Appenweier - Urloffen

Tennis-Profi Sandra Klösel im Porträt

Steffi Rohn
Lesezeit 5 Minuten
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20. August 2014

(Bild 1/2) Sandra Klösel, Ex-Profi-Tennisspielerin aus Urloffen, die heute als Heilpraktikerin arbeitet.

15 Jahre lang tourte Sandra Klösel mit dem Tennisschläger im Gepäck um den Globus. Gespielt hat sie gegen die ganz Großen der Tenniswelt. Ihre Karriere führte die Urloffenerin bis auf Platz 87 der Weltrangliste. Heute arbeitet sie als Heilpraktikerin in ihrem Heimatort.

Als Kind war sie immer in der Natur, am liebsten beim Baggersee oder mit dem Hund spazieren«, daran erinnern sich Sandra Klösels Eltern, wenn sie an die Kindheit ihrer Tochter denken. Eines Tages kam der Nachbar der Familie auf die Idee, den kleinen Wirbelwind beim Tennisclub Urloffen einzuführen. Vielleicht könnte die Kleine ja ihre überschäumende Energie im Ballsport verarbeiten? Dass der Nachbar damit das Leben der Achtjährigen in ungeahnte Bahnen lenkte, damit hatte wohl niemand gerechnet.
Ab sofort musste man sie nicht mehr lange suchen, wenn man sie vermisste: Immer wieder zog es sie zur Ballwand im Tennisclub. Denn diese ist, im Gegensatz zu anderen Clubmitgliedern, stets bereit für ein Match. Bald durfte sie zum Fördertraining nach Oberweier. Und ab 1991 wurde sie über den Landesverband in Leimen ausgebildet. Schon als Elfjährige hatte Sandra Klösel einen streng geregelten Tagesplan.  »Meine Mutter holte mich mittags von der Schule ab. Gegessen habe ich im Auto. Und dann wurde bis zum späten Nachmittag trainiert. Hausaufgaben erledigte ich abends«, erzählt die heute 35-Jährige. Und dann kam das erste Spielerlebnis. Die Erinnerung an das erste Jugendturnier ist niederschmetternd: »Ich habe so ziemlich alle Spiele verloren. Aber genau das spornte mich an, nun erst recht loszulegen, um besser zu werden.«
Mit 16 wurde die ehrgeizige Sandra Profi-Tennisspielerin. Sie schloss die Schule ab und konzentrierte sich voll und ganz auf Vorhand, Rückhand, Aufschlag und Volley. Bereits ein Jahr später funkelte ihr Stern am internationalen Tennishimmel: In Berlin errang sie gegen Nicole

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Arendt aus den USA ihren ersten Sieg auf WTA-Ebene. Der Tenniszirkus verlangt von seinen Akteuren ein Nomadenleben. 1997, volljährig geworden, verlagerte die junge Frau ihren Erstwohnsitz nach München. Ihr Alltag wurde bestimmt durch Turniere und Training in der Sportakademie sowie Trainingslagern rund um den Globus. 1999 schied sie beim Grand-Slam-Turnier der US-Open in der dritten Runde gegen die Schweizerin Martina Hingis aus. »Ich hatte eigentlich immer Pech bei der Auslosung der Gegnerinnen zu den Grand Slam Turnieren. Jedesmal erwischte ich eine Top- 10-Spielerin. Da standen solche Namen wie Scharapova, Hingis, Kuznetsova oder Schnyder«, erinnert sich Sandra Klösel. 2000 kam überraschend das erste Aus für die Berufssportlerin: Beim Training in Barcelona erlitt sie komplizierte Verletzungen am Knie. Danach fiel das Tennis-Ass für anderthalb Jahre aus.  »Man hat das Gefühl, man fängt wieder von null an«, beschreibt Sandra Klösel die ersten frustrierenden Schritte auf dem Sandplatz nach der Reha. Doch wieder führt der eiserne Wille zum Erfolg. Begleitet von etlichen Verletzungen und Entzündungen steigt Sandra Klösel erneut auf: 2002 erringt sie mehrere Siege bei ITF-Turnieren und verbucht etliche erfolgreiche Matches bei den WTA-Turnieren in Fes und Hasselt. Zwischen 2005 und 2007 wurde sie drei Mal ins deutsche Föderations-Cup-Team, der Nationalmannschaft im Damen-Tennis, berufen. Im März 2007 wurde Sandra Klösel auf Platz 87 der Weltrangliste geführt. Zwei Jahre später, mit 30, beendete sie ihre Profikarriere.

Heute scheint das eine halbe Ewigkeit her zu sein. Dennoch denkt Sandra Klösel gerne an die Zeit zurück. Sie hat 15 Jahre lange ihre Leidenschaft gelebt. Viele glauben, dass so eine Karriere einer jungen Spielerin die Kindheit raubt. Sandra Klösel sieht das komplett anders: »Ich habe die Chance bekommen, schon in jungen Jahren so viel von der Welt zu sehen, dass ich unglaublich viel lernen konnte und nichts vermisst habe.«
»Durch die vielen Verletzungen, die ich mir während meiner Tenniszeit immer wieder zugezogen habe, wuchs mein Interesse an der Naturheilkunde. Ich musste die Grenzen der Schulmedizin am eigenen Leib erfahren«, sinniert Sandra Klösel. Der Schluss war folgerichtig und logisch: »Ich werde Heilpraktikerin.« Nun drückte sie anderthalb Jahre lang in Köln die Schulbank und erlernte die vielen Inhalte der Medizin und Naturheilkunde.
Als die sportliche Ortenauerin ihre Naturheilkundeausbildung durch verschiedene Fortbildungen abgerundet hatte, war sie bereit für den nächsten Schritt: »Nachdem ich fast 15 Jahre lang aus dem Koffer gelebt habe, wollte ich endlich wieder ein Zuhause haben«, sagt sie. Ende 2012 war es so weit: Sandra Klösel kehrte mit ihrem Lebensgefährten in ihre Heimat zurück. Inzwischen führt die Heilpraktikerin eine eigene Praxis. Ihre Erfahrungen im Spitzensport sieht sie als Vorteil für ihren Beruf. Deshalb setzt sie die Schwerpunkte auf Ernährung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Orthomolekularmedizin (gezieltes Einnehmen von Vitalstoffen), Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure und Analysieren mit dem Dunkelfeld. Was Sandra Klösel macht, macht sie richtig und mit aller Konsequenz. Auch im ganz privaten Bereich: Den Lebensgefährten gibt es in dieser Form nicht mehr: Er ist seit einigen Wochen ihr Ehemann.

Stichwort

Zur Person

▸ geboren am 22. Juni 1979 in Oberkirch
▸ aufgewachsen in Urloffen
▸ 1985 bis 1995 Waldorfschule Offenburg
▸ 1997 Umzug nach München (Sportakademie)
▸ Wechsel unter anderem nach Barcelona, wieder München dann Köln
▸ 2009 Beendigung der Profikarriere
▸ 2010 bis 2012 Ausbildung als Heilpraktikerin in Köln
▸ seit Ende 2012 wieder wohnhaft in Urloffen

Es gibt Menschen, die besondere Hobbys haben und darin voll und ganz aufgehen. Die einen sind Fußballfans aus Leidenschaft, die anderen restaurieren alte Schlepper oder amerikanische Straßenkreuzer, sammeln Briefmarken oder helfen Menschen in Not.
Diesen Menschen ist diese Porträt-Serie gewidmet. Sie erscheint in loser Folge auf den Seiten Appenweier/Renchen und Rheinau.

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