Musikschule Achern/Oberkirch setzt auf Qualität
Die Musik- und Kunstschule Achern/Oberkirch will zukunftsfähig bleiben. Das unterstreichen die Verantwortlichen mit neuesten Zahlen und klar definierten Zielen, die jetzt die Stadträte aus Achern und Oberkirch am Mittwoch erstmals präsentiert bekamen.
»Man hat nicht mehr so viel Lust, sich einer musikalischen Ausbildung zu stellen«, brachte Oberkirchs Musikschulleiter Hansjörg Stürzel das Problem auf den Punkt. Die Ursachen wie Ganztagsschule oder G8 sind bekannt. Den Auswirkungen begegnen die Verantwortlichen unterschiedlich.
So gibt es etwa »verstärkte Bemühungen im elementaren Bereich«, erläuterte Stürzel, was nicht nur der Musikschule Vorteile einbringe: »Diese Kinder haben bessere Ergebnisse bei der Einschulung.« Um den Nachwuchs möglichst früh für Musik zu begeistern, gibt es außerdem Bläserklassen oder das Instrumentenkarussell.
Wie Acherns Musikdirektor Rudolf Heidler sagte, wurde mit den allgemeinbildenden Schulen Kooperationsverträge abgeschlossen, »doch die rückläufigen Schülerzahlen sind immer noch sehr stark«. Eine leichte Verbesserung brachte die Neuerfassung der Teilnehmer weg von der Stichtagsregelung hin zur Addition aller Schüler, sodass es von 2014 auf 2015 eine Steigerung von 1487 auf 2038 Schüler gab.
Für eine weitere Verbesserung wandte sich Heidler einer ganz anderen Altersgruppe zu und stellte das Konzept »sämtlichen Altenpflegeheimen vor. Und das hat sich gut angelassen«. Zu spüren bekommt die Musikschule auch private Konkurrenz, der man aber mit unbedingter Qualität begegnen möchte. Daher soll jeder Lehrer einmal pro Jahr eine Fortbildung besuchen, Unterricht falle dadurch nicht aus.
»Kein Freibrief«
In der Diskussion zeigte sich, dass die meisten Räte mit der Arbeit der Musikschule zufrieden sind, wie etwa Karl Früh (CDU): »Die Musikvereine sind fast alle gut aufgestellt.« Thomas Kohler (FWV) gab zu bedenken, dass die Musikschule, anders als noch vor zehn, zwanzig Jahren, eine wichtige Funktion in der Erziehung der Jugendlichen besitze. Das sei jedoch »kein Freibrief für unendlichen Geldfluss«. Dass dieses künftig aber stärker fließen muss, zeigte sich an den Zahlen, die Mario Stutz eingangs vorgestellt hatte.
So werden die Personalkosten von derzeit rund 1,5 Millionen Euro bis ins Jahr 2019 um weitere rund 90.000 Euro steigen, bei eher sinkenden Schülerzahlen. Dazu kommen eher gleichbleibende Zuschüsse von Kreis (aktuell 4,8 Prozent) und Land (10,6 Prozent), sodass kommunale und Elternbeiträge steigen müssen, zumal die Hälfte der Kosten der Musikschule bis ins Jahr 2020 durch Gebühren bezahlt wird. Für eine Kostenentlastung solle aber auch mittelfristig ein neues Personalkonzept sorgen.
Endgültige Beschlüsse werden aber erst Ende des Jahre gefasst, so Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach. Als starkes Bekenntnis werte Oberkirchs OB Matthias Braun die kommunale Unterstützung von monatlich 60 Euro für die Unterrichtseinheiten, zudem erhalte die Musikschule in Oberkirch durch einen Neubau am Gymnasium neue Räume.
Diese werden dann jedoch meist Schüler der Gymnasien und Realschulen aufsuchen, denn diese stellen »deutlich mehr« Musikschüler, wie Gemeinschafts- und Werkrealschulen, wie auf Anfrage informiert wurde.
»Projekte für sozial Schwache« wünschte sich Oberkirchs Stadträtin Vera G. Huber (CDU), denn »Musik sollte für alle offen sein.« Manuela Bijanfar kritisierte, dass das Kunstangebot immer mehr zurückgefahren wurde.