Lautenbach

Lautenbach protestiert gegen Schließung des Bahnübergangs

Simon Allgeier
Lesezeit 3 Minuten
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12. Oktober 2016
Im Bereich des Bahnübergangs Vorder-Winterbach dürfen Züge maximal 20 km/h fahren. Der Bahn ist die Langsamfahrstelle ein Dorn im Auge, sie will den Übergang nun schließen. Dagegen formiert sich in Lautenbach Protest.

Im Bereich des Bahnübergangs Vorder-Winterbach dürfen Züge maximal 20 km/h fahren. Der Bahn ist die Langsamfahrstelle ein Dorn im Auge, sie will den Übergang nun schließen. Dagegen formiert sich in Lautenbach Protest. ©Simon Allgeier

Sicherheitsrisiko und ein Bremsklotz für die Renchtalbahn: Die Bahn will den Übergang Vorder-Winterbach komplett schließen. Dagegen wehrt sich die Gemeinde Lautenbach. Vor allem für den Obsthof Ziegler würde die Schließung einen erhöhten Aufwand und Mehrkosten bedeuten.

Enttäuscht und verärgert ist Martin Ziegler über das Vorpreschen der Bahn in Sachen Übergang Vorder-Winterbach. Diesen will die DB Netz AG komplett schließen. Die Begründung: Wegen der unübersichtlichen Verkehrssituation können die Züge anstatt mit 60 km/h in dem Bereich nur mit maximal 20 km/h fahren. Diese Einschränkung der Leistungsfähigkeit des Schienenverkehrs ist laut Bahn auf Dauer nicht zumutbar. »Der Bahnübergang verbindet meinen Hof mit der Produktionsstätte«, erläuterte Ziegler am Dienstagabend in der Sitzung des Gemeinderats Lautenbach. Zuvor hatte sich das Gremium gegen eine Schließung ausgesprochen und die Bahn aufgefordert, den Übergang zumindest mit einer sogenannten Umlaufsperre für Fußgänger und Radfahrer offen zu halten.

Eine Schließung würde laut Ziegler dazu führen, dass er einen Umweg von 1,4 Kilometern zu seinen Feldern fahren müsste. In der Obsthauptsaison kämen so täglich 42 zusätzliche Kilometer zustande: »Um meine 15 Erntehelfer auf die Felder zu bringen, sind drei Fahrten notwendig, mit Mittags- und Ruhepausen summiert sich das auf 18 Fahrten.« Diese Argumentation hatte auch Bürgermeister Thomas Krechtler aufgegriffen. Die Schließung des Bahnübergangs, so Krechtler, würde eine erhebliche Fahrzeugbewegung und Lärmbelastung, auch zu Nachtzeiten, nach sich ziehen. Gleichzeitig werde die Bereitschaft zu einem »illegalen Gleisübertritt« gefördert. »Es ist davon auszugehen, dass schon alleine aus zeitlichen Gründen bei einer notwendigen Inanspruchnahme der sanitären Einrichtungen an der Hofstelle die Umfahrung von 1,4 Kilometern im Einzelfall nicht in Anspruch genommen wird.« Er kritisierte, dass die Bahn durch eine Verkehrszählung vom 27. bis 29. Oktober 2015 zur Einschätzung kam, der Bahnübergang sei nicht stark frequentiert. Die Erntezeit finde allerdings von April bis September statt, betonte der Bürgermeister.

Ein positiver Aspekt der Schließung des Bahnübergangs wäre laut Bahn, dass eine Neuversiegelung von Gelände nicht nötig wäre, eine Entsiegelung von 60 Quadratmetern Fläche käme der Ökobilanz zugute. Mit Blick auf die zu erwartenden Mehrkilometer kann Martin Ziegler bei diesem Argument nur den Kopf schütteln. Im August 2014 habe die Bahn auf seine Anfrage zur Zukunft des Bahnübergangs erklärt, dass eine Teilsperrung und ein Fußgängerüberweg angedacht seien. Im September 2014 habe er Gelände für den neuen Radweg parallel zur Straße bereitgestellt in der Hoffnung, dass dadurch der ungesicherte Bahnübergang weniger genutzt werde und die Bahn keinen Anlass mehr für eine Schließung sehe. »Seither fand ein Gespräch seitens der Bahn mit mir nicht mehr statt.« 

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Gemeinde legt Veto ein

Gemeinderat Markus Kohler sprach sich wie die Verwaltung dafür aus, wenigstens einen Übergang für Fußgänger zu erhalten. Eine Umlaufsperre sei laut Martin Müller nichts Ungewöhnliches und erhöhe die Verkehrssicherheit. Silke Bruder kritisierte, dass sich die Bahn nicht früher mit der Gemeinde über die Schließungspläne ausgetauscht habe. Derzeit befinde sich der Rückbau des Bahnübergangs im Planfeststellungsverfahren, erläuterte Krechtler. Die Betroffenen würden nun angehört. »Ich gehe davon aus, dass unsere Argumente eine erneute Überprüfung verursachen. Erstmals gehe es darum, ein Veto gegen die vollständige Schließung einzulegen. Ob sich die Gemeinde falls von der Bahn gefordert an den Kosten für eine Umlaufsperre beteiligen wird, wie von Franz Ziegler angeregt, müsse der Gemeinderat dann in einem zweiten Schritt klären. »Jetzt ist aber zunächst die Bahn am Zug.«

 

Hintergrund

Die Alternativen der Bahn

Die Verkehrssicherheit am Bahnübergang Vorder-Winterbach wird laut Bahn dadurch gefährdet, dass zwischen Bahn und parallel verlaufender Straße nur 3 Meter statt der vorgeschriebenen 25 Meter liegen. Zudem sei ein Begegnungsverkehr auf dem Bahnübergang wegen der unzureichenden Straßenbreite nicht möglich. Um die Langsamfahrstelle zu beseitigen, untersuchte die Bahn demnach folgende Möglichkeiten als Alternativen zu einer Schließung des Übergangs: 
◼ Einbau von Halbschranken und Ampeln
◼ Neubau einer Eisenbahnüberführung
◼ Neubau einer Straßenüberführung
Alle drei Varianten wären laut Bahn aber entweder zu aufwendig im Verhältnis zur Verkehrsstärke oder würden die Gefahrensteelle nicht vollständig beseitigen. all

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