Landwirte erhalten Prämien für Wiesenfreihaltung
Die Wiesen an den Hängen der Täler prägen die Vorstellung von Schwarzwald und bieten Lebensraum für manche Tierarten. Die Freiflächen sollen nicht zuwachsen. Da sich deren Bewirtschaftung aber nicht rechnet, erhalten Landwirte Unterstützung. Wer dabei was bezahlt, ist etwas kompliziert. Sasbachwalden geht einen Sonderweg.
»Alle kennen den Schwarzwald mit seinen Wiesen, aber kaum jemand kümmert sich drum«, sagt Nebenerwerbslandwirt Sebastian Decker aus Sasbachwalden. »Darum sollte man uns kleine Landwirte mehr unterstützen, damit die Wiesen frei bleiben.«
Die Grünflächen an den Rändern der Gebirge seien unattraktiv, da nur Tierzüchter das dortige Gras nutzen können, erklärt Anne Körkel vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. Gleichzeitig geht die Zahl der Viehhalter stark zurück. Für den Obstanbau fehlen die klimatischen Bedingungen. Die Folge: Für diese Flächen gibt es meist keine Nutzungsmöglichkeit mehr.
Erst ab drei Hektar
Als erstes nahm sich die Europäische Gemeinschaft (EG) 1975 der Problematik an. Sie bezahlte allen Landwirten mit mehr als drei Hektar Nutzfläche in Steillage (mehr als 25 Prozent Neigung) eine Ausgleichszulage, erklärt Diana Kohlmann von Dezernat Ländlicher Raum des Ortenaukreises. Danach gab es von Landesseite die Verwaltungsvorschrift Landwirtschaft des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Sie fördert landwirtschaftliche Betriebe in benachteiligten Gebieten und greift die EG-Förderung auf. Somit sieht auch sie eine Mindestgröße von drei Hektar vor, so Kohlmann. Die Zulage liegt je nach Lage zwischen 50 und 150 Euro.
Im Ortenaukreis gibt es aber viele kleine Betriebe unter drei Hektar Nutzfläche. Deswegen startete der Kreis 1986 ein eigenes Bergbauernprogramm, das alle Betriebe mit Flächen in Steillage zwischen einem und 2,99 Hektar fördert. 146,23 Euro gibt es vom Kreis pro Hektar, dafür müssen die Landwirte ihre Grünflächen einmal jährlich abmähen und einen Antrag bei ihrer Gemeinde stellen. In Sasbachwalden, Kappelrodeck, Ottenhöfen und Seebach verteilt der Kreis jährlich rund 12 000 Euro an Abmähprämien. 2015 sollen es 16 500 Euro sein.
Einen Teil des Bergbauernprogramms bezahlen die Gemeinden, die auch überprüfen, ob die Wiesen abgemäht wurden (siehe Stichwort). Sasbachwalden vergibt seit 1987 zusätzlich eine eigene Abmähprämie für alle Landwirte, die nicht unter das Bergbauernprogramm des Kreises fallen.
40-mal 56 Euro
»Grünland ist eine ökologisch wertvolle Fläche, weil dort sehr viele Pflanzen- und Tierarten vorkommen, die im Wald und in intensiv genutzten Flächen wie Obstplantagen nicht leben können«, so Anna Karcher von der Gemeinde. Daher bekommen 40 Sasbachwaldener Landwirte von der Gemeinde jeweils 56 Euro pro Hektar Wiese, die sie zweimal im Jahr abmähen müssen. 11 000 Euro gibt die Gemeinde jährlich dafür aus.
Reicht nur für den Sprit
Trotz aller Förderprogramme ist Sebastian Decker der Meinung, dass kleine Landwirte zu wenig unterstützt werden, vor allem im Vergleich zu großen Betrieben in Ostdeutschland. Der 26-Jährige hat den Hof seiner Eltern in Sasbachwalden mit vier Hektar Grünflächen übernommen und hält Schafe, Ziegen und Alpakas.
»Man muss auch bedenken, wie viele Maschinen man für die Bewirtschaftung benötigt«, sagt Decker. Die Prämie der Gemeinde würde gerade für den Sprit reichen. Für Tausende Euro Reparaturkosten müsse er selber aufkommen. Außerdem könne man einige Wiesen nur mit der Motorsense per Hand abmähen, was extrem viel Zeit koste. Die Landwirtschaft sei für ihn ein Verlustgeschäft, das er nur aus Idealismus betreibe. »Hier im Tal arbeiten eigentlich alle nur noch aus Verantwortungsgefühl, damit nicht alles zuwächst«, sagt Decker. Vor allem eingeschleppte Arten wie das Springkraut würden die Wiesen schnell verbuschen lassen, im Sasbachtal seien schon einige Flächen zugewachsen.
Eigene Kommission
In Sasbachwalden gibt es eine eigene Abmähkommission. Sie besteht aus dem Bürgermeister und zwei Gemeinderäten, erklärt Anna Karcher von der Gemeinde. Im Herbst fährt das Trio alle landwirtschaftlichen Flächen ab und kontrolliert, ob gemäht wurde.mfr