Medien live: Mit der Windkraft in die Zukunft?
Wie geht es weiter mit der Windkraft an der Hornisgrinde? Die Klasse 9c der Heimschule Lender hat sich in und außerhalb des Unterrichts mit diesem Thema befasst.
Vor vier Jahren hat die Betreiberfamilie Griebl beschlossen, die drei bestehenden Windräder (25 Meter Nabenhöhe, 110 und 132 KW Leistung) durch eine neue Windenergieanlage (WEA) auszutauschen. Diese soll eine Nabenhöhe von 85 Meter und einen Rotordurchmesser von 70 Meter und eine Leistung von 2,3 MW haben. Die jährliche Stromausbeute liegt bei etwa fünf Millionen KWh. Dies wäre ausreichend für etwa 5000 Menschen.
Verschiedene Gutachten
Für das geplante Projekt waren beim Bauantrag verschiedene Institutionen anzuhören. Neben den Belangen des Natur- und Artenschutzes sind auch jene von Funkbetreibern wie etwa die Bundeswehr, die Bundesnetzagentur, der SWR sowie anderen Mobilfunkanbietern zu berücksichtigen.
Die Einsprüche der Bundeswehr und des SWR waren besonders schwerwiegend. Die betroffenen Funkbetreiber befürchteten, dass ihre Antennen durch das geplante Projekt beeinträchtigt werden. Durch verschiedene Gutachten konnte jedoch nach schwierigen Verhandlungen eine Lösung gefunden werden, so dass nach und nach sämtliche Einsprüche der einzelnen Gegner abgearbeitet und entkräftet werden konnten. Neben den funktechnischen Problemen musste geprüft werden, inwieweit der Natur- und Artenschutz durch eine neue WEA beeinträchtigt wäre.
Durch ein Artenschutzgutachten wurde geprüft, welchen Einfluss die WEA auf Kleintiere, Vögel und Fledermäuse haben könnte. Die Erstellung dieser Gutachten dauerte über ein Jahr und war sehr kostenintensiv. Man kam zu dem Ergebnis, dass keine artenschutzrechtlichen Gründe gegen eine Genehmigung der WEA sprechen.
Die neue Anlage hat auf der Hornisgrinde einen optimalen Standort. Die Windverhältnisse sind laut Gutachten ideal. Messungen haben ergeben, dass die Hornisgrinde zu den besten Standorten in Baden-Württemberg gehört. Er ist vergleichbar mit Standorten in Küstennähe.
Die Betreiberfamilie hofft bis Ende des Jahres auf die Genehmigung und möchte im nächsten Jahr mit den Bauarbeiten beginnen.
»Wir brauchen Erneuerbare Energien«
Interview mit Valentin Doll über seine positive Haltung zur Windkraftanlage auf der Hornisgrinde
Valentin Doll, Bürgermeister von Sasbachwalden, wurde von der Klasse 9c aus der Heimschule Lender in Sasbach zu einem Interview in die Schule eingeladen. Er berichtete über das in Planung befindliche Windpark-Projekt auf der Hornisgrinde. Die Schüler stellten ihm dazu einige konkrete Fragen.
Wie stehen Sie zu dem in Planung befindlichen Projekt auf der Hornisgrinde?
Valentin Doll: 1993 kam Herr Griebl zum ersten Mal auf mich zu mit dem Plan, Windräder auf die Hornisgrinde zu bauen. Mittlerweile bin ich wichtiger Initiator der Windkraftanlage und unterstütze Herrn Griebl.
Aus welchem Hauptgrund befürworten Sie die Windkraft?
Doll: Wir haben nun jetzt schon selbst erfahren, wie auf der Welt drei große Atomunglücke geschehen sind. Wir sind uns alle bewusst, dass wir erneuerbare Energien brauchen, um den Ausstieg aus der Atomenergie zu schaffen. Als 1993 Herr Griebl auf mich zukam, nahm ich die Chance an, mich für die Energiewende und die Umwelt einzusetzen. Sie muss ein Teil der regenerativen Energie sein.
Sind Sie sich dessen bewusst, dass sich ein Teil der Mensch- und Tierwelt durch Windräder gestört fühlen?
Doll: Ja, die Alternative ist, wir machen so weiter wie bisher und es wird in Zukunft keine Lebewesen mehr geben. Man befürchtete vor 20 Jahren, als die drei Windräder gebaut wurden, dass sich Vögel – insbesondere das Auerwild – durch den Infraschall gestört fühlen. Dieser Fall trat bis heute nicht ein und wurde durch Untersuchungen bestätigt. Das Auerwild ist bis heute rund um die Hornisgrinde erhalten geblieben.
Werden Sie in Zukunft auf der Hornisgrinde auch weiterhin Windparkprojekte unterstützen?
Doll: Ja, ich werde weiterhin solche Projekte unterstützen, wenn die Windkraftprojekte so effektiv wie auf der Hornisgrinde genutzt werden können. Andere erneuerbare Energien dürfen nicht vernachlässigt werden. Die Energiewende nur mit Windkraft ist schwer umsetzbar. Dazu ist eine Kombination aus Photovoltaik (Solarenergie), Wasserkraft und Windenergie notwendig.
Sind Sie bereit, Ihrer Meinung treu zu bleiben und notfalls auch auf Konflikte mit anderen Gemeinden beziehungsweise Gegnern einzugehen?
Doll: Ja, es wird immer Meinungsverschiedenheiten geben, diese muss man wiederum anhören und respektieren.
Eine gute Möglichkeit, Energie zu gewinnen
Was spricht für, was gegen die Windkraftanlagen?
Bei den Windkraftanlagen gibt es positive, aber ebenfalls negative Aspekte. Die Meinungen sind sehr verschieden.
▸ Nachhaltig: Die Windenergie ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Sie nutzt eine Energiequelle, ohne diese zu verbrauchen, ebenso werden durch die Nutzung des Windes keine Abfälle oder Reststoffe produziert.
▸ Nur kleiner Beitrag: Ein Hauptkritikpunkt liegt jedoch darin, dass bei Windstille keine Stromproduktion stattfindet und die Windenergie somit nur einen kleinen Teil zur notwendigen Stromproduktion beiträgt.
▸ Umweltverträglicher: Bei dieser Energieerzeugung gibt es keine klimaschädliche Kohlenstoffdioxidbelastung. Die eventuellen Defekte solcher Windenergieanlagen sind nicht annähernd so fatal für Umwelt und Mensch wie beispielsweise die eines atomaren Unglücks.
▸ Nachteile für Anwohner: An anliegenden Wohnorten wurden negative gesundheitliche Auswirkungen auf Mensch und Tier festgestellt. Anwohner leiden an psychischen Störungen, die zum Beispiel durch den Schattenwurf (Hell-Dunkel-Effekt) ausgelöst werden. Viele im Umfeld liegende Tiere sind ebenso durch den Lichtwechsel betroffen. Mit dem Bau von Anlagen sind Meinungsverschiedenheiten über die Veränderung des Landschaftsbildes nicht zu vermeiden, ebenso ist damit ein hoher Bauaufwand verbunden, denn es müssen neue Stromleitungen teilweise über große Strecken gelegt werden.
▸ Hohe Kosten: Mit neuen Windparks sind auch neue, meistens ziemlich hohe Kosten verbunden, die viele Gemeinden oft nicht allein stemmen können. Möglich ist ein Bürgerwindpark, an dem sich Privatpersonen finanziell beteiligen können. Der Bauort muss gut gewählt und somit windanfällig sein, um eine gute Effizienz zu erzielen, doch der Flächenverbrauch der Windräder ist relativ gering.
Fazit: Trotz vieler negativer Aspekte sind Windparks eine gute Möglichkeit, um Energie zu gewinnen. Jedoch sind viele WEAs nötig, um die Stromproduktion eines Reaktorkraftwerks oder Braunkohlekraftwerks zu decken.
KOMMENTAR
So effektiv
wie möglich nutzen!
Unserer Meinung nach sollte man die Windkraftenergie unterstützen und weitere Windparks bauen, jedoch ist die Energiewende ausschließlich durch Windkraft schwer umsetzbar.
Eine Kombination aus verschiedenen erneuerbaren Energien wäre eine sinnvolle und gut umsetzbare Alternative zur Atomkraft. Die negativen Aspekte der Windenergie sollten in Zukunft – wenn möglich – verringert werden, damit die Umwelt nicht zu sehr zu Schaden kommt.
Die Windparks muss man so effektiv wie möglich nutzen und der ungenutzte, überschüssige Strom komplett und sinnvoll gespeichert werden.
@ Wie ist Ihre Meinung?
Schreiben Sie an
lokales.achern@reiff.de
Schulprojakt
Wir, die Klasse 9c der Heimschule Lender Sasbach, nehmen dieses Jahr zum zweiten Mal an dem bundesweiten Wettbewerb zur Politischen Bildung teil. Unsere Aufgabe ist es, zwei Zeitungsseiten zu dem Thema Windparks zu gestalten. Andreas Cibis, Redakteur der Acher-Rench-Zeitung, ermöglichte uns im Rahmen des Medien-Live-Programmes unsere Zeitungsseiten zu veröffentlichen. Eine weitere Seite zu diesem Projekt erscheint im Laufe der nächsten Woche.