Narrhalla Achern feiert Doppeljubiläum mit neuer Kampagne
Die Narrhalla Achern feiert in diesem Jahr ihr 144-jähriges Bestehen, die Dreizipfelshansele gibt es seit 44 Jahren. Das wird in dieser Fasnachtssaison besonders gewürdigt.
»Der Zipfelnarren lustge Zeit ist wieder angekommen, die Freud ist da, dahin der Ernst, der Trübsinn uns genommen.« Wer auch immer diese Zeilen über die Ur-Figur der Acherner Fasnacht schrieb, sie stehen im engen Zusammenhang mit der Gründung der Narrhalla Achern vor 144 Jahren und der 44 Jahre alten Traditionsfigur des Dreizipfelshansele.
So veröffentlichte ein Journalist mit dem Kürzel »rei« am 27. Februar 1965 einen Artikel in der hiesigen Zeitung mit der Überschrift »Der Zipfelnarr ließ seine Schellen klingen«. Darin berichtete er, dass 1862 ein »Zipfelnarr« in der Stadt seine Späße trieb und die Bevölkerung zu einer »Großen Narrenmesse in der Zipfelnarren-Acher-Mummelsee-Residenz-Stadt« eingeladen wurde.
Schellen auf dem Kopf
Es blieb bis jetzt im Dunkel der närrischen Geschichte verborgen, wer diesen Zipfelnarr ins Leben rief und wie lange er vor 1862 schon seinen Mummenschanz trieb. Sicher ist, dass er einige Jahre später wegen seiner Originalität zur Gallionsfigur der 1873 gegründeten Narrhalla und der heutigen Fasnacht in Achern wurde: »Und kommt nun erst die Fasnachtszeit, dann sollt ihr Wunder schauen: Närrischer Markt mit Waffelbuden, wilde Thiere, zahme Frauen, Harlekins und Kinderpuppen. Der Bogen schwirrt, die Klepper tönt, das ist Musik von Mohren.« Das verschmitzte Lächeln des lustigen Gesellen mit Fleckenkostüm, Zipfelmütze mit Schellen auf dem Kopf und Narren-Dätsch im Gürtel, so zeigt sich der Acherner Ur-Narr.
Der Presseartikel von 1965 endete mit der Anregung an die Adresse der Narrhalla, die »in die Versenkung geratene Figur« des Zipfelnarren zu beleben: »In einer Zeit, in der so vieles Scheinbrauchtum aus dem Boden schießt, das keine Spur von bodenständiger Narretei oder fastnächtlichem Brauchtum hat, könne dies eine dankbare Aufgabe sein.«
Drei Geburtshelfer
Diese Botschaft des Autors hat nicht nur bleibende Aktualität, die Verantwortlichen der Narrhalla um den unvergessenen Präsidenten Hans Vierneisel nahmen sie sich auch zu Herzen. Sie erweckten 1973 zum 100-Jährigen der ältesten Fasnachtsvereinigung in Achern den Zipfelnarr wieder zu neuem, glanzvollen Leben. Drei Ur-Fasnachter gehörten zu den Geburtshelfern. Ehrenpräsident Josef Seppl II. Jehle forschte in den Archiven und stieß auf den Zipfelnarr, der Künstler und Fasnachter Walter Gerteis entwarf die Maske eines fröhlichen Hansele und Jochen Schiller kümmerte sich um das Häs und wurde der erste Oberzipfel. 18 Jahre leitete das Gründungsmitglied Herbert Burger die Gruppe, dann Claudia Möhrle und aktuell Frank Kiefer.
Über den Geburtstag der Narrhalla, Gründungsmitglied des Ortenauer Narrenbundes, ist fast nichts bekannt. Beim Brand des Vereinslokals Ratskeller 1931 verbrannten nahezu alle alten Protokolle, Requisiten und Kostüme, so dass aus der Gründerzeit zwei Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg nur spärliche Hinweise vorliegen.
Eine Spur legte beim 125-Jährigen OB Reinhart Köstlin: »Das selbstbewusste Acherner Bürgertum legte damals den Grundstein für ein Brauchtum, das die überlieferte alemannische Fastnacht mit den Besonderheiten des rheinischen Karnevals verbindet«. Der nahm ja bekanntlich schon in den 1820ern die »Franzosen mit den roten Hosen« als Besatzer des Rheinlands auf die Schippe, so dass dies vielleicht auch für die Acherner Fasnachter in Grenznähe ein Argument gewesen sein könnte.
Demokratische Wurzeln
Nach Meinung von Ehrenelferrat Köstlin hat die Fasnacht auf jeden Fall »urdemokratische Wurzeln, gesellschaftliche Schranken werden übersprungen. Arm oder Reich, Mann oder Frau, Groß oder Klein – alle haben gleiche Rechte, jeder ist ein Narr«. Oder wie es in besagtem Zipfelsnarren-Gedicht weiter heißt: »Und alt und jung, so gscheit wie dumm, daß Sehnsucht bald gestillet, sich Zipfel setzt, sich Schellen steckt, in Masken sich dann hüllet.«
Fasnacht mit der Narrhalla Achern 2017
»Viel Spaß an der Freud, von damals bis heut.« Mit diesem Motto, kreiert von Elferrätin Nicole Meier-Peter, feiert die Narrhalla Achern ihr Doppeljubiläum 144 Jahre Narrhalla und 44 Jahre Dreizipfelshansele in der Kampagne 2017.
Los geht es am Samstag, 21. Januar, um 11.11 Uhr mit dem Stellen des Narrenbaums auf dem Marktplatz, um 20.11 Uhr ist in der Hornisgrindehalle ein »Jubiläumszauber« für alle Fasnachtsfreunde mit vielen Überraschungen.
Es folgt am Freitag, 10. Februar, ab 20.01 Uhr der offizielle Festakt im Festsaal der Illenau und am 17. Februar, ab 19.31 Uhr der Närrische Abend in der Illenau.
Am Schmutzigen Donnerstag (23. Februar) wird um 15.31 Uhr das Rathaus gestürmt, am Sonntag, 26. Februar, steigt ab 16.01 Uhr die Kinderfasnacht in der Hornisgrindehalle.
Am Fasnachtsdienstag (28. Februar) werden beim Närrischen Markt ab 10 Uhr und beim großen Umzug ab 14.11 Uhr alle Register gezogen. Ab 22.11 Uhr wird der Schudi verbrannt und am Aschermittwoch (1. März) werden die leeren Geldbeutel gewaschen.