Kreuz kaputt: Eine Kopie musste her
Die Renchener Eisengießerei Helbling stellte im Juni eine Kopie her und stiftete diese der Pfarrgemeinde. Nun ist die Zeit günstig, sie zu montieren. Dafür braucht es laut Kimmig zwei Dinge: Windstille, damit das 200-Kilo-Kreuz nicht umherschwenkt. Und Sommerferien, weil sich im wegen der Bauarbeiten abgesperrten Bereich die Altstadtschule befindet.
Während das Kreuz senkrecht über dem Kirchturm schwebt, fährt die Hebebühne nach unten. Die Schlosser holen eine Schleifmaschine und flexen den schiefen Schaft ab, ein Original aus dem Jahr 1873. Anschließend gilt es, das Kreuz genau senkrecht zu platzieren. »Das muss sitzen«, sagt Rudi Lienhard. Schließlich soll das Ganze wieder über 100 Jahre halten. Spielraum hat die Eisenkonstruktion keine, das Kreuz soll auch Sturm und Unwetter ungerührt überstehen.
Im fünften Versuch klappt es
Der Kirchplatz ist inzwischen zu einem Treffpunkt geworden: Bis auf Pfarrer Lukas Wehrle, der in Assisi auf Wallfahrt ist, haben sich zwischenzeitlich fast alle Mitarbeiter des Pfarramts eingefunden. Auf der Treppe wetteifern mehrere Fotografen, wer das längste Objektiv hat. Unten trägt ein hilfsbereiter Zuschauer den Rollator einer älteren Dame über die Absperrung, die Frau selbst schlängelt sich durch eine Lücke zwischen den Gitterelementen. Das Kreuz wird zum fünften Mal auf den Schaft heruntergelassen – und sitzt nach zwei Stunden akribischer Arbeit endlich perfekt. Es bleibt nicht lange alleine.
24 Karat: Wetterhahn vergoldet
Bildhauer Michael W. Huber und Pfarrgemeinderat Heinrich Huber bringen den neuen Wetterhahn nach oben. Seinen Vorgänger hatte der Weihnachts-Orkan Lothar 1999 hinweggeweht. »Teile von ihm wurden im Dach des Marienchörles gefunden«, weiß Kimmig. Zum 150. Geburtstag des Kirchengebäudes haben die Franz-und-Gabriele-Hättig-Stiftung, die Stabhalterei Walachei, der Verein »Oberkirch – alte Stadt« und Rudolf Hans Zillgith den Nachfolger gestiftet. Er sitzt im ersten Anlauf.
Huber hat nicht nur die Vorlage für die zwölf Kilogramm schwere Bronzefigur modelliert, sondern diese auch noch mit 24 Karat Blattgold überzogen – »wegen der Leuchtkraft«. Der Vogel soll den Oberkirchern künftig nicht nur die Wetterrichtung zeigen, sondern auch ein Symbol der Wachsamkeit sein – »ehe der Hahn dreimal kräht ...«