Neuer Band der »Acherner Rückblicke« nun erhältlich
Die vom Stadtarchiv herausgegebene Reihe »Acherner Rückblicke« erscheint seit 2001 im Abstand von zwei bis fünf Jahren. Der neue sechste Band beschäftigt sich auf 211 Seiten und mit 143 Abbildungen mit der Geschichte von Achern und der Illenau.
Der 15-jährige Tom Rumpf hat sich in einer Seminararbeit an der Heimschule Lender mit Friedhofskultur auseinandergesetzt und unter anderem den Acherner und Illenauer Friedhof untersucht. Neben dem Umgang mit den Toten überrascht heute die Vielfalt der Bestattungsformen. Der Illenauer Friedhof ist weit mehr als ein Begräbnisplatz für Patienten und Beschäftigte der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt und deren Angehörige. Das Kulturdenkmal beeindruckt auch durch seine botanische Vielfalt – nachzulesen im neuen Band der »Acherner Rückblicke«.
Reise ins Jahr 1868
Walther Stodtmeister schickt die Leser auf eine Zeitreise ins Jahr 1868 in die Abteilungen für heilbare weibliche Kranke in der Illenau. Dieser Bereich im Erdgeschoss des Südostflügels wird aktuell renoviert. Tagesablauf und Krankheitsbilder der Patientinnen werden geschildert.
Von Anfang an gab es in der Illenau eine Kirche mit einer evangelischen und einer katholischen Pfarrstelle. Hans-Gerd Krabbe hat lückenlos biographische Daten zu jedem Seelsorger zusammengestellt.
Gernot Joerger setzt sich mit Hunger und Durst im Ersten Weltkrieg auseinander. Gerade die Soldaten litten besonders darunter. Sein Vater, der Sanitätssoldat Max Jörger, hat darüber in seinen Tagebüchern geschrieben.
Benz-Hütte, Benz-Brunnen, Benz-Meisel-Straße: Nach wem wurden diese Orte benannt? Reiner Vogt hat das Leben von Friedrich Benz-Meisel nachgezeichnet – einem Unternehmer, der in die Schweiz auswanderte, zu Reichtum kam und dabei seine Heimat nie vergaß.
Einer weitgehend unbekannten Acherner Gruppe widmet sich Andrea Rumpf, Leiterin des Stadtarchivs: der Gruppe »St. Nikolaus« des katholischen Jugendbundes Neudeutschland. Der Bund existiert bis heute. Die Acherner Gruppe gründete sich 1932. Ein echtes Katholischsein wird verbunden mit Einheitskluft, Singen, Fahrten, aber auch mit dem Verzicht auf Alkohol, Rauchen oder Komfortartikel. Was sich harmlos anhört, verschärft sich durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und deren Anspruch auf eine einheitliche Jugend.
Die Jugendlichen haben Tage- und Fahrtenbücher geführt, die Erich Schindler, der damals mit dabei war, aufbewahrt hat. Anhand dieser reichhaltigen Quellen war es Andrea Rumpf möglich, das Schicksal der Gruppe nachzuzeichnen. Auf Schönes folgt Erschütterndes. Verspottet und gedemütigt von Klassenkameraden, die längst der Hitlerjugend angehören, bis hin zu Einschüchterungsversuchen der Eltern oder Verhören durch die Gestapo. Vielleicht entdeckt mancher Enkel den eigenen Großvater und dessen Kampf gegen die braune Gefahr.
Würde zurückgeben
Andrea Rumpf hat zur Einweihung des Mahnmals »Gedächtnislücke« für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft am 18. Dezember 2015 einen Vortrag über das Ende der Illenau unter der Naziherrschaft gehalten (wir berichteten). Seit fast zehn Jahren forscht Rumpf an den Namen der Todesopfer, um ihnen einen Teil ihrer Würde wieder zurückzugeben, indem sie auf den Tafeln im Gedenkraum des Illenau-Museums genannt werden.
Die Ansprachen und das Fürbittgebet zur Einweihung des Mahnmals der Pfarrer Krabbe und Giesler sind im neuen Band ebenso enthalten wie Rumpfs Beitrag über das Mahnmal selbst und die im Sommer 2016 fertiggestellten Stelen für die Orte des Gedenkens in der Illenau.
Verkauf
Die »Acherner Rückblicke« sind zum Preis von 10 Euro bei den Acherner Buchhandlungen, den Ortsverwaltungen, im Stadtarchiv und im Illenau-Arkaden-Museum erhältlich.