Low-Budget-Hotel entsteht auf Unterstmatt an der B 500
Die einst weltberühmte Hotellandschaft an der Schwarzwaldhochstraße steht vor einer weiteren spektakulären Strukturreform: Das traditionelle Höhenhotel Unterstmatt wird vermutlich noch in diesem Sommer komplett abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt. Die Hochbaumaßnahmen könnten im günstigsten Fall noch in diesem Jahr beginnen.
Seit exakt 25 Jahren hat das auf 930 Metern gelegene Höhenhotel Unterstmatt keine Gäste mehr gesehen. Nach dem Tod des vorherigen Besitzers Hans Reymann und der Übernahme des Hauses samt Liftbetrieben durch die Schliffkopf-Hoteliers Erich (59) und Heiko (55) Fahrner 1992 bestand ein enormer Sanierungsstau, der in den Folgejahren mangels touristischer Nachfrage nicht abgebaut werden konnte. Seither werden die Gästezimmer vom Personal des Schliffkopf-Hotels genutzt.
Inzwischen ist die Planung so weit fortgeschritten, dass vermutlich im März der Bauantrag bei der zuständigen Gemarkungsgemeinde Sasbach eingereicht werden kann. Ein Antrag auf Aufnahme ins Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), um einen Zuschuss für eine »integrierte Strukturentwicklung« zu bekommen, wurde bereits im Herbst gestellt.
Familie baut
Wie Heiko Fahrner auf Anfrage den aktuellen Planungsstand erläutert, werde die Linoka GmbH als Bauherrin auftreten. Die setzt sich aus Familienmitgliedern, aber auch externen Kapitalanlegern zusammen. Das Schliffkopf-Hotel bleibt bei der Finanzierung und auch rechtlich außen vor.
Der derzeitigen Planung zufolge, die noch der Feinabstimmung bedarf, handelt es sich um ein Low-Budget-Hotel mit 25 bis 30 Zimmern, jeweils rund 21 Quadratmeter groß und ausgestattet mit Dusche, TV und WLAN. Die Übernachtungspreise dürften sich zwischen 50 und 55 Euro bewegen. Das teilbare Restaurant bietet 90 Personen Platz, das drei Stockwerke hohe Gebäude wird mit einem Pultdach abgeschlossen. Als Option für die Zukunft halten sich die Gebrüder Fahrner eine Skybar mit Panoramablick offen.
Die Architektur gilt als modern, bisweilen sogar futuristisch. Sie soll ein Solitär darstellen, sich bewusst nicht an für den Schwarzwald typische Schindelfassaden orientieren und keine »zweite Unterstmatt« imitieren. Der Clou werden drei Türme sein, die den quer ausgerichteten und unterkellerten Baukörper an den Rändern begrenzen und in dessen Mitte einen Aufzugsschacht kaschieren. Die Fassade könnte sich der Planer sogar als Kletterwand vorstellen. Infrastruktur wie eine Kläranlage sowie eine ausreichende Wasserversorgung sind bereits vorhanden.
Sinnvoll hingegen ist der Neubau für den Arbeitsmarkt. Er soll von bis zu zwölf Vollzeitkräften profitieren.
Drehscheibe für Sportler
Als Gästezielgruppe gelten Wanderer, Skisportler, Tages- und Langzeittouristen, aber auch Unternehmen, die auf Unterstmatt ein paar urige Tage im Schnee oder auf dem Mountainbike organisieren. »Aber auch vor Bustouristen werden wir uns nicht verstecken«, ist Fahrner auch vor größeren Gruppen nicht bange. Im Gegenteil. »Die Schwarzwaldhochstraße hat noch viel Potenzial«, sagt er – auch wenn das Übernachtungsangebot im Norden mit Bühlerhöhe, Plättig, Sand und Hundseck komplett weggebrochen ist. Um so wichtiger sei es, die Unterstmatt als Drehscheibe für Wintersportler mit vier Skiliften, aber auch für Tagestouristen im Sommer wieder attraktiver zu machen.
Quartier für Mitarbeiter
Mit dem Neubau werden sich auch die Mitarbeiter des Schliffkopf-Hotels umorientieren müssen. Für bis zu 30 von ihnen dienen die Zimmer auf Unterstmatt als Wohnheim. Sie werden sich künftig im Bereich Kniebis, Freudenstadt oder im Achertal privat einquartieren müssen. Überlegungen gibt es auch, ein benachbartes Wohngebäude sowie die frühere Skischule Unterstmatt von Heinz Quegwer zu ertüchtigen.
Heiko Fahrner ist von der Vorstellung beseelt: »Die Unterstmatt braucht ein eigenes Gesicht, und mit unserem neuen Hotel schaffen wir ein Solitär.« Hierfür sind er und sein Bruder Erich bereit, eine Summe zwischen 2,5 und drei Millionen Euro in ein vorzugsweise schlüsselfertig zu erstellendes Objekt zu investieren. Als reine Bauzeit wird ein Jahr veranschlagt. Die Brüder verstehen das Investment als einen »wichtigen Beitrag zur Belebung der Schwarzwaldhochstraße«.