Letzter Weg für Bello und Co.
Viele Leute lieben heutzutage ihr Tier fast wie ein menschliches Familienmitglied. Ist die Zeit des Abschieds gekommen, sollen Hund und Katz’ nicht einfach entsorgt werden. In diesem Fall kann Stefan Schindler helfen.
»Tierkrematorium Schwarzwald« steht in großen Buchstaben auf einem Schaufenster in der Großweierer Straße in dem Acherner Ortsteil. Dahinter befindet sich eine Zweigstelle des Betriebs von Stefan Schindler, der seit fünf Jahren eine solche Dienstleistung in Schramberg-Sulgen anbietet. Dort werden auch die Tiere verbrannt, die Mitarbeiterin Elisabeth Schmälzle in Achern entgegennimmt. »Wir fahren alle zwei bis drei Tage nach Achern und holen die toten Tiere dort ab«, erzählt Stefan Schindler aus seinem Geschäftsalltag. In rund 20 bis 30 Prozent aller Fälle kommen die Besitzer gleich selbst mit in den Schwarzwald: »Viele verabschieden sich hier.« Zudem stehen in Schramberg rund 300 verschiedene Gefäße zur Auswahl, in denen die Asche vom Hamster bis zum Bernhardiner aufbewahrt werden kann, somit einige mehr als in Großweier.
Die Idee für sein nicht alltägliches Geschäft kam dem Hundebesitzer, als vor Jahren sein Border Collie starb. Da es in der Nähe noch kein Krematorium gab, wurde das Tier nach Norddeutschland gebracht. Das hat sich inzwischen geändert. Aktuell gibt es über 20 Tierkrematorien, 120 -bestatter und 80 -friedhöfe in Deutschland.
Stoffsäcke oder Sarg
Ohnehin empfindet Stefan Schindler, dass das Interesse an der Einäscherung steigt. Rund 13 500 Tiere aller Arten hat er in den vergangenen fünf Jahren verbrannt. »Tiere sind für viele Menschen nicht nur eine Sache, sondern ein Familienmitglied.« Dabei ist die Qual der Wahl groß, wie der letzte Weg von Bello und Co. aussehen soll. Denn die Varianten reichen vom Stoffsäckchen bis zum teuren Eichensarg. Auch Sonderwünsche werden berücksichtigt. »Eine Frau hat einmal einen Fleischkäswecken auf den Sarg gelegt, da der Hund jeden Morgen einen gefressen hat«, erzählt Schindler aus einem reichen Fundus an Erfahrungen mit trauernden Besitzern. Für die Asche selbst gibt es viele Urnen, einfach und luxuriös, mit und ohne Gravur. Bereits eine Stunde nach der Verbrennung können die Kunden die sterblichen Überreste mit nach Hause nehmen.
Wer Interesse hat und es sich leisten kann, hat zudem die Möglichkeit, die Asche zu einem Diamanten pressen zu lassen. Sechs solcher Fälle hat Stefan Schindler bislang an die ausführende Partnerfirma vermittelt. Die Gebühren für die normale Einäscherung sind dabei abhängig von der Größe sowie Einzel- oder Sammeleinäscherung. So ist etwa für einen Pudel durchschnittlich mit 200 Euro, für eine Katze mit 150 Euro zu rechnen.
Verbrannt werden dabei nahezu alle Tiere vom Hamster über den Wellensittich bis zum Schäferhund, nicht jedoch Pferde, weiß Stefan Schindler: »Pferde einzuäschern ist in Deutschland verboten, da sie zu den Nutztieren zählen. Die gehen auf Wunsch dann nach Holland«, so der Betriebsinhaber, der mit Tierärzten und -bestattern zusammenarbeitet und etwa auch mit dem Tierfriedhof in Freiburg.
Tierbestattungen gab es schon im alten Ägypten
Schon vor rund 12 000 Jahren gab es rituelle Tierbestattungen in Israel und auf Zypern. Im alten Ägypten wurden heilige Tiere einbalsamiert und beigesetzt. Im Mittelalter haben die Stammesfürsten Pferde und Hunde mit ins Grab genommen.
Mit der Einrichtung des Cimetière des Chiens 1899 in Paris beginnt die Neuzeit der Tierbestattung. Auf diesem ältesten Tierfriedhof Europas haben wohlhabende Menschen ihre Schoßhündchen bestattet. Es gibt aber auch Monumente für international bekannte Hunde, wie Barry, den Bernhardiner, der als Lawinenhund 40 Menschen rettete. 1978 wurde dann das erste deutsche Tierkrematorium in München eröffnet. Die gesetzlichen Vorschriften sehen aus hygienischen Gründen eine Entsorgung in Tierkörperbeseitigungsanstalten (früher Abdeckereien) vor, aber auch eine Bestattung auf einem Tierfriedhof oder eine Kremierung ist möglich.
Quelle: Bund der Tierbestatter