Oberkirch und Achern gehen getrennte Wege bei der Ordnung
Gemeinsame Themen wollten die Gemeinderäte aus Achern und Oberkirch in einer Sitzung am Mittwoch erörtern. Dabei wurde aber deutlich, dass es durchaus auch Unterschiede gibt.
Zu Beginn der gemeinsamen Sitzung stellte Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach den Gästen im Bürgersaal den seit 2012 existierenden Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) vor, der derzeit aus drei geringfügig Beschäftigten besteht. Details gab es von Marcel Stöckel, hauptamtlich bei der Gemeinde Ohlsbach beschäftigt und mehrere Stunden in der Woche unterwegs, um in und rund um Achern für Ordnung zu sorgen. Dass dieser Wunsch bei den Bürgern vorhanden ist, verdeutlichte Stöckel eindrücklich. Das Einsatzspektrum reiche dabei vom Erklären des Wegs bis zum Einsatz bei Ruhestörungen.
Schnelle Sauberkeit
Auch dem Wunsch nach Sauberkeit kommen er und seine Kollegen nach, wie etwa bei einer sogenannten »Facebook-Party« am Gamshurster Baggersee, bei der Berge von Müll herumlagen, doch: »Zehn Minuten nach unserem Auftritt war der Platz sauber.« Schnell weggeräumt waren ebenso Glasscherben beim Ziwwlfest am Wochenende durch die jugendlichen Verursacher selbst, wie Stöckel auf die Nachfrage von Karl Früh informierte, ob der KOD auch in den Ortsteilen aktiv werde. Andere Einsatzgebiete sind etwa Schulen, wo sich »Gruppen sammeln, der Wildpinkler an der Sparkasse oder Personengruppen um 21.30 Uhr auf dem Friedhof.«
Gerade in Ferienzeiten oder nach Einbruch der Dunkelheit ist der Einsatz von Marcel Stöckel und Kollegen gefragt, durch die »Stadt Achern gut ausgestattet mit Uniformen und Schutzausrüstung.« 19 Platzverweis, 115 Bußgelder, 26 Personenfeststellungen sowie 250 mündliche Verwarnungen sind etwa die Bilanz eines Jahres. Doch es gibt auch Fälle, wo der KOD nicht mehr allein klarkommt und Hilfe von der Polizei braucht, wie etwa bei Drogenmissbrauch in der Öffentlichkeit, der, so Stöckel, »leider zugenommen hat.«
Hauptkommisar Wolfgang Becker, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Achern Oberkirch, zeigte sich froh über die kommunale Verstärkung: »Das ist ein Erfolgsmodell und wir können nicht überall sein«, machte aber auch klar, dass etwa bei einem Nachbarschaftsstreit nach wir vor die Polizei selbst kommt. Für unterschiedliche Reaktionen sorgte Beckers Feststellung, dass »Achern ein ganz anderes Pflaster ist, als Oberkirch. Man kann die beiden Städte nicht miteinander vergleich, auch nicht die Bürger.« Dies wollte Thomas Kohler (FWV) in seinem Beitrag in der anschließenden Diskussion nicht unkommentiert lassen: »Wir machen jetzt einen Integrationskurs, damit wir uns wieder besser verstehen.«
Keine heile Welt
Oberkirchs Bürgermeister Christoph Lipps zeigte sich trotz der Acherner Erfolge überzeugt, dass ein KOD für Oberkirch »eine überzogene Maßnahme darstellen würde«. Vielmehr setze die Renchtalmetropole auf Prävention wie Platzverweise, den verstärkten Einsatz des Stadtjugendreferenten oder den Bau eines Jugendplatzes für rund 40 000 Euro. Ganz anderer Meinung war allerdings Manuela Bijanfar, die in der Stadtmitte wohnt: »Dieses Erfolgsmodell wünsche ich mir schon lange«, denn »Oberkirch ist nicht die heile Welt.« Mit dem Ansprechen von Jugendlichen habe sie schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, zudem gäbe es auch in der Innenstadt Müll, Glasscherben und Schlägereien. Dies wertete Christoph Lipps jedoch als »subjektives Sicherheitsempfinden«, auch die Feste seien sicher.
Unterstützung bekam er von Zusenhofens Ortsvorsteherin Tanja Weinzierle: »Für mich wäre diese Maßnahme schlichtweg überzogen. Wir können mit einem Sozialarbeiter und einem Platz viel kompensieren.« Jutta Römer (ABL) zeigte sich dennoch froh über die Arbeit von Marcel Stöckel und Kollegen: »In Achern haben wir ein gutes Team erwischt, das die Problemplätze schnell in den Griff bekommen hat.«
Kaum Einsätze durch Flüchtlinge
Anlässlich der Diskussion um mehr Sicherheit und Ordnung wollte Acherns Stadtrat Thomas Beck (FWV) von Wolfgang Becker als stellvertretendem Leiter des Polizeireviers Achern/Oberkirch wissen, welche Erfahrungen es mit den Flüchtlingen gebe. Die Antwort dazu fiel eindeutig aus. »Das geht vorkommensmäßig gegen Null. Es gibt kleinere Streitigkeiten, aber die Leute wohnen ja auch sehr eng beisammen. Das ist überhaupt nicht nennenswert.« nr
Eine offene Stelle
20 000 Euro investiert die Stadt Achern jährlich in den Kommunalen Ordnungsdienst. Das Ziel seien vier Mitarbeiter, die mit einer Wochenarbeitszeit von 16 Stunden dann zu zweit auf Streife gegen könnten, jedoch seien aktuell nur drei Stellen besetzt, wie Uta Funk von der Stadtverwaltung Achern auf Nachfrage von Oberkirchs Bürgermeister Matthias Braun informierte. Das Stadtoberhaupt führte weiter aus, dass es »Vermüllung und Trinkgelage überall gibt, auch in Oberkirch« und sich die Bürger ohne jedenfalls wohler fühlen würden.