Oppenau-Ramsbach

Nach Brand: Weihnachten im neuen Hof

Simon Allgeier
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24. Dezember 2014
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(Bild 1/3) Das schönste Weihnachtsgeschenk: Martin und Beate Bohnert mit ihren Kindern Simon, Fabian und Niklas können heute Heiligabend im neuen Hof feiern. Die Welle der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung heraus hat ihnen nach dem Brand im Februar das ganze Jahr hindurch Kraft und Zuversicht gegeben. ©Simon Allgeier

Die enorme Anteilnahme der Bevölkerung war für die Familie Bohnert nach dem verheerenden Hofbrand im Februar das schönste Geschenk in diesem Jahr. Ohne die finanzielle und tatkräftige Hilfe könnten sie Weihnachten heute nicht im neuen Haus feiern. Fast 100 000 Euro zählte das Spendenkonto am Ende.

Niklas geht jetzt abends wieder freiwillig früh in sein Bett. Jetzt, wo er endlich wieder da schlafen kann, wo bis zum 3. Februar dieses Jahres sein Zuhause stand. An diesem Nachmittag zerstörte ein durch einen Marderbiss ausgelöstes Feuer den Hof der Familie Bohnert in Ramsbach. Das einstige Zuhause, das war monatelang nacheinander zuerst eine Ruine dann eine Brache und seit Ende Juni dann eine Baustelle. Jetzt ist fast alles wieder gut, das neue Haus steht am alten Platz. Aber: »Ohne die große Unterstützung und Hilfe, die wir von allen Seiten erfahren haben, stände das Haus noch heute ohne Dach da«, ist sich Beate Bohnert sicher. Denn der nach den anfänglichen bürokratischen Hürden begonnene Wiederaufbau des Hofs, in den die fünfköpfige Familie Bohnert und die Großeltern am 1. Dezember einziehen konnten, drohte schon bald an der Versicherung zu scheitern.

Die tatsächlichen Kosten und die von der Versicherung berechnete Summe klafften laut Martin Bohnert sperrangelweit auseinander. Elementare Dinge, wie Dachziegel, der Estrich oder Regenrinnen hätten in der Kalkulation der Versicherung gefehlt. »Am Ende belief sich die Differenz auf 200 000 Euro«, sagt der Familienvater. Geld, das für den Wiederaufbau fehlte. Mittlerweile beschäftigt der Fall die Anwälte.

»Das war so rührend«

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Dass sie trotz aller Widrigkeiten nicht verzweifelten, sich von diesen Rückschlägen nicht unterkriegen ließen, Beate und Martin Bohnert sind heute überzeugt: »Das verdanken wir nur der großen Unterstützung.« In Windeseile verbreitete sich nach dem 3. Februar die Nachricht von der Brandkatastrophe im Bärenbach. Bekannte, mit denen Martin Bohnert über seine Arbeit als Forstwirt zu tun hat, riefen an und boten ihre Hilfe an. Päckchen aus ganz Deutschland wurden auf die Kalikutt geschickt, wo die Bohnerts in Ferienwohnungen vorübergehend Unterkunft gefunden hatten. In den Paketen waren oftmals Kleinigkeiten, Spielsachen für die Kinder oder Dinge für den täglichen Bedarf. »Das war so rührend«, erinnert sich Beate Bohnert. Von den Erinnerungen an das Leben vor dem Brand war nichts Greifbares mehr geblieben. Die Familie musste sprichwörtlich bei Null beginnen. Die unerwartet große Hilfe, die ihnen von allen Seiten entgegengebracht wurde, hat sie sprachlos gemacht. »Das hätten wir nie erwartet«, meint Beate Bohnert. Das von der Stadt eingerichtete Spendenkonto wurde inzwischen aufgelöst. Fast 100 000 Euro waren es am Schluss, die zusammengekommen sind.

Eine so hohe Summe – die Bohnerts können es selbst noch kaum fassen. Trotz Eigenleistungen von der ganzen Familie und vielen Helfern vor allem beim Innenausbau, ohne die Geldspende wäre das Haus nicht fertig geworden. Denn selbst wenn die Versicherung irgendwann einmal zumindest einen Teil des noch ausstehenden Geldes zahlen sollte, für den Stall, in dem vor dem Brand die acht Kühe untergebracht waren, wird es nicht reichen. Ihn wieder ins Wohnhaus zu integrieren, wie im alten im Jahr 1826 erbauten Hof, sei nach heutigen Standards nicht mehr möglich gewesen, betont Martin Bohnert. Er und seine Frau hoffen deshalb, die Spende einmal als Grundstock für den neuen Stall verwenden zu können, der hinter dem Haus entstehen soll. Noch immer sind die Tiere bei Verwandten untergebracht.

Wenn heute Abend die Kerzen am Weihnachtsbaum im neuen Wohnzimmer der Familie Bohnert leuchten, dann stört es auch nicht mehr, dass noch nicht alle Kartons ausgepackt, alle Wände fertig gestrichen sind und an vielen Stellen im Haus noch letzte Hand angelegt werden muss. Denn das schönste Geschenk wird nicht unterm Baum zu finden sein. Es ist die Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Mitmenschen, die das ganze Jahr hindurch ihr Leben begleitete und ihnen dazu verhalf, Weihnachten wieder in ihrem Zuhause feiern zu können.

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