Nachruf: Hermann Heiß prägte das Oberkircher Vereinsleben
Mit Hermann Heiß verlor die Stadt Oberkirch am Mittwoch einen in vielerlei Bereichen engagierten Mitbürger. Der am 23. Dezember 1928 in München geborene Ehrenvorsitzende des Turnvereins 1861 Oberkirch leitete von 1970 bis 1990 als Vorsitzender den Verein. Darüber hinaus war er seit seiner Jugend überzeugt und begeistert von der Esperanto-Idee. Heiß nahm an vielen internationalen Veranstaltungen und Kongressen teil und war Vorsitzender der Esperanto-Philatelisten, bei denen Briefmarkensammler aus 23 Ländern zusammengeschlossen sind.
Der im Alter von 83 Jahren Verstorbene war Verkaufsleiter bei der Papierfabrik August Koehler für Süddeutschland. In München erlernte er in einer Druckerei den Kaufmannsberuf und schloss seine Ausbildung kurz vor der Währungsreform 1948 ab. Später wechselte er zu einer Stahlstichdruckerei nach Stuttgart. Hier heiratete Heiß seine Frau Marianne, eine Schweizerin. Sie starb nach langer Krankheit 2002. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor.
Über Geschäftsbeziehungen lernte Hermann Heiß die Papierfabrik August Koehler kennen und fand hier 1959 eine Lebensstellung. Ihm oblag der Verkauf, die Werbung und die Gestaltung von Drucksachen sowie die Schaffung der »Koehler-Rundschau«. 1993 trat er in den Ruhestand.
»Mir hat es in Oberkirch auf Anhieb gefallen«, gestand Hermann Heiß, anlässlich seines 75. Geburtstags. In München hatte er Tanzsport und Feldhandball betrieben und sich bereits dort für die Welthilfssprache Esperanto eingesetzt. In Oberkirch schloss er sich dem Turnverein an. Auch im Ortenauer Turngau und im Badischen Turnerbund übernahm er Verantwortung. Sowohl die Turner wie die Esperantisten würdigten die Verdienste von Heiß mit höchsten Auszeichnungen. 1999 erhielt er beim Landesturnertag mit der Walter-Kolb-Plakette eine der höchsten Auszeichnung des Deutschen Turnerbundes. 1975 wurde er in den Landesvorstand des Badischen Turnerbundes und später in das Präsidium gewählt. Seit 1981 war Hermann Heiß stellvertretender Landesvorsitzender und seit 1993 Bereichsleiter für »überfachliche Aufgaben.
Stabhalter im Loh
Als Freund des Wanderns, oft zusammen mit seiner Frau Marianne, fand er schnell Kontakt in Oberkirch. Den Naturfreunden und dem Kunstverein war der in der Lohstraße 48 wohnende Verstorbene genauso verbunden wie der Fasent. In der Stabhalterei Loh war er Stabhalter und Minister.
Die Oberkircher schätzen an ihrem Hermann, dass er sich als Ur-Bayer schnell in die Mentalität der Renchtäler eingelebt und einen hervorragenden Kontakt zu den Mitbürgern gefunden hat. Heiß führte den TV Oberkirch zwei Jahrzehnte mit Bravour, gab Orientierungshilfe, stellte die Weichen für neue turnerische Aufgaben, wobei ihm immer ein gesundes Verhältnis zwischen Freizeit- und Leistungs- oder Spitzensport ein Herzensanliegen war. Sein deftiger Humor, seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft halfen ihm, Brücken zu schlagen und so manche harte Nuss unkompliziert zu knacken. Der Ehrenvorsitzende schaute aber auch über den Tellerrand seines Vereins hinaus. 17 Jahre koordinierte er den von ihm ins Leben gerufene »Verband Oberkircher Vereine«. Mit Karl Lurk, Thomas Stampfer und Herbert Bächle gestaltete Heiß zudem eine ganze Ära lang die Geschicke des Turngaus Ortenau. 26 Jahre half er als Vize, im Gau die Weichen für ein zeitgerechtes Turnen zu stellen.