Neue Fischtreppe: Was ist in Oberachern machbar?
Ein Fischpass oder gar ein Fischlift? Die Bürgerinitiative Acher fordert eine Neuplanung, was den Umbau des Mühlbachwehrs in Oberachern betrifft.
Nachdem der Gemeinderat es im Jahr 2014 letztendlich ablehnte, eine groß dimensionierte, 800 000 Euro teure Fischtreppe mit 48 großen Betonbecken zu bauen, ist die Frage, was nun – in Einklang mit den Behörden – in Oberachern entstehen kann. In einem Brief an OB Klaus Muttach und Bürgermeister Dietmar Stiefel meldete sich die Bürgerinitiative Acher nun zu Wort.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Hochwasserschutz. »Bei allen untersuchten Alternativen entspricht es dem jetzigen Stand der Technik, dass beim Umbau von Wehranlagen dem Hochwasserschutz dadurch Rechnung getragen wird, dass die Wehrrücken abgesenkt werden«, so Andreas Beck in dem Brief. Auch sollten auf diese dann hydraulische Hochwasserklappen installiert werden, die sich bei Hochwasser unter den Druck des Wassers automatisch umlegen und im Wehr versinken, so dass das Hochwasser ungehindert abfließen kann.
Andreas Beck verweist auf die hydraulischen Wehrklappen, die beim sogenannten Köhlerwehr in Oberkirch auf rund zwei Dritteln seiner Breite neben dem seitlichen Raugerinne für den Fischaufstieg eingebaut wurden und auch für das so genannte Müllener Wehr an der Rench und beim Umbau des Ausleitungswehres Hanfwerke vorgesehen sind. »Einen Umbau des Oberacherner Mühlbachwehres ohne eine diesem Stand der Technik entsprechende hydraulische Wehrklappe hält die BI für grob fahrlässig«, betont Andreas Beck.
Elf Aufstiegshilfen
»Obwohl allein in Achern bis zum Oberacherner Wehr elf Aufstiegshilfen umgesetzt werden müssen, die großteils als naturnahe sogenannte Raue Rinnen oder Raugerinne mit Natursteinen ausgebildet werden, ist die BI nach den Behördengesprächen und der Akteneinsicht beim Landratsamt skeptisch, ob sich ein Raugerinne entsprechend dem Vorzeigemodell am Köhlerwehr umsetzen ließe, da dort nur eine Höhendifferenz von 3,7 Metern überbrückt werden musste, während in Oberachern die Acher rund 5 Meter abfällt«, schreibt die BI weiter.
Ganz neue Möglichkeiten biete der technische Fortschritt durch den seit 2014 bereits erprobten Einsatz eines Hydro-Fischlifts. Mitglieder der BI haben sich beim Erfinder Georg Baumann vor Ort in Wangen im Allgäu von der Funktionstauglichkeit des Fisch-Lifts überzeugt.
Die BI empfiehlt dringend, bei einer Neuplanung die Variante eines Hydro-Fischlifts einzubeziehen, der selbst bei Mindestwasser funktioniert und platzsparender und eventuell kostengünstiger sein könnte als die Barben-Beton-Fischtreppe.Die BI sieht aber nach den Gesprächen mit der Stadtverwaltung und den Fachbehörden auch eine zeitnah und voraussichtlich kostengünstigere Alternative auf der Basis der bereits untersuchten Varianten, heißt es weiter. Große Unterstützung fände ein Fischpass entlang der linken Uferrinne im Flussbett der Acher, der als vier Meter breite Rinne vom Mühlbacheinlauf bis zur Weißwasserzone über eine Länge von 120 Metern die Höhendifferenz überwinden kann, bei Verwendung von Natursteinen. Dessen Kosten wurden nur halb so hoch geschätzt, als die der Barben-Beton-Fischtreppe.
Machbarkeit feststellen
Die Stadtverwaltung sei mit der BI in gutem Kontakt, so OB Klaus Muttach auf ARZ-Anfrage. Der Bau der Fischtreppe beruhe nicht auf einer Forderung der Stadtverwaltung. Man werde im Gemeinderat besprechen, auf welchem Weg die Machbarkeit festgestellt werden kann.
Bürgerinitiative Acher
Das Ausleitungswehr am Mühlbach in Oberachern sollte eine große Fischtreppe erhalten. Grund dafür war die europäische Wasserrahmenrichtlinie, die in Bundesrecht umgesetzt wurde. Danach soll bei Gewässern eine Mindestwasserfüllung und eine Durchgängigkeit erreicht werden.
In Oberachern sollte eine Fischtreppe gebaut werden, um eine Höhedifferenz von 4,84 Metern zu überwinden.
Im Januar 2014 wurden bereits auf rund 100 Metern Länge die Baumallee abgeholzt. Doch in Oberachern tat sich Protest gegen den Bau der Fischtreppe kund. Die Bürgerinitiative Acher bildete sich. Ein »Monsterbauwerk« aus Beton mit 48 Badezimmer großen Betonbecken (jedes rund 2,90 Meter lang und 2,20 Meter breit) auf einer Gesamtbreite vom 8 Metern und einer Gesamtlänge von 53 Metern sollte entstehen.
Doch der Gemeinderat beschloss am 12. Mai 2014, die begonnene Ausschreibung für die sogenannte »Barben-Beton-Fischtreppe« auszusetzen und die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in dieser Form nicht zu verwirklichen.
Als großen Erfolg wertet die Bürgerinitiative Acher (BI) das Aussetzen und Überdenken des vom Landratsamt genehmigten Umbaus des Ausleitungswehres am Mühlbach in Oberachern mit dem geplanten Neubau einer großdimensionierten »Fischtreppe« außerhalb des Flussbettes an der rechten Uferseite der Acher, betont Andreas Beck für die BI.