Platz für ganze Stadtviertel
Am 20. September wird in Achern ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Im Vorfeld dieser Wahl widmet sich die ARZ zentralen Themen der Stadt. Im vierten Teil geht es heute um größere Brachflächen. Dort schlummert großes Potenzial für die Entwicklung der Stadt.
Die Acherner Kernstadt besitzt noch einiges an Entwicklungspotenzialen in der Fläche. Allein die drei großen Frei- oder Brachflächen in städtischem Besitz sind zusammengenommen mehr als 36 Hektar groß: Die Rede ist von den Illenauwiesen, dem Glashüttengelände und dem Brachfeld zwischen Gymnasium und Friedhof an der Berliner Straße.
Noch haben sich Gemeinderat und Verwaltung nicht festgelegt, welche dieser Flächen künftig in welcher Form konkret genutzt werden. Zeitnah müssen aber Fakten auf den Tisch, da zur Bauleitplanung für die anstehende Fortschreibung des Flächennutzungsplans noch in diesem Jahr wesentliche Weichen gestellt gehören. Hier der aktuelle Stand in der Übersicht.
Illenauwiesen
Wohnen im Grünen: Auf dem 5,5 Hektar großen Areal an der Illenauer Straße ist nicht alles machbar. Die Struktur der umgebenden Bebauung sowie die Vorgaben aus dem Flächennutzungsplan geben für den Bereich der Illenauwiesen zwei Optionen vor: zum einen eine wohnbauliche Nutzung und zum anderen eine öffentliche Grünfläche. Da in der Stadt günstiger Wohnraum sehr rar ist, strebt die Stadt dort die Realisierung von Projekten des sozialen Wohnungsbaus an. Da sei der Bedarf erheblich, wie es von Bürgermeister Dietmar Stiefel heißt.
Erste Plankonzepte hat der Gemeinderat schon behandelt. Diese Konzepte sehen unter anderem den Erhalt der alten Reithalle vor. Auch sollen öffentliche Parkplätze entlang der Illenauer Straße entstehen.
Für die Stadtverwaltung erfüllen die Illenauwiesen auch eine wichtige Verknüpfungsfunktion: Einerseits, um das benachbarte Areal der Illenau noch besser für Fußgänger an das Kernstadtzentrum anzubinden und andererseits, um in Nord-Süd-Richtung eine Durchgängigkeit entlang des Mühlbachs herzustellen.
Derzeit wird laut Bürgermeister Stiefel die Frage überprüft, ob das Areal weiterhin als Sanierungsgebiet eingestuft werden kann. Positive Signale gab es zuletzt vom Regierungspräsidiums Freiburg bei einem Vor-Ort-Termin für eine Förderung des Kaufs der Illenauwiesen. Ein siebenstelliger Zuschussbetrag steht wohl in Aussicht.
Gleichzeitig führt die Stadt Verhandlungen mit der aktuellen Besitzerin der Fläche, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), zum Kauf der Fläche. Die Verhandlungen seien weitgehend abgeschlossen, heißt es dazu aus dem Rathaus, die Entscheidung könne dem Gemeinderat unmittelbar nach den Sommerferien vorgelegt werden.
Glashüttengelände
Auf dem Glashüttenareal kann fast ein komplett neues Stadtviertel entstehen. Kurz vor den Sommerferien hat sich der Acherner Gemeinderat mit der künftigen Nutzung des elf Hektar großen ehemaligen OI-Geländes befasst. Jeder Einwohner konnte sich bereits per Bürgercafé an der Ideensammlung beteiligen. Klar ist: Es wird dauern. 20 Jahre könnten vergehen, bis das Areal vollständig neu bebaut ist. 2012 war die Zeit der Glashütte in Achern zu Ende gegangen.
Gewünscht wird allgemein ein möglichst durchmischtes Kaleidoskop an Nutzungen. Auch hier gibt die umgebende Bebauung Restriktionen vor (Umgebungslärm, verkehrstechnische Anbindung). Der Bedarf an Flächen für den Hochwasserschutz und für zentrumsnahes Wohnen sind zu berücksichtigen. Die Untersuchungen zur Altlastenproblematik werden das endgültige Planen ebenso beeinflussen wie die Absichten der europäischen Geschäftsleitung des aktuellen Eigentümers.
Vorgesehen bei der Entwicklung ist eine Art Drei-Phasen-Modell. Zunächst müssen Flächen für die Acher ausgewiesen, die Bausubstanz überprüft, Grundstücke baureif gemacht werden, bevor die elf Hektar erschlossen werden, die für Gewerbe, Einzelhandel, Wohnen oder Kulturschaffende genutzt werden könnten. Die Idee einer richtigen Stadthalle steht im Raum. Zuletzt wird das Gebiet »nachfrageorientiert aufgesiedelt«, wie es so schön in der Ratssitzung im Juli hieß.
Brachfeld
Die Fläche zwischen Friedhofsgelände und Gymnasium entlang der Berliner Straße ist stolze 20 Hektar groß. Nach und nach hat die Stadt über die Jahre ein zusammenhängendes Gebiet aufgekauft. Daher bietet das Areal beste Voraussetzungen für eine mittel- bis langfristige Wohnbebauung. Sie könnte den Bedarf der Stadt Achern auf viele Jahre hinaus decken.
Verkehrstechnisch ist dieses Areal allerdings eine Herausforderung, es fehlt derzeit an einer ausreichenden Anbindung. Die Infrastruktur muss daher erst in einer umfassenden Verkehrskonzeption geprüft werden, heißt es aus dem Rathaus. Die Fortschreibung des Flächennutzungsplans wird dann grundsätzlich die Weichen stellen.
Lammbrücke
Für die städtischen Freiflächen an der Lammbrücke zu beiden Seiten der Hauptstraße hat sich der Gemeinderat für eine Verwertung im Sinne des aktuellen Bebauungsplans ausgesprochen. Der Teilbereich nördlich der Hauptstraße soll als Parkfläche und der südliche Bereich für eine Bebauung genutzt werden. Wie schon beim Areal »Badischer Hof« soll ein Wettbewerb die städtebaulich optimale Lösung ergeben.
Ehemaliger Übungsplatz
Der Bereich des ehemaliges Standortübungsplatzes ist auch eine große Brachfläche. Sie steht wie die Illenauwiesen im Eigentum des Bundes. Im aktuellen Flächennutzungsplan ist dort allerdings keine bauliche Nutzung vorgesehen.