Lücken in den Grabreihen, Urnenfelder unter Bäumen
In der ganzen Region wurden im vergangenen Jahr mehr Verstorbene in Urnen beigesetzt als in Särgen. Das verändert das Bild der Friedhöfe nachhaltig.
Herr K. plant seine Beerdigung. Was seine Freunde und Bekannte noch nicht ahnen, vertraut er einem Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung an: Er ist schwer erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Jetzt will er wissen, was ein Grab kostet. Er will nicht, dass seine Familie 30 Jahre lang vier oder fünf Quadratmeter bepflanzen und pflegen muss. Deshalb entscheidet er sich für ein Urnengrab.
Herr K. ist mit dieser Überlegung nicht allein. Die kleingliedrigen Parzellen auf den Friedhöfen wachsen. Dagegen entstehen in Reihen- und Familiengräbern immer mehr Lücken. Wenn ein Grab nach 20 oder 30 Jahren abgeräumt wird, bleibt die Fläche lange brach liegen. Manchmal bleibt eine Neubelegung aus – wegen des Trends zur Einäscherung. Erst wenn alle Liegezeiten abgelaufen sind, kann ein Gräber- in ein Urnenfeld umgewandet werden.
»Muss oft schlucken«
»Früher war das Thema Tod tabu. Heute kommen die Leute und erkundigen sich nach den Bestattungsbedingungen. Sie sind sehr offen. Manche sagen mir, dass sie ihre eigene Beerdigung regeln wollen. Da muss ich oft schlucken«, bestätigt Hubert Kloos, Leiter Bürgerservice der Stadt Achern. Dann müsse er die Kosten auflisten, es werde konkret danach gefragt: »Dieses überlegte Vorgehen hat zugenommen.«
Der Trend gehe eindeutig zur Feuerbestattung. »Bis vor etwa zehn Jahren hatten wir noch überwiegend Erdbestattungen. Dann ist das Verhältnis gekippt«, so Kloos. Bis zu 60 Prozent aller Verstorbenen werden derzeit verbrannt und in einer Urne bestattet.
Die sinkende Nachfrage nach großen Gräbern hat zur Folge, dass nicht mehr nur blumenbepflanzte Flächen das Bild bestimmen, sondern immer mehr kahle Lücken in den Grabreihen entstehen – das betrifft inzwischen alle Friedhöfe der Region. Manche Friedhofsverwaltung lässt darauf Unkraut wachsen, manche lässt Rasen einsäen und regelmäßig mähen, mache begegnen den Lücken mit Kies oder Rindenmulch. Und immer mehr Gemeinden überlegen, wie sie dem Bedürfnis nach Urnenbestattungen unter Bäumen, wie sie im Friedwald Memprechtshofen angeboten werden, auch auf den kommunalen Friedhöfen nachkommen können.
Unter Bäumen
In Sasbach wird an einem neuen Konzept gearbeitet, das die Bestattung unter Bäumen erlaubt, auch für Oberachern wurde dieser Plan gefasst. In Sasbachwalden soll ein neues Urnengrabfeld entstehen und mit Bäumen bepflanzt werden, um diesem Bedürfnis nachzukommen. Urnenstelen dagegen scheinen als letzte Ruhestätte weniger beliebt zu sein, in Achern gibt es sie nur in Großweier, in der Umgebung kommen sie selten vor. Hubert Kloos hat eine Erklärung: »Ein kleines Fleckchen Erde soll es am Ende doch sein.«
Urnenbestattungen
Etwa die Hälfte aller Verstorbenen in Sasbachwalden wurden 2014 eingeäschert. In Sasbach zählte man zwölf Urnen- und acht Erdbestattungen, in Obersasbach elf Urnen- und sechs Erdbestattungen. Auch in Ottenhöfen gab es überwiegend neue Urnengräber: Dort wurden 24 Feuerbestattungen und 21 Sargbestattungen gezählt.mg