Achern/Sasbach

Lastwagen fuhren in den Osten

Roland Spether
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25. April 2015

Mit tonnenschweren Lastwagen wurden die Hilfsgüter in den 80er Jahre von Achern nach Polen gefahren, um in einer schwierigen Notzeit zu helfen. ©sp

Seit 30 Jahren besteht von Acherner und Sasbacher Seite eine Freundschaft nach Polen. Diese begann in den 80er-Jahren als Hilfsaktion.

Hilfsgüter sammeln, Pakete packen, Lastwagen beladen: Anfang der 1980er Jahre gab es bei den karitativen Gruppen in der Pfarrei Unserer Lieben Frau und bei vielen Menschen der Region jede Menge Arbeit, sollten doch über die »Aktion Polenhilfe« dringend benötigte Güter wie Medikamente und Lebensmittel in das Land hinter dem »Eisernen Vorhang« gefahren werden. Die Transporte mit voll beladenen Lastwagen waren der Beginn der deutsch-polnischen Freundschaft, die 30 Jahre besteht, in eine enge Verbundenheit der Pfarreien Achern und Ozimek mündete und zu 25 Jahren Schüleraustausch zwischen der Heimschule Lender in Sasbach und der Zespol Szkol in Ozimek führte.
Die Solidarität der Menschen in Achern war damals groß, zumal sich in Polen eine politisch und wirtschaftlich schwierige Lage einstellte und viele Menschen darunter litten. Das Aufbegehren der Solidarnosc-Bewegung unter Lech Walesa, unterstützt von Papst Johannes Paul II., nahm General Wojciech Jaruzelski zum Anlass, am 13. Dezember 1981 das Kriegsrecht über das Land zu verhängen. Die wirtschaftliche Lage wurde mehr als ernst, es fehlte an allem und besonders an medizinischer Hilfe.
Hilfsgüter gesammelt
In Deutschland entstand eine Welle der Solidarität: Lebensmittel,  Medikamente und Kleider wurden in Pfarreien und Schulen gesammelt, auch in Achern und Sasbach fanden sich um die »Helfer der tätigen Nächstenliebe« von Caritas- und Vinzenz-Konferenz viele Polenfreunde.
»Eure Hilfe ist in einer kritischen Zeit eine humane Nächstenhilfe an unserem Volke«, meinte Caritas-Direktor Pawel Porada, als 1986 erneut ein tonnenschwerer Lastwagen in Oppeln eintraf und eine »Brücke der Solidarität im Herzen Europas gebaut wurde«. Die dringenden benötigten Hilfsgüter wurden in Krankenhäusern in Oppeln und Neiße, in Altenheimen, Pfarreien und überall dort verteilt, wo die Not am größten war. Eine wichtige »Brücke« der Polenfahrer war Theologie-Professor Herbert Simon, der vor Ort im Herzen Schlesiens die Kontakte zu Bischof Alfons Nossol, Pawel Porada und weiteren Verantwortlichen herstellte. Erste Freundschaften entstanden.
Es entstand der Wunsch, engere Kontakte zu knüpfen und es war Pawel Porada, der Berta Habermehl, Winfried Hoggenmüller und Roland Spether am 28. Mai 1990 nach Ozimek ins Pfarrhaus zu Prälat Gerhard Kaluza sowie ins Krankenhaus zum Arzt Josef Juros führte. Es war. Bei Mohnkuchen und Kaffee gab es wunderbare Gespräche und Gerhard Kaluza äußerte den Wunsch: »Unsere Jugendlichen brauchen Hoffnung«.
Schüler in Kontakt
Daraus entwickelte sich der Schüleraustausch. Nach einem Besuch von Kindern in Achern gab es 1992 die erste Fahrt der Heimschule Lender mit Hildegard Weber und Roland Spether nach Ozimek, wo die Lehrer Klaudia Bukowska-Pajak, Wisława Wajs und Ryszard Dreling mit den Grundstein der deutsch-polnische Erfolgsgeschichte legten.
Viele Menschen aus beiden Orten waren gute Wegbegleiter, über 1500 Schüler begegneten sich dank der Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes, motiviert wurden sie von Persönlichkeiten wie Alfons Nossol und dessen Auftrag: »Sprecht die Sprache des Herzens und seid Menschen des Friedens«.

Stichwort

Besuch von Erzbischof Nossol

Erzbischof Alfons Nossol kommt auf Einladung der Heimschule Lender und der Pfarrei Achern, um eine lange gehegten Wunsch zu erfüllen und an den deutsch-polnischen Jubiläen teilzunehmen. So wird der frühere Erzbischof der Diözese Oppeln an der feierlichen Eröffnung der Maiandachten in Achern und in der Seelsorgeeinheit teilnehmen, die am 1. Mai um 18.30 Uhr in der Kirche Unserer Lieben Frau gefeiert wird. Anschließend ist ein Empfang im Josefshaus.
Alfons Nossol ist ein Brückenbauer der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen und ein Wegweiser zu einem friedlichen Europa. Schon früh hat er Wege zur Verständigung und Aussöhnung eröffnet. Er erhielt viele Preise und Auszeichnungen und ist für die Polenfreunde aus Achern und Sasbach ein Freund.sp

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