Oberkircher Katzenauffangstation kommt an ihre Grenzen
36 kleine Katzen: die Katzenauffangstation des Tierschutzvereins Oberkirch Renchtal platzt in diesem Sommer wieder aus allen Nähten. Das müsste nicht sein, findet Vorsitzende Irene Papp. Sie fordert eine Kastrationspflicht für Katzen.
Auch wenn die kleinen Kätzchen mit ihrem flauschigen Fell noch so süß aussehen – Irene Papp erinnern sie Tag für Tag an das Elend, das sich Jahr für Jahr in Oberkirch und Umgebung abspielt: von den Menschen unbeachtet vermehren sich halbwild lebende Katzen ungebremst. »Irgendwann klingelt dann meistens bei uns das Telefon und die Leute beschweren sich, dass bei ihnen haufenweise Katzen herumrennen«, erklärt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberkirch Renchtal. Papp und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter wissen dann schon, was auf sie zukommt. »Wie müssen sie irgendwie einfangen.«
Es ist ein Teufelskreis, den Papp aufzeichnet. Ein Katzenpaar bekommt im Jahr zweimal Nachwuchs und durchschnittlich 2,8 Kätzchen pro Wurf. Der Nachwuchs einer weiblichen Katze könne so nach zehn Jahren 80 Millionen betragen – mit verheerenden Folgen. »Die halbwilden Katzen sind meistens krank, vegetieren vor sich hin und wachsen nicht unter optimalen Bedingungen auf.« Gesunde Tiere steckten sich zudem an ihren kranken Artgenossen an.
Mit Katzenfutter und Fallen rücken Papp und ihre Mitarbeiterinnen deshalb zu den meist landwirtschaftlichen Anwesen aus, von wo ihnen die wildlebenden Katzen gemeldet wurden. Allein in Haslach habe der Tierschutzverein in diesem Jahr auf zwei bis drei Höfen 30 kleine Katzen eingefangen, die nun in der Katzenstation herumtollen. »Niemand fühlt sich für die Tiere zuständig«, meint Papp kopfschüttelnd. Seit zwei Monaten päppelt der Tierschutzverein die Kätzchen auf. Allein die Tierarztkosten belaufen sich derzeit Papp zufolge für alle Tiere auf 2000 bis 3000 Euro pro Monat, hinzu kommen Kosten von 1000 Euro für Futter. Viel Geld für den Verein, der sich hauptsächlich über Spenden finanziert. Die 40 Cent, die von den Renchtalgemeinden pro Jahr und Einwohner gezahlt werden, reichten bei weitem nicht aus, um über die Runden zu kommen.
»Ich bin deshalb ganz klar für die Kastrationspflicht«, betont Papp. Die Gemeinden im Renchtal hätten hier noch großen Nachholbedarf (siehe Hintergrund). Bis es so weit ist, versucht der Verein die Katzenbesitzer zur Verantwortung zu ziehen. So wie im Dezember, als Papp nach Hinweisen in einem leerstehenden Haus bei Lautenbach auf sieben völlig verwahrloste Kätzchen stieß. Eine hatte sich mit dem Kopf in einer leeren Futterdose verfangen und musste davon befreit werden. »Drei Monate lang mussten wir jeden Morgen hinfahren, um sie an uns zu gewöhnen.« Auch nachdem sie in die Katzenstation gebracht werden konnten, blieben fünf der Tiere bislang unzugänglich. Die Gemeinde habe sich jedoch darum gekümmert, dass der Besitzer wenigstens für die Kosten der Kastrationen aufkam – zwischen 100 und 130 Euro pro Tier. Kastriert werden sollten Katzen laut Papp noch vor ihrer Geschlechtsreife, am besten ab dem sechsten Monat.
Für Kastrationspflicht
»Ich mache mich ganz klar für eine Kastrationspflicht stark«, betont Irene Papp. Für sie ist es unverständlich, weshalb für Katzen nicht die gleichen Maßstäbe wie bei Hunden angelegt werden. »Die Besitzer müssten verpflichtet sein, ihre Tiere kastrieren, tätowieren und chippen zu lassen.«
Nicht nur die Gemeinden würde die Tierschutzvereinsvorsitzende gerne in die Pflicht nehmen, damit nicht jedes Jahr aufs neue eine Schar kleiner Katzen die Station hinter dem Hans-Furler-Gymnasium bevölkert. »Auch die Tierärzte, die auf die Höfe kommen, sollten die Augen offen halten und die Besitzer für das Thema Kastration sensibilisieren.«
Paderborn hat Vorreiterrolle inne
In Paderborn werden laut Informationsbroschüre der Stadt jedes Jahr allein durch Tierschutzvereine 1000 Katzen kastriert. Dennoch steige die Zahl der Katzen immer weiter an. Durch immer mehr Katzen würden vermehrt Krankheiten unter den Katzen verbreitet, Singvögel bejagt und die Allgemeinheit belästigt. Das regelmäßige Füttern von unkastrierten Katzen unterstütze die unkontrollierte Vermehrung und sei genauso verantwortungslos und wenig tierschutzgerecht. 2008 erließ die Stadt deshalb folgende Ordnungsbehördliche Verordnung erlassen:
»Katzenhalter, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, haben diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Dies gilt nicht für weniger als 5 Monate alte Katzen. Als Katzenhalter/in im vorstehenden Sinne gilt auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt.«