Mehr Rücksicht durch Tempo 30
Das Blumendorf wird verkehrsberuhigt: Vor rund 30 Zuhörern beschloss der Gemeinderat am Mittwoch im großen Saal des Kurhauses Alde Gott mehrheitlich eine Tempo-30-Zone im Ortskern. Der Entscheidung ging eine hitzige Diskussion voraus.
Bürgermeister Valentin Doll freute sich über die große Aufmerksamkeit, die die Sitzung am Mittwoch bei den Bürgern bekam und dankte dem Gremium für das Ja zur Temporeduzierung in der Ortsdurchfahrt, für die er selbst auch stimmte.
Man sollte Rücksicht auf Touristen nehmen und eine Willkommenskultur beweisen, indem man langsamer fährt, argumentierte Gerhard Brock (FWV) für die Geschwindigkeitsreduzierung. Außerdem gelte es, die eigenen Bürger ernst zu nehmen. 463 Personen hätten dafür unterschrieben, Tempo 30 einzuführen. Die Liste war im Dezember 2014 im Rathausbriefkasten gelandet und sorgfältig geprüft worden, so die Verwaltung.
Mehrere Teilnehmer hatten danach nachgefragt, ob etwas passiere.
Schon überfällig
»Die Ortsdurchfahrt sollte zum Ortskern und aufgewertet werden«, sagte Alexander Berger (FWV). Was andere Ortschaften längst hätten, sei auch in Sasbachwalden notwendig. Roland Fischer (CDU) sprach den Sicherheitsaspekt an. Es sei »brenzlig, wenn man auf die Straße treten muss«. »Wir laufen da selbst ja auch«, bekräftigte Günter Lehmann (CDU) und viele im Dorf profitieren im Tourismus und der damit verbundenen Infrastruktur: Ein Tempolimit »hätte schon längst kommen müssen.«
Tatsächlich ringt man in Sasbachwalden schon seit zwei Jahrzehnten mit der Frage. Eine Mehrheit im Rat für Tempo 30 war bislang nie zustande gekommen. Auch diesmal gab es überzeugte Gegner. »Lassen wie es ist«, forderte Hubert Doll (CDU). Bei niedrigerer Geschwindigkeit gebe es mehr Krach und »nur noch langsam fahren, das finde ich gar nicht gut«. Hans-Martin Hockenberger (FWV) beantragte, die Bürger entscheiden zu lassen. »Das Thema spaltet das Dorf«, sagte er. Doch eine Bürgerbeteiligung bekam nur drei Stimmen.
Sieben Räte wollten gleich entscheiden.
Diese Sieben, Bürgermeister Doll eingeschlossen, stimmten dann auch grundsätzlich für eine Geschwindigkeitsreduzierung, zwei waren dagegen, Markus Bruder (CDU) enthielt sich. Er plädierte für eine kurze Tempo 40-Zone. Das reiche zur Entschleunigung und brüskiere die Gegner von Tempo 30 nicht so stark.
Doch das sah die Mehrheit anders. Heidi Spinner (FWV) sprach höhere Sicherheit und verstärkte Aufmerksamkeit der Autofahrer an: »Diese Effekte sind nur mit Tempo 30 zu erreichen.« Die Bürger auf der Unterschriftenliste hatten eine Zone vom Winzerkeller bis zum Kurhaus angeregt. Das sei auch ein Signal für die Gäste, dass das Dorf nicht am Sternenbuckel ende.
Im ersten Gang Vollgas?
»Im ersten Gang mit Vollgas am Sternenbuckel?«, fragte Hubert Doll ungläubig. Das würde einen Keil in die Bevölkerung treiben, befürchtet Markus Bruder. Er glaubt auch, dass aus einer Tempo-30-Zone eine Blitzerzone werden wird: »Es wird Strafzettel hageln. Viel Spaß!«
Nach einem 7:3-Votum für Tempo 30 wurde ein Bereich vom Winzerkeller bis zum Schwimmbadparkplatz mit 3:7-Stimmen abgelehnt. Für den Bereich vom Winzerkeller bis zur Sparkasse (sieben Ja-Stimmen) wird die Gemeinde jetzt bei der Straßenverkehrsbehörde Tempo 30 beantragen. Außerdem will man sich um die Einrichtung eines Zebrastreifens im Bereich des Gasthauses Engel bemühen.