Mit Konzept gegen Hochwasser
Rund 45 000 Euro lässt sich die Gemeinde Lautenbach die Erstellung eines Hochwasserschutzkonzepts kosten. Untersucht werden sollen darin unter anderem die Auswirkungen von Hochwasserrückhaltebecken und Geröllfängen. Mit den Baumaßnahmen soll frühestens 2016 begonnen werden können.
Vor dem Hintergrund der enormen Hochwasserschäden, die ein Unwetter Mitte Juli in Lautenbach anrichtete, will die Gemeinde ein in den vergangenen Jahren auf Eis gelegtes Schutzkonzept neu ausarbeiten. Die bereits vor 15 Jahren verfassten Pläne könnten so nicht mehr realisiert werden, erklärte Bürgermeister Karl Bühler in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend vor rund 20 Zuhörern. Grund dafür ist eine völlig andere Berechnungsgrundlage, wie Stefan Krämer vom Ingenieurbüro Zink weiter ausführte: »Vor 15 Jahren hat man sich eine Karte besorgt und hat die Höhenunterschiede mit dem Lineal berechnet, heute nimmt man Laserscannerdaten, um ein digitales Geländemodell zu erstellen«, präzisierte er. Bei einer Verwendung des veralteten Konzepts sei ein Förderantrag bei der Wasserwirtschaftsbehörde von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Nach derzeitigem Stand kann die Gemeinde mit Zuschüssen in Höhe von 70 Prozent für Hochwasserschutzmaßnahmen aber auch für das Konzept rechnen. Franz Ziegler (BI Zukunft Lautenbach) forderte von der Gemeinde die Bereitschaft ein, das später notwendige Geld auch zur Verfügung zu stellen, damit das Konzept auch seinen Sinn erfüllt. »Wenn wir 500 000 Euro pro Jahr in die Schutzmaßnahmen investieren, bleiben bei der Gemeinde 150 000 Euro hängen.«
Diese Belastung müsse man schultern können. Dass bei den untersuchten baulichen Verbesserungen schnell hohe Summen zusammenkommen können, hatte Krämer zuvor betont. So sei bei der anspruchsvollen geografischen Lage Lautenbachs mit 1,5 bis 3 Millionen Euro für ein Hochwasserrückhaltebecken oberhalb der Ortslage zu rechnen. Theoretisch könnte solch ein Becken jeweils für den Lautenbach, Sendelbach und Rüstenbach zum Einsatz kommen. Deren Zweck wäre es, als Drosselklappe zu fungieren und die Hochwasserspitze zu kappen. »Das wäre das Nonplusultra. Wir müssen schauen, ob es nicht auch günstigere Lösungen gibt«, betonte Krämer und nannte als Beispiel Sand- und Geröllfänge, die ein Verstopfen der Abflüsse verhindern sollen. Unstrittig ist laut Krämer indes, dass das zu untersuchende Gewässersystem derzeit keine ausreichende Abflussleistung hat.
Konzept für Winterbach
Die Problematik sah der Gemeinderat auch beim Winterbach gegeben, der ebenfalls große Schäden anrichtete, als er Mitte Juli über die Ufer trat. Deshalb soll auch für das Einzugsgebiet des Winterbachs vom Ingenieurbüro ein Konzept erstellt werden.
Hubert Busam (BI Zukunft Lautenbach) kritisierte die theoretische Herangehensweise an die Hochwasserproblematik. Mit den 45 000 Euro an Honorarkosten könnten viele kleinere Maßnahmen bereits in Angriff genommen werden. Die Ursachen der Überschwemmungen seien seit 1978 bekannt. Dem widersprach Krämer: Sämtliche Gewässerbaumaßnahmen müssten genehmigt werden und Grundlage für die Genehmigung sei eben eine »Flussgebietsmodelluntersuchung«.
Die Ergebnisse der Untersuchungen will das Ingenieurbüro Zink im Frühjahr nächsten Jahres vorlegen können. Das Konzept müsse dann von der Wasserwirtschaftsbehörde abgesegnet und auf seine Umweltverträglichkeit hin überprüft werden. Realistisch betrachtet sei von einer baulichen Umsetzung der im Konzept aufgeführten Maßnahmen nicht vor 2016 auszugehen.
So wird das Hochwasserschutzkonzept erstellt
Im Hochwasserschutzkonzept für Lautenbach soll insbesondere der technische Hochwasserschutz beleuchtet werden. Eine Hochwassergefahrenkarte wurde bisher nur für die Rench als Gewässer 1. Ordnung ausgearbeitet und spielt in dem Konzept keine Rolle, auch die Bau- und Verhaltensvorsorge der Bürger wird nicht näher betrachtet. Gegenstand der Flussgebietsuntersuchungen sind deshalb der Lautenbach, Sendelbach, Rüstenbach und nun auch der Winterbach. In einem ersten Schritt soll das Hochwasser von Mitte Juli aufgearbeitet werden. Hierfür werden die Niederschlagsmengen ermittelt und es gibt Vorort-Begehungen mit betroffenen Bürgern.
Die relevanten Gewässerabschnitte werden anschließend vermessen und anhand dieser Daten wird ein hydraulisches Berechnungsmodell erstellt. Es soll eine Aussage über die maximale Abflussleistung der Bäche geben.
In einem hydrologischen Flussgebietsmodell wird eine Hochwasserstatistik dargestellt und welche Auswirkungen bauliche Veränderungen hätten. Diese könnten sein:
◼ Schaffung von Hochwasserrückhaltebecken oder Überschwemmungsflächen
◼ Beseitigung von Engstellen in den Gewässern
◼ Gewässerausbaumaßnahmen
◼ Objektschutzmaßnahmen
◼ Schaffung von Sand- und Geröllfängen all