Hengsthof in Ödsbach wurde erneut zum Therapiecamp
Geistiges Heilen, Therapie mit Waltönen und Meditation – all das war Mitte August auf dem Hengsthof in Ödsbach geboten. Beim Therapiecamp der Stiftung Auswege waren 17 Patienten mit Behinderung oder chronischer Erkrankung zu Gast, die aus Sicht der Schulmedizin als therapieresistent gelten.
Tock, Tock, Tock – so ähnlich klingt es im Schwimmbad des Hengsthofes, wenn dort die Pilotwal-Sound-Therapie stattfindet. Sandra und Frank Hierath, zwei von insgesamt 18 ehrenamtlichen Therapeuten, führen ihre junge Patientin sanft und langsam durch das warme Wasser, immer wieder gibt es kurze Tauchsequenzen. Die Geräusche der Wale hört das Mädchen mal über, mal unter dem Wasser. Die Therapie mit den Stimmen frei lebender Pilotwale ist nur eine vieler alternativer Heilmethoden beim Therapiecamp.
Zwei Stockwerke höher legt Heilerin Maja Petzold ihre Hände auf. Mit der dabei übertragenen Energie sollen die Selbstheilungskräfte der 16-jährigen Anja angeregt werden. Das Mädchen ist seit ihrer Geburt behindert, eine klare Diagnose gibt es allerdings nicht. Vermutlich habe es bei der Geburt im Wirbelsäulenbereich eine Verschiebung gegeben. Auch die Sechsfachimpfung, die Anja als Säugling erhalten hat, hält ihre Mutter Annemarie Geisreiter für eine mögliche Ursache.
Anja kann nicht sprechen, sie ist auf einem Ohr taub, hat autistische Züge und fügt sich manchmal selbst Gewalt zu. Diese Autoaggression hofft Annemarie Geisreiter durch die alternativen Therapien einzudämmen. Anja ist bereits zum zweiten Mal beim Therapiecamp dabei. Nach der letzten Teilnahme waren deutliche Erfolge zu beobachten: »Anja ist sonst sehr viel krank, im letzten Jahr hatte sie nicht mal einen Schnupfen. Früher konnte sie kaum jemandem in die Augen schauen, heute ist sie viel kontaktfreudiger«, sagt ihre Mutter.
Lange Leidensgeschichte
Die Menschen, die sich im Camp alternativ therapieren lassen, haben alle eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Der Leidensdruck macht offen für Behandlungen, die man mit dem Verstand nicht so einfach erfassen kann. So geht es auch Walther. Der 73-Jährige hat Krebs, eine Radikaloperation und mehrere Bestrahlungen hinter sich. Trotz der Behandlung hat er nun wieder einen bösartigen Tumor in sich. Nun sollte er sich einer Hormontherapie unterziehen. Das will er auf keinen Fall, weshalb er nun nach Alternativen sucht. »Das Therapiecamp ist ein Stück meines Weges«, sagt er und hofft auf den Erfolg der alternativen Medizin.
Erfolg hatte schon die zwölfjährige Sonja. Ihre Diagnose lautet zerebrale Vaskulitis – eine fortschreitende Gefäßentzündung im Gehirn, die schlaganfallähnliche Symptome nach sich zieht. Mit sieben Jahren hatte Sonja ihren ersten Anfall. »Da war ich schlapp und meine Mundwinkel hingen herunter«, erinnert sie sich. Schließlich war ihre ganze linke Seite gelähmt. Zunächst wurde das Mädchen mit Kortison behandelt – ohne Erfolg.
Schließlich sollte sie eine Chemotherapie machen, mit ungewissem Ausgang. Ihre Familie entschied sich gegen die Chemotherapie und für die Suche nach Alternativen. Inzwischen geht es dem Mädchen gut, auch wenn einige Bewegungsabläufe noch hapern. Sich besser bewegen zu können, ist das Ziel von Sonja. Am liebsten mag sie die Pilotwal-Sound-Therapie. »Denn da kann ich mich bewegen«, sagt sie.
Therapiecamp
Der Wissenschaftsjournalist Harald Wiesendanger hat im Jahr 2005 die Stiftung Auswege gegründet, die Patienten an nicht-konventionell arbeitende Therapeuten vermittelt. Seit 2007 veranstaltet die Stiftung im Sommer Therapiecamps, in denen verschiedene Therapeuten Hand in Hand arbeiten. In diesem Sommer war das Therapiecamp zum siebten Mal im Hengsthof zu Gast. kr